Kommunikation unerwünscht?

58 Sekunden Lesedauer

Auf Kongressen wird nach Herzenslust von Experten referiert, auf Podien diskutiert und unter den Teilnehmern kommuniziert. Viel zu selten, so dürften die Veranstalter solcher Tagungen denken, wird darüber in den Medien berichtet. Für Kommunikationsexperten aber sollte dies kein Problem darstellen. Sie schütteln professionelle Öffentlichkeitsarbeit nur so aus dem Ärmel, oder?

Zumindest die Macher des Kommunikationskongresses, nach eigenen Aussagen "das TOP-Event der deutschsprachigen Kommunikationswelt", kennen da kaum Probleme. Sie haben extra ein neues Tool erfunden, das sich "Kontingent kostenloser Einladungen für Pressevertreter" nennt. Schade nur, wenn dieses begrenzt ist und eine weitere, im Gegenzug natürlich ebenso kostenlose Berichterstattung deswegen nicht möglich ist. Eine Akkreditierung des prbloggers endete so in der Sackgasse. Oder?

Das Tool hat selbstverständlich auch hier für eine Antwort: "Es
steht Ihnen selbstverständlich frei, sich als Teilnehmer für den
Kongress anzumelden. Die Teilnahmegebühr (780 Euro – d.A.) ist für
Inhaber eines Presseausweises um 25 Prozent ermäßigt.
"

So müssen die Leser des prbloggers leider auf ein Live-Blogging vom Kongress verzichten.

Eine Möglichkeit gäbe es noch: Beim PR-Netzwerk
gibt es wohl ein unausgeschöpftes Kontigent kostenloser Einladungen:
Hier werden Karten verlost für Menschen, die (kostenlos)
Öffentlichkeitsarbeit für den Kongress machen: "Berlin ist zum
Greifen nah! (…) Schreibe eine Presseankündigung für den
Kommunikationskongress und überzeuge die Redaktion einer a) regionalen
Berliner Tageszeitung oder b) einer bunten Illustrierten, davon, dass
dieses Event unbedingt Berichterstattung verdient.
" Also ist Öffentlichkeitsarbeit doch erwünscht?

Schade nur, dass der prblogger als Fachmedium wohl in keine der genannten Kategorien fällt.

Kai Lehmann

4 Replies to “Kommunikation unerwünscht?”

  1. Wenn ich das PR-Netzwerk richtig verstehe (es ist etwas kyptisch formuliert – denn bei der Aufgabenstellung werden ja nicht mehr Teilnehmer überhaupt in Frage kommen als Karten da sind. Naja.), bekomme ich also eine Eintrittskarte, wenn ich erfolgreich kostenfrei Pressearbeit gemacht habe?
    Bitte????
    Was ist das denn für ein schräges Angebot? Vor allem dass sich Wallrabenstein dafür hergibt, entsetzt mich etwas.

  2. Die Aktion von prnetzwerk.de ist für die Mitglieder des Netzwerks gedacht (junge PR-ler unter 30 mit ersten Erfahrungen in der Branche)als Wettbewerb. Es kann also nicht von „kostenloser Öffentlichkeitsarbeit“ für den Kongress gesprochen werden. Der Kommunikationsverlag schreibt seine Pressemitteilungen schon selber…;-)

  3. Die Presse- und Fachpresse sollte Veranstaltungen, die solch eigenartige PR- und Pressepraktiken an den Tag legen einfach ignorieren. Das riecht nach Abzocke und unproffessioneller Kommunikation.
    Karl Valentin hätte vor einigen Jahrzehnten dazu gesagt, „das ignoriere ich nicht einmal“.

  4. Naja, man sollte beachten, dass der Bundesverband, seine Kongresse und die dazugehörige Zeitung quasi ein branchenübergreifender Haufen von Pressesprechern ist, der selbstreferentiell permanente Nabelschau betreibt und nicht nur HomeStories feiert, die keine seriöse Presse oder Veranstaltung verunstalten würden. So gesehen ist jegliche Einladung eine Degradierung journalistischer Arbeit. Denn wie sagte noch Prutz 1845″„Journalismus überhaupt, in seinen vielfachen Verzweigungen und der ergänzenden Mannigfaltigkeit seiner Organe, stellt sich als das Selbstgespräch dar, welches die Zeit über sich selber führt. Er ist die tägliche Selbstkritik, welcher die Zeit ihren eigenen Inhalt unterwirft;“…
    Dazu ist kein weiterer Kommentar nötig. Erinnert mich alles an dolle Medienarbeit beim BITKOM, DIHK und BDI…

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