Digitalisierung im Tourismus eröffnet eine Welt voller Möglichkeiten und bringt gleichzeitig enorme Herausforderungen mit sich. So gilt es, einerseits die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen und andererseits diesen Wandel aktiv anzunehmen. Im Zuge dessen wagt Thüringen einen innovativen Schritt und präsentiert als erstes Bundesland einen Digital Showroom.
Der Digital Showroom – Realität und digitale Welten werden eins
Ein Digital Showroom verschmilzt reale und virtuelle Inhalte und Welten zu neuartigen Präsentationen. Digitale Ausstellungsflächen und interaktive 3D-Darstellungen ermöglichen nicht nur eine ganz neue Art der Bewerbung, sondern auch eine emotionale Markenerfahrung, die das Unternehmen bzw. sein Produkt breitgefächert präsentiert. Mit dem richtigen Storytelling-Ansatz können immersive und beeindruckende Marken- und Produkterlebnisse geschaffen werden. 360-Grad-Videos und Virtual-Reality Anwendungen beispielsweise sind Trends, die sich in den letzten zwei Jahren etabliert haben und immer mehr Aufmerksamkeit gewinnen. Gerade Tourismusunternehmen können so Reisedestinationen auf eine völlig neue und besonders wirkungsvolle Weise inszenieren.
Vorgemacht hat es die Automobilbranche, doch im Tourismus bietet sich eine virtuelle Inszenierung geradezu an. Thüringen setzt diesen Ansatz als erstes Bundesland Deutschlands im Bereich Destinationsmarketing um. Pünktlich zur Fertigstellung der neuen ICE-Stecke Berlin – München mit Erfurt als Knotenpunkt eröffnet die digitale Erlebniswelt „360 Grad – Thüringen digital entdecken“ am Erfurter Hauptbahnhof. Das Projekt ist Teil der Digitalisierungsstrategie des Thüringer Wirtschaftsministeriums und wurde von der Thüringer Tourismus GmbH umgesetzt.
Wie gestaltet sich Thüringens Digital Showroom?
Das Format einer Tourist-Information wird in Erfurt neu definiert. Herzstück der Erlebniswelt ist ein Roboter. Spuren auf dem Boden führen zu ihm, in einen Raum voller Bäume, in dem verschiedene Stimmungen des Tages durch farbiges Licht erzeugt werden. Der Roboter ist Teil einer Landkarte und führt die Besucher durch vier verschiedene Themenrouten des Freistaats. Silhouetten bekannter Thüringer Persönlichkeiten wie Johann Sebastian Bach, Martin Luther oder Walter Gropius erzählen kleine Geschichten und informieren so über das Land.
„Der Umgang mit dem Roboter gestaltet sich sehr intuitiv“, sagt Johanna Rothhardt, Social Media Managerin der Thüringer Tourismus GmbH. Er wird durch ein Drehrädchen navigiert, mit dem die einzelnen Touren angewählt werden. Hat man sich für eine entschieden, spielt der Roboter ein Video in der gewünschten Sprache ab und führt damit durch die einzelnen Regionen.
Im nächsten sogenannten „Weitblick“-Raum können die Besucher Thüringen mit einem VR-Video erkunden. Hier entsteht eine Brücke zwischen Wirklichkeit und virtueller Realität. „Man fliegt über die Sehenswürdigkeiten des Landes, wie z.B. die Wartburg, den Rennsteig oder Weimar. Außerdem läuft man durch die Drachenschlucht, wo es an der ein oder anderen Stelle etwas enger wird und man einen Eindruck von den räumlichen Gegebenheiten vor Ort bekommt.“, erzählt Johanna Rothhardt. Das VR-Video soll inspirieren und Besucher bewegen, in Thüringen zu verweilen.
Auch persönliche Beratung sowie Broschüren und Kartenmaterial, wie sie Besucher bislang aus der Tourist Information kannten, ist weiterhin im Raum „Der gute Rat“ vorhanden. Außerdem befindet sich hier eine interaktiver Multi-Touch-Tisch, der den Besucher einmal mehr zum Ausprobieren einlädt. Dieser Tisch funktioniert wie ein überdimensionales Tablet, das auf Videos oder Unternehmenswebseiten verlinkt und Informationen zu Ausflugszielen, Gastronomie oder Hotellerie bereithält.
Weiteres technisches Highlight in diesem Raum ist die Social Wall. Damit haben Gäste die Möglichkeit den Raum aktiv mitzugestalten, indem sie selbst einen Beitrag auf einer Social-Media-Plattform posten und ihn gleich im Anschluss auf der Wall sehen können. Um den User Generated Content sichtbar zu machen, entwickelte die Thüringer Tourismus GmbH den Hashtag #360GradThüringen, wodurch die Inhalte gefiltert werden. Darüber hinaus wird ebenfalls der bereits etablierte Hashtag #deinThüringen verwendet, um der Community authentische Bilder des Landes zu zeigen.
Bereits im ersten Monat nach Eröffnung des Showrooms seien die Besucherzahlen gestiegen. „Er macht neugierig. Die Besucher sind von dem neuen Angebot überrascht. Auch wenn man denkt, dass es eher was für die jüngere Generation ist, also für Digital Natives, stimmt das nicht. Es waren auch schon einige ältere Besucher vor Ort, die total begeistert waren“, berichtet Johanna Rothhardt.
Tourismusanbieter brauchen digitale Angebote
Zukünftig wird sich die touristische Entwicklung weiterhin vor allem im Bereich der Digitalisierung abspielen. Da sich immer mehr Urlauber bei der Auswahl ihrer nächsten Reise vor allem digital inspirieren lassen, müssen Tourismusanbieter diesen Trend weiterverfolgen und entsprechende Angebote parat haben. Hier lautet das Stichwort: interaktive Markenerlebnisse. Content Marketing im Tourismus lebt von der Inspiration und der emotionalen Darstellung von Reiseerlebnissen, welche es auszuwählen sowie an geeigneter Stelle zu präsentieren gilt.
Die Herausforderung der Tourismusanbieter ist es, ihre Angebote an die Wünsche des heute anspruchsvoller werdenden Urlaubers anzupassen. Das Ziel ist es, Geschichten zu erzählen, die Besucher inspirieren und Reisemotive schaffen. Ein Digital Showroom wie „360 Grad – Thüringen digital entdecken“ bietet hierfür vielversprechende Möglichkeiten.
Bildquellen: Thüringer Tourismus GmbH, Elisa Curth