Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Seltsame Zukunftsthesen zur Blogosphäre

1 Minuten Lesedauer

Der Jetzt.de-Journalist Tobias Moorstedt stellt neun „Thesen zur Blogosphäre“ auf, in denen er leider nicht wirklich der Relevanz und der „Zukunft des Zukunftsmediums“ gerecht wird. Vieles wirkt dabei leider sehr gewollt. Auf die Chancen und die Trends geht er in seinem Artikel nicht wirklich ein. Besonders seltsam und klischeebehaftet wirkt folgende Aussage von Moorsteedt:

„Die Blogosphäre ähnelt eher einem durch Trackback und RSS hochgradig vernetztem Dorf, das gerade durch die Vernetzung und der Zitat-Gegenzitat-Logik eine Illusion der eigenen Relevanz produziert.“

Wie illusionär die eigene Relevanz der Blogger wirklich ist, dürfte dem Jetzt-Autor schon bald durch eine Google-Recherche seines eigenen Namens deutlicher werden. Schließlich tragen Blogs auf nicht unerhebliche Art und Weise zum Erscheinungsbild von Personen im Netz bei. Sie sind längst ein Instrument der digitalen Reputation. Natürlich leiden nicht wenige Blogs unter ihrer Selbstreferentialität und Selbstbespiegelung. Keine Frage. Aber dennoch hat das wenig mit einer Illusion zu tun. Dazu sind die Googlability und das Bloggen viel zu mächtig geworden. Personaler werfen gerne einen Blick ins Internet, um bei einer Jobentscheidung auf Nummer Sicher zu gehen. Deshalb genügt es auch nicht, auf einige prominente Blogger zu verweisen, die in der Medienwelt Karriere gemacht haben:

„So sehr diese Menschen vom Internet profitiert haben und in dieser neuen Welt berühmt geworden sind, so sehr wollen sie aus dem unsicheren und unrentablen Ghetto raus kommen. Schon paradox: Selbst für die Avantgarde des Web 2.0 ist die Stabilität der Mainstream-Medien attraktiver als das ach so zukunftsfähige Internet. Leider haben die Ex-Internet-Stars die Herrschaft ihrer neuen Arbeitgeber zuvor mit ihren Blogs ins Wanken gebracht.“ (jetzt.de – New Blogs On The Kids)

Angesichts der großen Zahl der Blogger ist eine Verallgemeinerung der wenigen Beispiele nun wirklich an den Haaren herbeigezogen. Jedenfalls fühle ich mich in einem weltumfassenden „Ghetto“ mit mehr als 58 Millionen Bloggern durchaus wohl. Rainer Helmes zieht ein nettes Fazit, dem ich mich gerne anschließe: „Nur ein getroffener Hund heult!“

Klaus Eck

technorati tags:Zukunft, Medien, Blogs

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

12 Replies to “Seltsame Zukunftsthesen zur Blogosphäre”

  1. Blog-Bashing: Whos next?

    Gerade bei Klaus Eck entdeckt: Tobias Moorstedt (Blogger Autor bei jetzt.de) schreibt ber Blogger. Natrlich negativ – wie solls auch anders sein.
    Mal wieder einer der nicht versteht was Blogs sind. Blogs sind keine Philosophie oder Lebensei…

  2. So ganz verstanden hat Herr Moorstedt das Phänomen Bloggen wohl nicht.
    Sein Punkt 9.) zeigt z.B.deutlich, dass er noch nichts davon gehört hat, neben eigenen Blog-Einträgen auch andere Blogs zu lesen, zu kommentieren usw.
    Aber wie groß die Bloggerszene auch immer sein mag, ob nun ein paar Millionen mehr oder weniger ist mir ziemlich egal.
    Die Kontakte und deren Qualität, die ich bisher über das Bloggen aufbauen konnte, sprechen für sich.
    Das wird Herrn Moorstedt, mangels eigenem Engagement, wahrscheinlich verborgen bleiben.

