Darf man in einem Blog, Forum oder generell in einem Portal überhaupt Texte von Autoren zitieren? Eine Frage, die mir in meinen Seminaren nicht selten gestellt wird. Im Urheberrecht ist das Zitieren eigentlich einigermaßen klar geregelt. Doch das genügte der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeine Zeitung im Falle eines Streites mit dem Perlentaucher nicht mehr. Die Zeitungen streiten mit dem Rezensionsservice seit mehr als einem Jahr über die kommerzielle Nutzung ihrer Inhalte.
Die Perlentaucher-Redaktion nutzt Versatzstücke aus den Originalen und fasst deren Inhalte kurz zusammen. Wenn der Ursprungstext online
verfügbar ist, wird der entsprechende Artikel sogar verlinkt. SZ und FAZ
missfällt dennoch daran, dass die Abstracts es angeblich überflüssig
machen, den ursprünglichen Text zu lesen. Für den 11. Dezember wird ein Urteil des Oberlandesgericht Frankfurt erwartet, das zu ungunsten des Perlentauchers ausgehen könnte.
Ich bin gespannt, welche Auswirkung die gerichtliche Entscheidung auf die deutsche Blogosphäre und die gesamte Social Media-Landschaft haben wird. Falls das Urteil tatsächlich wie erwartet erfolgt und nach der zu erwartenden Revision bestehen bleibt, hätten Verlage die Möglichkeit, gegen zahlreiche Blogger vorzugehen, die immer wieder deren Medien zitieren. Im schlimmsten
Fall ist mit einer Abmahn- oder Klagewelle der Urheber gegen Blogger zu
rechnen.
Davor schützen können sich Blogger jedoch, in dem sie auf die Übernahme größerer Textmengen verzichten und vorsichtig zitieren. Der Eigenanteil sollte in einem Blogbeitrag ohnehin bei einem Zitat immer größer sein als der Orginaltext. Es empfiehlt sich daher, als Blogger den eigenen Stil zu überprüfen und gegebenenfalls alte Texte entsprechend anzupassen, damit man künftig vor Abmahnungen gefeit ist.
Ein negatives Urteil für den Perlentaucher hätte weitreichende
Konsequenzen für unseren Umgang mit Informationen und würde die bisherige Offenheit in der Verlinkung und Zitationsweise von Inhalten wieder einschränken, weil Blogger sich aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen, stärker zurückhalten dürften. Gleichzeitig entgeht Verlagen dadurch das Blogmarketing, welches durch die Linkhinweise gegeben ist. Auf diese Weise verzichten Verlage auf innovative Formen des Social Media Marketings. In den USA setzen viele große Verlage hingegen bewusst auf die Einbeziehung von Blogs und profitieren von der Blogpromotion sogar.
Klaus Eck
Deutet das nicht andererseits an, dass es für manche(n) Zeit ist, professioneller zu werden? Sollte jemand, der sich mit Themen der abmahnenden Liga beschätigt, nicht auch wissen, wie man korrekt zitiert?
Das sehe ich genauso, allerdings ist es auch für die Medien eher kontraproduktiv, wenn sie nicht mehr in Social Media Welten zitiert werden.
Corporate Blogger müssen vorsichtig agieren. Aber wer sich bewusst mit den Zitatregeln, die alle auf Wikipedia (siehe oben) zu finden sind, auseinandersetzt, ist an für sich schon auf der sicheren Seite.
Also ich hoffe, dass die Sichtweise von SZ und FAZ doch bald einer aussterbenden Kategorie zuzuordnen ist.