Anonymität ist in Social Media Zeiten immer weniger en vogue. Viel lieber stellen wir unsere Fotos auf Flickr, die Videos auf Youtube oder tauschen uns in sozialen Netzwerken wie Facebook untereinander aus. Selbstverständlich darf jedermann nach wie vor anonym im Netz unterwegs sein, dann muss er allerdings auch ohne die Vorteile des Personal Brandings auskommen.
Wer möglichst schnell im Netz populär werden will, der kann dieses nach den Spielregeln des Boulevards vielleicht sogar schaffen. Eine gute und somit nachhaltige Online Reputation entsteht allerdings nicht wirklich über Nacht, sondern bedarf sorgfältiger Planung und langsamer Entwicklung. Schließlich geht es hierbei immer auch um den Aufbau von Vertrauen. Es genügt nicht, sich digital aufzuhübschen und eine perfekte digitale Fassade aufzubauen, alle negativen Artikel und unvorteilhaften Bilder aus dem Netz zu verbannen (zumal dieses kaum möglich ist).
Stattdessen sollten Sie sich eine persönliche Strategie überlegen, wie sie sich online und offline vorteilhaft in Szene setzen können. Das hat wenig mit Narzissmus zu tun, selbst wenn dieser nicht störend sein dürfte. Und es geht keinesfalls darum, sich als perfekter Saubermann zu inszenieren, der keine Schwächen mehr hat. Das ist eher ein Missverständnis, dem viele immer wieder unterliegen. Das Personal Branding unterstützt natürlich die beruflichen Chancen des Einzelnen. Deshalb lohnt es sich, die Regeln des Selbstmarketings kennenzulernen und für sich gezielt einzusetzen.
Heute halte ich auf der SAE Alumni Convention (PDF) einen Vortrag über das Thema Personal Branding. Grund genug, ein kurzes Ressüme zu ziehen und einige Tipps auf dem PR Blogger zu veröffentlichen:
Falls Sie eine starke Personenmarke aufbauen wollen, sollten Sie auf folgende grundsätzliche 10 Personal Branding Regeln achten:
- Ressourcen: Bevor Sie ein wahrnehmbarer Personal Brand werden, müssen Sie viel Zeit und Leidenschaft investieren, sich selbst findbar zu machen. Das setzt ein großes Durchhaltevermögen voraus. Nicht jedermann nimmt sich die Zeit dafür, in Social Networks aktiv zu sein, schreibt Blogartikel oder Bücher, um seine Expertise zu unterstreichen, oder twittert jeden Tag. Je stärker Ihre Online- wie Offline-Aktivitäten sichtbar werden, desto mehr Relevanz können Sie mit Ihren Themen entfalten und letztlich auch Agenda Setting in eigener Sache betreiben. Es erfordert eine gewisse Hartnäckigkeit, nicht bei ausbleibendem sofortigem Erfolg wieder auszusteigen. Je mehr Sie in Ihr Personal Branding investieren, desto eher werden Sie mit dieser Strategie auch Erfolg haben.
- Mit Begeisterung: Erst wenn Sie sich selbst davon überzeugt haben, dass Sie den richtigen Weg im Job gehen und für ihre Profession mit Leidenschaft eintreten, können Sie damit auch andere begeistern. Warum sollte jemand Ihnen etwas glauben, wenn Sie selbst daran zweifeln? Deshalb beschreiben Sie auf allen Kanälen (Facebook, Twitter, Blogs etc.), was Sie gerne tun und wofür Sie stehen (wollen). Hierbei sind Emotionen durchaus erwünscht.
- Selbstbewusst: Je besser Sie Ihre persönlichen Talente einschätzen können, desto leichter tun Sie sich auch bei Ihrer Selbstdarstellung online. Zunächst sollten Sie sich immer fragen, für welche Themen Sie persönlich stehen wollen. Wie würden Sie sich selbst taggen/verschlagworten? Falls Sie damit wenig anfangen können, dann googeln Sie sich doch einfach jetzt. Eine einfache Recherche zeigt Ihnen, wie Dritte Sie wahrnehmen und was diese eventuell bereits über Sie online publiziert haben. Überlegen Sie sich Keywords für Ihre Personenmarke und nutzen Sie diese konsequent für Ihr Personal Branding, damit jeder Kunde erkennen kann, wofür Sie stehen. Der digitale Bauchladen ist in der Selbstvermarktung keine Lösung. Ganz im Gegenteil. Die Fülle der unendlichen Möglichkeiten schränkt die Wahrnehmung ein. Manchmal genügt ein einziger Tag. Nutzen Sie die Chance und geben Sie fünf Tags in den PR-Blogger-Kommentaren ein, die Sie selbst beschreiben. Aber Vorsicht! Damit werden Sie tatsächlich gefunden.
