Wer in der Publishing-Branche arbeitet oder als Blogger und Journalist an Verlagsthemen rund um die Frankfurter Buchmesse Interesse sollte einen begnadeten Networker kennen: Markus Gogolin. In unserem ersten Interview in der Reihe „Digitale Nähe“ erzählt er uns, was ihn an der Verlagswelt begeistert und warum auch digitale Produkte auf einer Buchmesse vorgestellt werden können. Als Leiter Marketing und Kommunikation Dach der Frankfurter Buchmesse ist Markus Gogolin selbst auf zahlreichen Social Media Kanälen erreichbar und weiß, wie wichtig das Digitale in der Öffentlichkeitsarbeit ist. Kein Wunder, dass die Kommunikationsverantwortlichen Blogger ernst nehmen und sogar auf deren Klout Score achten.
Die Frankfurter Buchmesse startet in Kürze. Dort stellen viele Verlage ihr neues Buchprogramm aus. Was machen die Anbieter von digitalem Content, um dort Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen?
Viele klassische Verlage präsentieren ihre digitalen Angebote direkt auf Ihrem Stand. Für rein digitale Anbieter gibt es unter anderem die Frankfurt Hot Spots. Jeder Hot Spot stellt einen Branchenzweig in den Fokus, der derzeit Schauplatz innovativer Entwicklungen ist:
– Hot Spot Digital Innovation (Halle 6.2)
– Hot Spot Education (Halle 4.2)
– Hot Spot Professional & Scientific Information (Halle 4.2)
– Hot Spot Publishing Services (Halle 4.0)
Zum Netzwerken und Weiterbilden in Sachen Digitalisierung bieten wir den neue Orbanism Space in Halle 4.1. Hier finden die Netzwerk-Events der Digitalen statt: Deutscher Ebook Award, Electric Book Fair, Twitter-Treffen (#Tweetup), Buchblogger-Treffen, #pubnpub.
Welche Bedeutung haben Buchblogger für die Frankfurter Buchmesse?
Wir denken in Communities. Nehmen wir beispielsweise die Kinderbuch-Community. Hierzu gehören unter anderem Verlage, Buchhändler, Fachmedien, Testimonials und digitale Multiplikatoren. Heute hat jede Community ihre eigenen Multiplikatoren auf diversen Kanälen wie Blogs, YouTube Channels, Twitter usw. Für die Frankfurter Buchmesse als größtes Event der Branche sind alle Multiplikatoren unserer Zielgruppen wichtig. Das berücksichtigen wir auch bei der Akkreditierung, die neben klassischen Medien auch Blogs und Social Media Kanäle zulässt. Selbst eine Akkreditierung mit einem Verweis auf den eigenen Klout-Score ist bei uns möglich.
Somit achtet die Frankfurter Buchmesse auf den Klout Score? Was heißt das?
Ein Klout-Score ab 30 – und jemand wird bei uns als Influencer eingestuft und kann sich dadurch bei uns akkreditieren. Das reine Akkreditieren über Presseausweis und Link zum Impressum funktioniert nicht mehr immer.
Jeder Besucher kann sich für die Vernetzung auf www.wirsindhierinfrankfurt.de selbst mit einem Profil eintragen. Bisher haben sich darauf beinahe 3.000 Menschen eingelassen. Was bringt dieses Portal der Buchmesse? Ist das Content-Marketing?
Ja und nein. Die Plattform www.wirsindhierinfrankfurt.de ist eher Community-Marketing, denn sie bringt der Messe Sichtbarkeit in den sozialen Medien, gibt unseren Communities ein Gesicht und fördert das “Wir”-Gefühl. Klassisches Content-Marketing ist dagegen unser Countdown-Magazin: In jeder Online-Ausgabe veröffentlichen wir Interviews mit Ausstellern, Testimonials und Multiplikatoren, gekoppelt mit interaktiven Hallenplänen, Fachbesuchertickets und Konferenzen, aber auch Tipps & Tricks für die Messevorbereitungen – eben passgenaue Produkte für einen erfolgreichen Messebesuch.
Darüber hinaus ist die Frankfurter Buchmesse auf zahlreichen Social Media Plattformen unterwegs. Was funktioniert dabei besonders gut?
Twitter. Das Format ist perfekt geeignet für die Live-Kommunikation auf Events. Gerade weil wir so viele verschiedene und internationale Zielgruppen haben, ist Twitter mit seinem einfachen Follow-Prinzip und seiner effizienten Verschlagwortung ideal. Besonders die Fachbesucher mit ihren speziellen Interessengebieten sind auf Twitter sehr aktiv. Sie machen unser Hashtag #fbm15 seit Jahren zum deutschen Trending Topic während der Messetage.
