Vor rund einer Woche ist die Nachrichtenagentur AP eine Kooperation mit Technorati eingegangen. Dadurch können AP-Kunden neben den News auch noch Informationen aus Blogs beziehen. Sie erhalten im "AP Hosted News"-Service die jeweils passenden Blog-Links zu ihren Nachrichten und könnten diese für ihre eigene Berichterstattung nutzen. Das erleichtert Journalisten, die für ihre Arbeit AP-Informationen nutzen, die Online-Recherche im Blog-Bereich. Dank der Rubrik "Related Blogs" können sie sehen, wie die Resonanz auf einzelne AP-Meldungen in der Blogosphäre ist und dies ggf. berücksichtigen.
Frank Patalong vertritt im Spiegel die Ansicht, dass die Nachrichtenagentur AP dadurch wieder das "Original" in den Vordergrund stellen will. Schließlich verliere die Nachricht im Internet immer mehr an Gewicht. Für viele Leser ist längst "das Lesen über eine Nachricht" wichtiger geworden. Das wirkt sich inzwischen anscheinend auch auf die Auflagenhöhe der Zeitungen aus. Im US-Markt haben die Zeitungen allein 2005 rund 2,5 Prozent ihrer Auflage verloren. Demgegenüber verdoppelt sich die Zahl der Blogs noch immer alle sechs Monate (siehe aktuelle Technorati-Zahlen).
Wer den Links des neuen AP-Service folgt, wird direkt zu einer speziellen Technorati-AP-Seite geführt, die die in Blogs am meisten diskutierten AP-Nachrichten vorstellt. Technorati bietet seine Blog-Suchergebnisse auch den Medien an. So präsentieren auch die "Washington Post" und die "Newsweek" in ihren Online-Auftritten Technorati-Lösungen, die den Nachrichten weiterführende Links auf Blogs hinzufügen.
Der Monitoring-Anbieter Technorati selbst geht davon aus, dass von solchen Deals die Blogger am meisten profitieren werden. Schließlich werden dadurch die Kommentare von Bloggern weltweit verbreitet und das im Kontext von bekannten Medien. Viele Leser dürften auf diese Weise erstmals Blogger und deren Ansichten kennenlernen.
Profitieren werden davon die Leser. Wie Olaf Nitz in seinem Weblog über Social Software ganz richtig anmerkt, sind Blogs und Journalismus letztlich zwei ergänzende Teile eines Ganzen. Es geht somit auch nicht um eine Auseinandersetzung zwischen beiden, sondern vielmehr darum, wie sich eine journalistische Berichterstattung und die subjektiven Ansichten von Bloggern gegenseitig befruchten können.
Es macht meiner Ansicht nach keinerlei Sinn, über die Gatekeeper-Funktion der Journalisten oder
den wahren Journalismus zu streiten und den Grasswurzeljournalismus
der Blogger einfach als Laienjournalismus abzutun. Stattdessen stellt sich doch
vielmehr die Frage, wie der User Generated
Content sich auf den Journalismus insgesamt auswirkt. Denn es fällt schwer, einige Millionen Blogs in Gänze zu ignorieren. Diese wirken sich auch auf das journalistische Selbstverständnis aus. Einige
Veränderungen sind bereits heute erkennbar. Die Zahl der Links in den
Online-Nachrichten hat bei vielen Medien deutlich zugenommen. Zudem haben viele Medienhäuser Blogs als neues Medienformat in ihr Online-Angebot integriert.
>> Spiegel Online: Frank Patalong: Medienwandel: AP umarmt Technorati
>> Technorati Weblog: Technorati Teams With The Associated Press to Connect Bloggers To More Than 440 Newspapers Nationwide
>> Technorati Weblog: State of the Blogosphere, April 2006 Part 2: On Language and Tagging
>> Olaf Nitz: Integration und Ergänzung: Blogs in Nachrichten
>> PR Blogger: Blog-Bashing: Ritter der Schwafelrunde
>> PR Blogger: Blogs keine ernsthafte Gefahr für den Journalismus?
>> PR Blogger: Studie: Viele Journalisten nutzen Blogs bei der Recherche
Klaus Eck
Interessante Entwicklung. Derzeitige Einschränkung ist allerdings die Beschränkung auf bei AP gehostete News Seiten. Es wird also z.Zt. nur die erste Link-Generation, die direkt auf die gehostete AP-Seite verlinkt, ausgewertet.
Beispiel für die AP Stamm-Nachricht, die von Technorati ausgewertet wird: hosted.ap.org/dynamic/stories/I/IMMIGRATION
(Dahinter hängt dann noch die die nicht verwendete ‚Personalisierung‘ der gehosteten Seite z.B.:?SITE=NYBUE&SECTION=HOME&TEMPLATE=DEFAULT&CTIME=2006-05-23-15-49-32
Die Meldung der Backlinks zur gehosteten AP-Seite ist ja schon ganz praktisch für diese Zwecke, aber was passiert mit den Zweit-Linkern ‚in the wild‘, also den Leuten, die nur noch auf den kommentierenden Blogeintrag linken? Der zweite Schritt wäre also die Nachverfolgung der zweiten und dritten Generation von Links zu einem AP Thema.
Auch das Thema Technorati-Spam sehe ich da schon anrollen. Ein Spammer braucht ja bloß auf den AP Artikel zu verlinken …