Einen fundamentalen Wandel des Journalismus erwartet Norbert Bolz, Professor für Kommunikationswissenschaft, und formuliert diesen Anspruch in einem Beitrag des NDR. Das Web 2.0 zeigt, wie einfach es ist, selbst als Freizeitredakteur und als Konkurrent der alten Medien zu veröffentlichen. „Das ist für mich die spannendste Frage, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass der klassische Journalismus sich am Leben halten kann, ohne sich fundamental zu verändern“, meint Bolz, „einfach deshalb weil die Erwartungen an den klassischen Journalismus – nämlich objektive Berichterstattung – gar nicht mehr das Zentrum des Bedürfnisses der Jugendlichen trifft. Was sie wollen, ist gar nicht Objektivität, sondern Authentizität.“
Blogs bedienen hierbei das Bedürfnis nach Subjektivität bestens. Anscheinend interessiert das die Menschen am meisten. Wenn sich die Laien online organisieren, sollten sich Journalisten nach Ansicht von Norbert Bolz und Jan Schmidt vorsehen. Der Bamberger Kommunikationswissenschaftler meint: „Die Stellung des Journalismus als Gatekeeper verschwindet!“ Alles wird in Zukunft von Laien veröffentlicht, was sich online publizieren lässt. Ethische Grenzen und eine redaktionelle Zensur ist dabei anscheinend nicht mehr vorgesehen. Deshalb können Augenzeugen direkt aus Katastrophengebieten und von der Hinrichtung des ehemaligen irakischem Saddam Husseins berichten.
Ich freue mich darauf, das Thema Journalismus versus Blogs demnächst auf den Nextperts Breakfasts in Hamburg und Berlin vertiefen zu dürfen. Wir haben bereits einige spannende Referenten angefragt, die wir in Kürze an dieser Stelle präsentieren werden.
>> NDR Fernsehen – Neue Konkurrenz – Wie das Web 2.0 den Journalismus verändert
>> Nachhaltig: Nextperts: Journalismus & Blogs
>> Media coffee Blog: Petra Sammer: Wo sind die Qualitätssicherungssysteme
>> PR Blogger: Nextperts 9.0: Qualitätsjournalismus & Blogs
>> via Robert Basic
Klaus Eck
technorati tags:Journalismus, Online-Journalismus, Web2.0, Journalist, Blogs, Laienjournalisten
Web 2.0
Wie schreibt der Handelsblatt blog so schön
Über Web 2.0 kann man sich den Mund fusselig reden – oder einfach ein geniales Video drehen, so wie es Professor Michael Wesch von der Kansas State University gemacht hat. Ein absolutes Muss.
YouTube Direkt…
Lieber Klaus,
darf ich hier gleich ein Double-Feature loswerden?
Dein Beitrag „Die Bloggerwelt als Spiegelkabinett“ trifft das Thema im Kern. Da gibt es die Blogs, die aufgrund ihrer Qualität, der Inhalte, Themen und Akzeptanz – und einer breiten Zielgruppe eine Spiegelung bis hin zum Unendlichen schaffen. Und andere, die in der unendlichen Weite des Neztes verschwinden – quasi von Schwarzen Löchern aufgrund ihrer Bedeutungslosigkeit aufgesogen werden.
Intelligente Blogpromotion ist eine Voraussetzung für eine starke Spiegelung. Allerdings wird auch eine starke Promotion keinem schwachen Blog helfen nachhaltig frequentiert zu werden. Akzeptanz setzt voraus, dass bestimmte Erwartungen einer Community auf Dauer erfüllt werden.
Nun zum Thema „Abschied vom Gatekeeper“. Ich bin – zugegegeben – immer etwas misstrauisch, wenn Kommunikationswissenschaftler auf den Plan treten. Zu oft trifft hier die hehre Theorie den real existierenden Sozialismus, auch Praxis genannt, der sich in seiner Differenziertheit den schönen Modellen oft genug entzieht. Vor allem, wenn die unergründliche Natur des Menschen ins Spiel kommt, was eher Verhaltens- als Kommunikationsforscher erfordert. Zumindest haben wir das ja schmerzlich in den frühen Internetjahren erfahren. Damals waren wir oft schon weiter als heute das so genannte Web 2.0, weshalb ich den Hype nicht verstehe. Aber ich freue mich, dass sich zumindest einige der frühen Erwartungen allmählich in der Praxis erfüllen. Ob das Web damit auch schon den Reifegrad 2.0 entwickelt hat – angesichts der Info-Müllhalden, die von einer Belästigung zu einer Bedrohung werden – will ich offen lassen.
Richtig ist: das Internet zwingt den Journalismus und die Presselandshaft sich zu verändern. Neue Kanäle, interaktive Möglichkeiten, instant information, Konkurrenz durch Jedermann-Kommunikation etc. bedingen tatsächlich, dass sich die Presselandschaft an neuen Bedingungen und Möglichkeiten orientiert. Dass nun allerdings das Schlagwort Authentizität eine Wende in den Medien einleiten soll, leuchtet mir nicht ein. Ebensowenig Subjektivität. Beides ist ja keine Qualität an sich. Dass viele Medien – vor allem die auflagenstarken Boulevardblätter die hehre Objektivität (die in diesem Land nur noch von Journalisten für karges Brot verlangt wird) – oft zugunsten vorgeblicher Authentizität und der Bedienung einer breiten Meinung über Bord geworfen haben, würde ich nicht widersprechen.