Wie macht die Frankfurter Buchmesse die tollen Magazin-Inhalte bekannt?
Zentral über unsere Homepage www.buchmesse.de. Sie erzielt im Jahr 8,5 Millionen Pageimpressions. Des Weiteren auf Facebook und Twitter (auch durch animierte gifs), die jede einzelne Countdown-Ausgabe anteasern. Und außerdem in unserem Newsletter, in unserer B2B-geprägten LinkedIn- und XING-Gruppe und in Mailings an die Aussteller. Zusätzliche Reichweite erhalten wir über Fachmedien.
Was war Dein persönlich erfolgreichstes Content-Stück und warum?
Spontan denke ich an folgende drei Content-getriebene Projekte, die aus unterschiedlichen Gründen erfolgreich sind:
1. Die Kooperation zwischen Buchmesse und dem Virenschleuderpreis, dem Branchenpreis für virales Marketing. Der hat sich im Laufe der Jahre als Magnet besonders für die Marketers, die Digitalen und Netzwerker der Branche entwickelt.
2. Die diesjährige Wildcard-Aktion, bei der Newcomer und Startups sich um eine kostenlose Ausstellerfläche bewerben konnten. Das Feedback war sowohl in der Quantität als auch in der Qualität der Einreichungen enorm, und zugegebenermaßen waren wir selbst geflasht von der Bandbreite unserer Interessenten: ob digitales Frauen-Netzwerk oder YouTuber-Verlag – alle wollten einen begehrten Ausstellungsplatz samt PR-Paket ergattern. Im Zuge der Aktion konnten wir wertvolle Erfahrungen über Communities sammeln, die unter Umständen nicht direkt im unserem Fokus liegen.
3. Der Online/Offline-Publikumspreis „The Beauty and the Book Award“: Innerhalb von drei Monaten vor der Messe werden die Einreichungen auf der Webseite gepostet. User können dort für ihre Favoriten voten. Die besten 10 Bücher (short list) werden auf der Messe präsentiert und können dort von den Messebesuchern live favorisiert werden. Der Gewinner wird während der Messe ermittelt, prämiert und auch nach Ablauf der Messe online ausgestellt. Das besondere eCommerce-Highlight: Alle eingereichten und lieferbaren Bücher können direkt über www.buchhandel.de bestellt werden.
Red Bull ließ einen Mann vom Himmel fallen und Baumgartner einen Weltrekord aufstellen. Naheliegenderweise lässt die Frankfurter nur Bücher fallen. 10.000 Bücher sollen bei einem Weltrekord-Versuch auf der Frankfurter Buchmesse wie Dominosteine umfallen. Ist das das neue Content-Marketing?
Das ist für mich ein perfektes Beispiel für die Inszenierung von Büchern auf der größten Publishing-Bühne der Welt. Wir sprechen nicht über irgendwelche Bücher, sondern um das Guinnessbuch der Weltrekorde in zehntausendfacher Ausfertigung. Mit dem Guinnessbuch ins Guinnessbuch – passenderes Buchcontent-Marketing gibt´s nicht :-).
Was fasziniert Dich an der Verlagswelt am meisten?
Der niemals aufhörende Strom an Content und Geschichten von Architektur bis Wirtschaft und die dazu gehörigen Ansätze in der Aufbereitung der Inhalte. Die Publishing Industrie befindet sich in der Transformation von der analogen in eine digitalere Welt. Dabei ist es spannend zu sehen, wie sich Print und Digital entwickeln werden. Ich finde es faszinierend, Teil dieses Prozesses zu sein.
Welche Bücher haben Dir in diesem Jahr besonders gut gefallen und warum sollten es andere auch lesen?
„The Monocle Guide To Good Business“, „The Circle“ und „Die Content-Revolution im Unternehmen“.
Habe dazu Frank Krings, PR-Manager der Frankfurter Buchmesse, interviewt. Die Zeiten langer Wege zur „internationalen Publishing-Welt“ gehören ab Oktober der Vergangenheit an. Denn die 67. Frankfurter Buchmesse präsentiert sich vom 14. bis 18. Oktober 2015 mit einem neuen Konzept und in einem neuen Hallenlayout.
http://famab.de/blog/frankfurter-buchmesse-2015-mit-neuem-konzept/