- Persönlichkeit: Inwiefern unterscheiden Sie sich als Mensch von Ihren vermeintlichen Wettbewerbern? Wie einmalig ist Ihre Personenmarke, Ihr Personal USP? Jeder Mensch legt Wert auf seine Identität und möchte von anderen unterschieden werden können, ein Gesicht haben, das aus der Masse herausragt und nicht in der Unauffälligkeit untergeht. Deshalb trauen Sie sich ruhig und schreiben Sie auf Twitter oder in einem Blog abundzu auch über etwas Banales oder ein persönliches Erlebnis. Wenn dieses Ihren Charakter verdeutlicht und Ihnen dabei hilft, sich von anderen zu unterscheiden, ist es erst einmal wünschenswert. Wer Angst davor hat, Narziss genannt zu werden, darf sich gerne in sein Schneckenhaus zurückziehen, wird allerdings auch in der Öffentlichkeit kaum oder gar nicht wahrgenommen. Personal Brands müssen auftreten und zeigen, wie und wer sie sind, ansonsten werden sie ignoriert.
- Respekt: Ein Personal Brand werden Sie nicht dadurch, dass Sie versuchen, andere mit Ihren Inhalten zu kopieren oder diese negativ zu begleiten. Mimikry schützt uns vielleicht, aber verdeckt eine Marke eher. Denn Personal Brands leben vom Einzigartigen, dem eigenen, persönlichen Zugang zu einem Thema. Je mehr Sie sich an andere Personenmarken anlehnen und diese kritisieren, desto weniger fallen Sie selbst positiv auf. Warum sollten Sie das tausendste Blog zum selben Thema aufmachen, wenn andere Dinge möglich wären. Schwächen Sie sich nicht selbst, sondern suchen Sie Ihre Stärken. Kopisten und Krakeeler mag kaum jemand wirklich.
- Nachhaltigkeit: Wenn Sie jedes Jahr oder sogar jeden Monat einem neuen Thema hinterherhecheln (Hypes kommen und gehen) mögen Sie innovativ wirken, doch einem konsistenten Markenaufbau dient das nicht. Zu Ihrer Online-Marke gehören Bilderwelten, Texte, Videos und Networks. Nutzen Sie all diese Kommunikationsinstrumente konsequent, indem Sie sich jeweils auf identische Weise einbringen. Wenn man Sie nicht als Mitglied auf Facebook- und Xing identifizierenkann – oder an zwei verschiedene Personen denkt, sollten Sie beides vereinheitlichen.
- Namensidentität: Verzichten Sie lieber auf Pseudonyme und verschiedene Rollen, die eher den Betrachter verwirren. Sie müssen als Personal Brand in Ihrem Hauptbusiness immer erkennbar sein. Auf privater – nicht digitaler Ebene – können Sie andere Rollen leichter anonym leben. Im Web kommt irgendwann alles raus – weil Sie mit der Zeit das Bedürfnis verspüren, zu Ihren unterschiedlichen Identitäten zu stehen und Freundschaften zerbrechen. Bei der Regierungsbildung in den USA mussten alle Bewerber für Regierungsposten in der Obama-Administration ihre Pseudonyme offenlegen.
- Expertenstatus: Schreiben und reden Sie möglichst nur über Dinge, von denen Sie etwas verstehen, ansonsten werden Sie sehr schnell als plappernder Scharlatan entlarvt und müssen mit unliebsamen Folgen leben. Den Status eines Experten kann man in so einem Fall nur zeitweise aufrechterhalten. Außerdem lebt es sich unbeschwerter, wenn Sie Ihr persönliches Thema gefunden haben und mit Leidenschaft darüber sprechen.
- Meinung: Haben Sie keine Scheu davor, für etwas einzustehen und Ihre Meinung deutlich zu sagen. Seien Sie mutig und vermeiden Sie die langweilige Neuralität oder Passivität. Es macht viel mehr Spass, sich an Ihnen zu reiben, wenn Sie eine klare Botschaft haben. Mit Ihren Ansichten können Sie anderen Orientierung geben und erzielen Aufmerksamkeit. Meinungsmacher / Influencer werden gefragt. Die anderen hören nur zu. Sie entscheiden ganz persönlich, zu welcher Gruppe Sie gehören wollen.
- Perspektive: Am wichtigsten ist auch beim Personal Branding eine Idee, die Sie damit verbinden. Was wollen Sie in der Selbstvermarktung erreichen? Ist Sie nur selbstzweck – und wenig erfüllend oder haben Sie klare Zukunftsvorstellungen, vielleicht sogar Träume? Wer wollen Sie in fünf Jahren sein und für welche Themen verantwortlich sein? Verstehen Sie sich doch einfach als Unternehmer in eigener Sache, als eine ganz andere ICH-AG und seien Sie ein „Brand called you“ (Tom Peters).
