Jens Issel Jens Issel ist Digital Strategist für den EMEA-Raum bei der Text100 GmbH. In dieser Position entwickelt er gemeinsam mit Unternehmen Kommunikationsstrategien für das Social Web und hilft ihnen bei der Konzeption und Realisierung von Social Media-Projekten. Sein Ansatz: “Social Media ist ein gesellschaftlicher Wandel durch Dialog und damit kommunikativ eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Organisationen.” Er fand als ausgebildeter PR-Berater über die politische Kommunikation seinen Weg zu den Onlinemedien. Durch seine vorherige Tätigkeit als Consultant bei der Eck Consulting Group und als Referent für Social Media- und Onlinekommunikation in der Energiebranche, kennt Jens Issel die Branche aus Unternehmens- und Beratersicht. Er schreibt im PR-Blogger u. a. über die Rolle der Mitarbeiter in den neuen Medien.

Über den Nutzen von Imageberatern

2 Minuten Lesedauer

Wozu brauchen Unternehmen externe Berater? Wozu brauchen Personen Imageberater? Eine Frage, die die nordrheinwestfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft für sich offenbar nicht geklärt hat und deshalb an persönlichen Imageberatern kein Interesse hat. Auf die Frage „Haben Sie einen Imageberater“ in der Sat.1-Sendung „17.30 Sat.1 NRW“ (Min. 12:26) antwortete sie: „Ne. Ich berate mich selbst.“ Damit lässt sie uns mit der Frage zurück: Welche Nutzen haben Imageberater (nicht nur im politischen Bereich)? Welchen Nutzen haben externe Berater für die eigene Reputation? Welchen Sinn macht die Einflussnahme von Außen?

Aufgaben eines externen Beraters

Dabei stellt sich die grundlegende Frage: Was ist eigentlich die Aufgabe eines externen Beraters? Was macht ein Consultant? Es gibt keinen allgemeingültigen Beratungsansatz. Das Consulting kann Personen, Organisationen oder Teile dieser umfassen. Sie kann sich genauso auf Wertsteigerungen, Kosten-Nutzen-Optimierungen, die Veränderung von Strukturen und Abläufen und die Anpassung an aktuelle Entwicklungen beziehen, wie Imagesteigerungen, Positionierungen und den Erhalt aktueller Positionen.

Aber sollten Unternehmen und Personen ihre eigene Position, Struktur und Wahrnehmung nicht am Besten kennen? Schön und effizient wäre das. Ein Trugschluss, dem jedoch offenbar auch Spitzenpolitiker erliegen.

Der eigenen Subjektivität erlegen

Kraft Sat 1Sicherlich kennt Frau Kraft ihre eigenen Inhalte. Auch über die Art und Weise wie sie bei den Bürgern ankommt, wird sie sich Gedanken machen. Jedoch wird sie unvermeidlich der eigenen Subjektivität erliegen. Auch Unternehmen werden Prozesse und Abläufe nachvollziehen, ein umfassendes Controllimg betreiben. Der Vorteil in diesem Fall: Zahlen sind eindeutig und lassen im Idealfall wenig Spielraum für Interpretation. Was aber tun, wenn die Fakten auf dem Tisch liegen? Wie damit umgehen? Wie sollen Ursachen gefunden und Optimierungsprozesse angestoßen werden?

Sicherlich können die Unternehmen in die Abteilungen gehen, nachfragen und gemeinsam mit den Mitarbeitern Ideen sammeln. Das Problem: Bereits Fragestellungen und Vorgehen werden der Unternehmenssubjektivität erliegen. Die Antworten und Ideen der Mitarbeiter werden im Schatten des Machtgefüges und des subjektiven Vorteils des Einzelnen liegen, womöglich Offenheit und Ehrlichkeit nur bedingt eintreten.

Warum? Weil die Verarbeitung und Bewertung der Reize im Gehirn von zahlreichen äußeren und inneren Faktoren abhängt und somit immer subjektiv ist. Die Folgen: Verzerrte Wahrnehmungen, differierende Interpretationen der Wirklichkeit und persönliche Bewertungen.

