Im Grunde ist es nur eine kleine Änderung, die Google gestern zunächst in den USA eingeführt hat: Die „Social Search“ wird nun prominenter in den Suchergebnissen dargestellt. Die von Marissa Mayer, Vice President of Consumer Products, bereits vor zwei Jahren vorgestellte Technologie ermöglicht es Google-Nutzern, bei einer Suchabfrage relevante Ergebnisse aus dem eigenen „Social Circle“ (Peergroup) zu finden.
Konkret werden zur beispielsweise Zeit Tweets, Flickr-Fotos, Youtube-Videos und Blogbeiträge uvm. in die Suchergebnisse integriert. Voraussetzung dafür ist, dass der Onliner die von ihm genutzten Netzwerke in seinem Google-Profil hinterlegt hat. Bislang noch nicht in Social Search fließen Facebook-Ereignisse wie Likes oder Shares ein. Da dies technisch jedoch ohne Probleme möglich ist – Bing als Facebook Partner setzt dies bereits um – ist eher eher eine politische bzw. finanzielle Frage, ob und wann auch diese die eigenen Google-Suchergebnisse beeinflussen werden.
Was bedeutet nun dieser – in meinen Augen überfällige Schritt von Google – für Unternehmenskommunikation und Markenführung? Zunächst wird eine seit einiger Zeit zu beobachtende Entwicklung auf die nächste Stufe gehievt: die Individualisierung der Suchergebnisse. Schon lange differieren die jeweils angezeigten Ergebnisse zu einer Suche von Person zu Person, basierend auf dem individuellen Nutzungsverhalten. Mit der nun deutlich prominenteren Google Social Search werden Informationen aus dem Netzwerk eines Onliners herangezogen, um zu ermitteln, welche Ergebnisse er zu seiner Suche erhält.
Damit bekommen Informationen aus Social Media abermals einen höheren Stellenwert, denn nun beeinflussen sie über die Suchergebnisse noch stärker die Markenwahrnehmung. Eine Entwicklung, die – mit Blick auf die Facebook-interne Suche, Bings „Like“-Auswertung und der Tatsache, dass sogar Google eigentliche noFollow-Links aus Social Media fürs Ranking heranzieht – sicherlich noch nicht abgeschlossen ist. Die wahrgenommene Reputation von Unternehmen wird also zunehmend vom digitalen Umfeld des einzelnen Nutzers bestimmt.
Für professionelle Kommunikatoren kann dies nur eines bedeuten: sie müssen noch mehr darauf bedacht sein, für ihr Unternehmen soziale Netzwerke aufzubauen, um unmittelbar oder indirekt über Multiplikatoren ihre Botschaften möglichst effektiv zu verbreiten.
Außerdem beeinflusst das Zusammenwachsen von Suche und Social Media das notwendige Selbstverständnis von SEO und (Online) PR. Während manche PRler zwar über SEO schimpfen, sehe ich die Lage anders: SEO und PR gehören online untrennbar zusammen, da sie letztlich ähnliche Ziele verfolgen: SEO will, dass bestimmte Inhalte gut gefunden werden, PR will mit bestimmten Inhalten gefunden werden (um xyz zu erreichen).
Klar wird dies beim Begriff Online Reputation Management (ORM), dem es darum geht, die Reputation von Marke und Unternehmen zielgerichtet zu beeinflussen. Eine Aufgabe, deren Erfolg sich vor allem – wenngleich nicht ausschließlich – daran messen lässt, welche Inhalte bei einer Suche nach als relevant definierten Keywords auftauchen. Für erfolgreiches ORM braucht es folglich sowohl SEO- als auch PR-Kompetenz. Auch deshalb sind gute SEOs längst Content-Experten und gute PRos verstehen und nutzen wie selbstverständlich SEO-Methoden.
Social Search wird beide Disziplinen nun noch enger zusammenbringen. Denn erfolgreiche SEO-Strategien werden künftig noch stärker Social Media mit einbeziehen müssen. Das für Social Media-Erfolge notwendige Kommunikations-Know-how wird also nochmals wichtiger – egal ob Sie es am Ende des Tages SEO, ORM, PR oder Online Marketing nennen. Erfolg hat derjenige, dem es gelingt, von den Nutzern in ihren Netzwerken akzeptiert und weiterempfohlen zu werden.
„Während manche PRler zwar über SEO schimpfen, sehe ich die Lage anders“. Och Menno, wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich schimpfe nicht „über SEO“! Ich schimpfe auf die Betrüger unter der SEO’lern. Bussi!
Aber wenn Du sagst, dass Ihr ORM betreibt, indem Ihr „schlechte Links“ (egal wie zutreffend sie sind) durch „verdeckt gekaufte Links“ aus den ersten drei Seiten drängt, dann kann ich nur laut „buuuuhhhh“ schreien 🙂
Denn dann macht Ihr genau das, was die Menschen früher an PR’lern (zu Recht) kritisiert haben: Nämlich arglistig manipulieren. Ein Netzwerk aufbauen und Menschen überzeugen, dass sie etwas Gutes schreiben: Super! Rein technisch oder mit verdeckten Tricks arbeiten: Foul!
schöner Artikel….!