  3. Gerade beim Punkt Blog-Vernetzung fällt mir stets die These von Rob Reid (listen.com) ein:
    „In a world of infinite choice, context – not content – is king.“
    Wenn die klassischen Medien irgendwann einmal realisiert haben, dass der von schlecht ausgebildeten und noch schlechter bezahlten Journalisten zu 70% aus Pressemeldungen generierte „Content“ die tatsächliche „Illusion der eigenen Relevanz“ sein könnte, reden wir weiter.
    Bis dahin erfüllen die durch Blogs via Trackback und RSS erzeugten Beziehungsstrukturen genau eines: Kontext. Vitamin B. Vielfalt. Auswahl.

  4. Der Drang der Blogger in den Mainstream hat schlicht einen Grund: Geld.
    Denn Blogger können nur auf drei Arten Geld verdienen:
    a) sie gehen in Mainstream-Medien
    b) sie werden selber zu Publishern
    c) sie nutzen das Blog um was ganz anderes (meist: Blog-Consulting) zu verkaufen
    Sie können auch (kicher) Google Adwords schalten. Aber das ist maximal ein Hartz-IV-Ersatz …

  5. „ähnelt … einem durch Trackback und RSS hochgradig vernetztem Dorf“.
    Obwohl ich selbst begeisterter Blog-Leser, -Schreiber, -Kommentierer bin, teile ich diese Meinung (noch) völlig. Denn zunächst einmal sehe ich das Dorf hier nicht als negativ besetzt, oder rückständig, wie es doch heute sprachlich in der Regel der Fall ist.
    Vielmehr ist ein Dorf ein kleines, überschaubares Sozialgefüge, in der sich die meisten kennen und es eine Art von gegenseitiger Vertrauensbasis gibt und Leute außerhalb des Dorfes höchstens mal eine Nacht in der Herberge bleiben, aber in diese Sozialgefüge dringen sie in der Regel nicht vor.
    Millionen Menschen in diesem Lande haben gehört was Blogs sind, mal vielleicht einen besucht. Aber im Grunde scheren sie sich nicht darum, welche Reputation Hansi Müller derzeit bei Google hat. Sie stehen außerhalb des Systems und damit halte ich „Illusion der eigenen Relevanz“ nicht für ganz unberechtigt. Wäre dem nicht so, würde das Thema doch auch außerhalb der Blogosphere diskutiert. Wo sind diese Stimmen?
    Aber zugegeben, das ist der Status quo, in ein paar Jahren wird die Sache schon ganz anders aussehen.

  6. Christian, das sehe ich genau so! „Famous for 15 people“ könnte man in Abwandlung eines berühmten Mannes Aussage formulieren.
    Daraus Irrelevanz zu schließen, wäre reine Dummheit. Aber den dörflichen Charakter zu bestreiten, kommt mir auch etwas übertrieben vor.
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe, Klaus – aber ich fand den Artikel nicht nur gut, sondern ich erlebe, dass Menschen, die ich in Seminaren langsam an das Phänomen rangeführt habe, ihn begeistert aufnehmen, weil er die Faszination und die Fremdheit spiegelt, die sie noch empfinden.
    Was der Artikel unterschätzt ist der (für uns Kommunikatoren wichtige) Longtail – aber den erwähnst du ja auch nicht hier. Hmmm.

  7. @ Wolfgang: Vermutlich meinst Du einen völlig anderen Artikel, den man hiermit nicht vergleichen kann. Mir geht es in diesem Fall ohnehin vor allem um das Unverständnis, dass den Blogs entgegen gebracht wird.
    Gegen den Dorf-Charakter habe ich grundsätzlich auch nichts, schließlich gibt es die Selbstreferentialität vieler Blogs. Allerdings gibt eigentlich nicht nur ein Dorf, sondern viele Dörfer, in der jeweils bestimmte Gruppierungen „leben“ und darin ihre Eigenarten pflegen. Die Blogszene hat sich längst fragementiert. „Kleinbloggersdorf“ passt angesichts der Zahl der Akteure längst nicht mehr. Hierbei spielen weit mehr als nur 100 Influencer eine Rolle.
    Dennoch einfach so die Relevanz des Phänomens abzutun, wirkt doch etwas zu einfach.
    @ Christian: Noch kümmert es wenige, wie sie in Google gefunden werden. Doch das dürfte sich ändern, wenn die Folgen bekannter werden. Das hat Jochen Mai vor kurzem in seinem sehr guten Wirtschaftswoche-Titel zum Thema „Karrierekiller Google“ auf den Punkt gebracht.
    @ Joachim: Nicht alle Blogger wollen beraten oder auf sonstigem Wege Geld verdienen. Manche bloggen nun wirklich aus Spass an der Freud.