Vorteil der Objektivität, unter der Gefahr des wenig Vertrauten

Spätestens in diesem Fall wird es Zeit für einen externen Berater und zwar mit dem Blick von Außen. Dabei sind auch externe Imageberater weit davon entfernt, objektiv zu sein. Vergangene Beratungen, persönliche Erfahrungen und die Begleitung zurückliegender Projekte beeinflussen auch deren Vorgehen erheblich. Jedoch mit dem Blick und der Unabhängigkeit, die dem Selbstbild und der Innensicht von Unternehmen verwährt bleiben. Und dabei sollte gute Beratung auch möglichst unabhängig sein.

Ist es nicht also anmaßend und geradezu fahrlässig, wenn Unternehmen und Personen in der Öffentlichkeit auf externe Berater generell zu verzichten? Sicherlich ist es ein erster Schritt das vertraute Umfeld um Einschätzung zu bitten. Je mehr Vertrautheit vorhanden ist, desto größer wohl die Subjektivität. Wer externe Berater engagiert, weiß um den Vorteil der Objektivität, unter der Gefahr des wenig Vertrauten. Wer umgekehrt lediglich auf die Einschätzung des vertrauten Umfelds setzt, der läuft Gefahr die Objektivität zu verlieren – unabhängig der fachlichen Expertise von Beratern.

Wer sein Image reflektiert ist nicht authentisch!?

Aber warum so misstrauisch? Wer sich bezüglich seines Images beraten lässt, der ist nicht authentisch. Das ist der Vorwurf der unterschwellig mitklingt und den Politiker wohl am meisten scheuen. Zu Recht. Was in Unternehmen, durch die gesellschaftliche Veränderung im Rahmen der Onlinekommunikation, seit kurzem Einzug hält, ist Politikern seit Jahren bekannt. Vor allem seitdem auch die Politik, im Rahmen von Campaigning & Co. ein professionelles Geschäft geworden ist.

Also besser keine Berater! Recht haben sie –  so lange es keine guten sind. Ein guter Berater wird die Stärken herausarbeiten und die menschlichen Seiten von Personen und Institutionen fördern. Wer zur Abkehr von Authentizität und damit zur Unglaubwürdigkeit rät, der hat seinen Beruf verfehlt. Am Ende ist Politik, genauso wie die Wirtschaft, ein Mensch-zu-Mensch-Geschäft, bei dem es um persönliche Nähe und Vertrauen geht.

Beratung von Beratern

Oder sollten wir Politiker, die die Inanspruchnahme von Imageberatern öffentlich bestreiten, überhaupt nicht ernst nehmen? Sollten dort tatsächlich Imageberater am Werk sein, die das Bekenntnis zu externer Beratung in der Öffentlichkeit nicht empfehlen? Wäre das nicht ein bitteres Eingeständnis oder sogar der Verrat an der eigenen Zunft und damit ein Sägen am eigenen Ast? Damit wäre wohl ein Consulting der Beratungen notwendig.

Bild: Bigstock, A podium in a spot light on stage.

Jens Issel Jens Issel ist Digital Strategist für den EMEA-Raum bei der Text100 GmbH. In dieser Position entwickelt er gemeinsam mit Unternehmen Kommunikationsstrategien für das Social Web und hilft ihnen bei der Konzeption und Realisierung von Social Media-Projekten. Sein Ansatz: “Social Media ist ein gesellschaftlicher Wandel durch Dialog und damit kommunikativ eines der wichtigsten Zukunftsprojekte für Organisationen.” Er fand als ausgebildeter PR-Berater über die politische Kommunikation seinen Weg zu den Onlinemedien. Durch seine vorherige Tätigkeit als Consultant bei der Eck Consulting Group und als Referent für Social Media- und Onlinekommunikation in der Energiebranche, kennt Jens Issel die Branche aus Unternehmens- und Beratersicht. Er schreibt im PR-Blogger u. a. über die Rolle der Mitarbeiter in den neuen Medien.

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