Falls Sie mehr über diese Themen erfahren wollen, können Sie mir gerne auf Twitter unter Klauseck folgen. Alternativ können Sie natürlich auch den PR Blogger als RSS-Feed abonnieren. Ich würde mich über Ihr Vertrauen und Kommentar freuen. Wie sehen Sie Ihren Personal Brand? Wofür stehen Sie?
Klaus Eck
Großartiger Artikel, der einen guten ersten Überblick verschafft. Vor allem gut, dass am Ende nochmal darauf hingewiesen wird, dass es um die Perspektive geht und die Brand nicht um der Brand willen erarbeitet werden sollte, sondern um langfristige Ziele zu erreichen.
Ein Aspekt, der vielleicht noch erwähnt sein sollte, ist die Zielgruppe. Es wird zwar angerissen, einmal sich selbst zu googlen um zu sehen was andere über einen sagen, aber mir persönlich fehlt die Ausrichtung auf die eigene Zielgruppe. Man sollte sich Gedanken machen, wer diese Gruppe ist und wofür man in dieser Gruppe stehen möchte. Denn das Netz ist zu groß und vielschichtig, als dass man allen Gruppen gefallen und von überall positives Feedback zur eigenen Brand bekommen könnte.
Ich habe Deinen Artikel mit großem Interesse gelesen, weil ich gerade vor der Frage stehe, ob es sich „lohnt“ die „eigene Hände Arbeit“ von der Lohnsklaverei zur Selbstausbeutung fort zu entwickeln.
Ich sehe für mich durchaus „Marktpotential“, habe aber nur sehr unkonkrete Vorstellungen vom bürokratischen Aspekt des Selbstvermarktens.
Für wie problembehaftet hältst Du denn den Bereich Finanzamt, Behörden usw.?
Danke für einen sehr guten Artikel.
Ich glaube ich bin auf den Richtigen Weg – hoffe ich:
http://www.torbenrick.eu
Einmal mehr ein gehaltvoller Beitrag den ich 1:1 als Werkzeug einsetzen kann. Herzlichen Dank. Meine Tags? PR 2.0, Kommunikation, Natur, Experimentierfreude, Zielstrebigkeit. Ich liebe und geniesse die Entdeckung von Web 2.0. Es ist wie mit einem Stück Knetmasse: Erst ein harter Klumpen der mit der Zeit weich und geschmeidig wird. Was ich daraus forme, entscheide ich selber.
Super Beitrag! Gefält mir gut, wie Du die wesentlichen Themen in einen 10-Punkte-Plan gebracht hast. Ich habe erst dieses Jahr angefangen mich mit dem Thema intensiver zu befassen. Ein paar Buchempfehlungen dazu sind Jeff Jarvis‘ „What would Google do?“ und das gerade erschienene „Crush it“ von Gary Vaynerchuk. Er beschäftigt sich damit noch punktgenauer und gibt ausführliche Anleitung… Tags? Essen, Kochen, Trinken, Social Media, Reisen
Mir gefällt das Foto!
Na ok, der Artikel ist auch ganz gut … 😉
Das ist eine schöne Übersicht, die, wie hier in den Kommentaren bereits erwähnt wurde, wunderbar als Werkzeug benutzt werden kann!
Auf der anderen Seite könnte man allerdings auch argumentieren, dass diese Anleitung nicht nur für Online-Kommunikation gilt. Es ist viel mehr als das. „Persönlichkeit“ oder „Selbstbewusstsein“ sind Bestandteil eines universellen Kodex, der überall zur Anwendung kommt.
Viel Erfolg für eckommunikation!
Mir gefällt der Artikel wirklich gut! Hat mir wirklich gefallen und ich werd mal sehen, ob ich was davon umsetzen kann!
Schönes Foto und feiner Beitrag.
Gute Listen funktionieren immer… 😉
wie es auch mal bei copyblogger.com ganz treffend erklärt wurde.
Vielen Dank für diesen sehr interessanten Artikel!
Ich bin Medienstudent und beschäftige mich seit einigen Monaten mit diesem Thema und kann bestätigen, dass ORM eine sehr zeitintensive Angelegenheit ist. Ich glaube jedoch, dass sich die Mühe mittelfristig bis langfristig lohnen kann. Das eigene Online-Profil zu schärfen, sehe ich als eine Investition in mein zukünftiges Ich.
Da davon auszugehen ist, dass in Zukunft geradlinige berufliche Laufbahnen eher eine Seltenheit werden – dass man u. U. nicht nur häufig die Firma, sondern auch die Branche wechseln wird – stellt sich mir die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, sich auf ein bestimmtes Thema festzulegen, um auf diesem Gebiet Expertenwissen aufzubauen. Sollte man lieber auf ein Einzelthema setzen oder lieber auf einen Themenkanon? Und wie langfristig sollte die angesprochene, eigene Strategie zur persönlichen Markenbildung angelegt sein?
Guter Artikel! Hab ihn spät gefunden…aber immer noch ein Lichtblick! besser als dunkelheit