Die Grunderwartungen des Publikums an die Presse in einer Welt, die mehr und mehr von elektronischen Medien durchdrungen wird, dürfte jedoch stärker in Orientierung, Auswahl gehen. Das sagt nichts gegen das Mitmachweb oder Blogs, die jedoch meist Special Interests bedienen oder aufgrund besonderer Qualitäten genutzt werden bzw. Communities bilden oder bedienen. Die New York Times bedient den Trend zur Auswahl etwa zusätzlich, indem sie die zehn am stärksten gelesenen Artikeln in einer Auswahl zur Verfügung stellt.
Authentisches, liebe Kommunikationswissenschaftler, boten und bieten gut gemachte Magazine eigentlich immer. Angefangen von den klassischen Reportagen eines Egon Erwin Kisch bis hin zu Tageszeitungen, die Magazin- und Reportageformate wie die Süddeutsche auf Seite Drei pflegen. Da fließt auch – wie in den Kommentaren viel Subjektives ein. Selbst printed blogs gibt es, etwa im Streiflicht der Süddeutschen, wenn man das so nennen darf.
Was ich in einer immer stärker von Informationen überfluteten Welt benötige, sind jedoch verlässliche Informationen, um Leben und Beruf zu bewältigen. Und hier bin ich skeptisch, ob mir dies allein private Quellen liefern können. Hier ist die Kompetenz der Presse (sowohl off- als auch online) künftig noch mehr gefordert, auch weil viele Häuser nicht erkannt haben, dass Qualitäts- und Kompetenzsicherung eine nachhaltige Zukunftssicherung für ihre Objekte bedeutet. Kommunikationsformen im Internet können das ergänzen, neue, professionelle Formen könnten das auch ersetzen, wären dann aber kaum mehr ein Amateurauftritt, sondern Teil einer Profiliga. Kurz: Ein Nürburgring und ein Formel 1-Wagen machen aus einem Autofahrer keinen Michael Schumacher.
Ich muss Roland recht geben: Die Subjektivität in der Auswahl und das Orientierung geben ist eine große Chance für Journalisten und Verlage. Denn was hilft ein Hinrichtungsvideo, wenn es nur von Blogger zu Blogger wandert? Es bedarf der großen „Portale“, um es wichtig werden zu lasssen. Aber es bedarf auch einer Einordnung. Ja, der klassische Gatekeeper hat ausgedient. Es geht mehr um das Erläutern, Erklären. Wer Kompetenz darin hat – und erfahrene Journalisten sind da vorne dabei – wird sich auch durchsetzen.
Das Web gibt in der Tat jedem die Möglichkeit, zu publizieren, und das ist auch gut so. Spannend wird sein, ob diese einzelnen „Contentlieferanten“ es schaffen, viele Menschen zu erreichen.
Posten und bloggen ist heute ein einfache Sache. Allerdings, da setzt Thomas an, geht es auch um die Frage der Reichweite und Wahrnehmung. Hierbei dürfte der große Teil der Blogs weit hinter Presseerzeugnissen liegen, abgesehen von Ausnahmen, die es sogar über die Grenzen von Communites hinaus schaffen. Umgekehrt können in Fachbereichen Blogs durchaus die Reichweite von Fachzeitschriften erreichen – und stellen bei entsprechenden Ansätzen, wenn sie redaktionell ähnliches leisten, durchaus eine Bedrohung dar.
Tatsächlich glaube ich, dass engagierte und professionelle Blogger durchaus den Ansatz des Broadcast mit Dialogfunktion haben.
Den hatte übrigens auch ein ganz früher Verfechter der One-to-Onee-Kommunikation und des Live-Podcast zumindest: Bertholt Brecht in seiner Radiotheorie aus den 20er Jahren. Er forderte, dass jeder Empfänger auch zum Sender werden solle, was er als technisch machbar darstellte. Allerdings zog er es bei seinen eigenen Werken vor, dass sie in großer Auflage breit verteilt wurden. Vielleicht wurde deshalb nichts aus den frühen Radiopodcasts – abgesehen von den Amateurfunkern, die einsam durch den Äther rauschten.
Posten und bloggen ist heute ein einfache Sache. Allerdings, da setzt Thomas an, geht es auch um die Frage der Reichweite und Wahrnehmung. Hierbei dürfte der große Teil der Blogs weit hinter Presseerzeugnissen liegen, abgesehen von Ausnahmen, die es sogar über die Grenzen von Communites hinaus schaffen. Umgekehrt können in Fachbereichen Blogs durchaus die Reichweite von Fachzeitschriften erreichen – und stellen bei entsprechenden Ansätzen, wenn sie redaktionell ähnliches leisten, durchaus eine Bedrohung dar.
Tatsächlich glaube ich, dass engagierte und professionelle Blogger durchaus den Ansatz des Broadcast mit Dialogfunktion haben.
Den hatte übrigens auch ein ganz früher Verfechter der One-to-Onee-Kommunikation und des Live-Podcast zumindest: Bertholt Brecht in seiner Radiotheorie aus den 20er Jahren. Er forderte, dass jeder Empfänger auch zum Sender werden solle, was er als technisch machbar darstellte. Allerdings zog er es bei seinen eigenen Werken vor, dass sie in großer Auflage breit verteilt wurden. Vielleicht wurde deshalb nichts aus den frühen Radiopodcasts – abgesehen von den Amateurfunkern, die einsam durch den Äther rauschten.