  8. @Klaus: Ich fand Jochens Experiment mit Herrn Fakeman auch klasse – aber den Artikel und den Titel mal wieder (wie so oft bei der WiWo) völlig übertrieben und aufgeblasen. Und gefähr so wie die Dummschwätzer-Szenarien, die behaupten, dass Blogs massenhaft Marken (Brands) zerstören. Nenn mir mal eins. Nenn mir mal eine (nur eine!) von Google gekillte Karriere. Hab bei Jochen nicht eines gefunden, das ich überzeugend fand. Bei den Beispielen bisher war meine Reaktion ein Schulterzucken mit „dann haben sie (die Personaler) ihn auch nicht verdient“.
    Was bin ich froh, dass ich bei einem US-Unternehmen bin, in dem es eine kulturell bedingte Zustimmung zur Meinungsfreude bei Mitarbeitern gibt….

  9. @ Wolfgang: Gut fand ich, dass Jochen Mai das Thema „digitale Reputation“ überhaupt aufgegriffen und damit zur Diskussion gestellt hat. Sein Fakeman ist wirklich genial, weil erst eine Kunstfigur wirklich deutlich macht, wie sich digitale Spuren verbreiten…
    Über die Beispiele und den Online-Pranger kann man sich in der Tat streiten, das ist wahr, aber darum geht es mir auch weniger. Letztlich tragen die vielen kleinen Informationshäppchen in Google dazu bei, eine digitale Identität zu formen. Ich bin mir sicher, dass der Stellenwert dieser Images, die wir in Google hinterlassen langfristig ihre Wirkung entfalten. Das zeigen mir meine Gespräche mit einigen Headhuntern und Personalern. Außerdem informieren sich viele Menschen längst über Produkte, Services, Unternehmen und Personen online, bevor sie sich für einen Kauf oder zu einer Kontaktaufnahme entscheiden. Das durfte ich in den vergangenen beiden Wochen mehrfach erleben.

  10. Der Journalist provoziert doch ohne Ende, in dem er alle und alles über einen Kamm zieht. Nehme mal nur den Punkt 7. In dem Punkt wird er wohl vielen Bloginhabern auf die Füße treten und doch wird es unter ihnen welche geben, die „korrupt“ sind. Was passiert den bspw. bei Sponsoring und wieso sollte ein Blog sowas tun? Man kann es auch mit wenigen Worten sagen: Steigerung des Traffic auf der eigenen Seite, was bei enthalten von Adsence dazu führt, daß mehr Leute auf diese klicken etc… Und gerade durch die Verlinkung des Blogs untereinander schaukelt sich das ganz in Google hoch. Nur hat der „Sponsor“ einen Vorteil er profitiert von der Verlinkung der Blogs untereinander mit einem einzigen Backlink während der jeweilige Blog nicht weiß, worauf er sich einlässt.
    Nimm ein „Dorf Blog“ und ein „Dorf Unternehmen A“ und Google macht aus beiden eine Stadt. Deswegen spricht der Jetzt_de-Journalist auch von Dorf, um einmal zu provozieren und sämtlichen Personen auf die Füße zu treten, damit die sich über ihn auslassen und jeder egal ob google, blogger oder jetzt_de Journalist und jeder fällt darauf rein… Lieber ein schlechtes Image in einer Welt als in allen Welten ein Gutes. Und es wird immer ein paar schwarze Schafe geben, die bei der eigentlichen Idee eines webblogs bleiben.

  11. … aber eines muss man dem jetz.deigen Kollegen Tobias Moorstedt lassen: Die Überschrift „New Blogs On The Kids“ ist (Blaulicht an und hüpfen) spitze!
    Gruß Guido
    … bisschen Bissiges auf Fokus-Erfolg.de

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