Thomas Euler Thomas denkt, schreibt, spricht und berät zu digitaler Transformation, Technologie und dezentralisierten Systemen. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

Wir brauchen mehr Medienkompetenz

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Im Rahmen der Social Media Week Berlin veranstaltete die Welt Kompakt ein Podium mit dem Titel "Von einer Generation, die nicht mehr offline sein kann". Die Diskutanten – Jürgen Nerger, Dr. Hans G. Zeger, Arwin Hambasic, Sachar Kriwoj, Dieter Willinger sowie der aus Tirol zugeschaltete Frank Schmiechen – waren sich zumindest in einem Punkte einig: Die kommenden Generationen werden zwischen online und offline nicht mehr trennen. Stattdessen wird die ubiquitäre Verfügbarkeit einer Internetverbindung für sie der Normalfall und der ständige – auch mobile – Zugriff aufs Netz schlicht die Regel sein. 

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 Und was machen mobile Surfer? Eine der beliebtesten mobilen Beschäftigungen ist der Besuch von Social Networks, allen voran Facebook, das laut der "State of the Mobile Web" Studie von Opera nunmehr meistgenutzte mobile Netzwerk. In einem Zeitalter also, in dem das Leben so sehr vom Digitalen durchdrungen ist, brauche es vor allem mehr Medienkompetenz, so eine mehrfach zu hörende These. Rund um dieses Thema entspann sich dann auch die größte Diskussion. 

Keiner der Podiumsteilnehmer zweifelte an, dass Medienkompetenz nötig und gut sei, doch wie diese erlernt bzw. vermittelt werden sollte, sahen sie teilweise recht unterschiedlich. Während etwa Dr. Zeger durchaus für eingreifende Regulierung plädierte, konnte er Sachar Kriwoj (besser bekannt als @sachark) davon nicht überzeugen. Stattdessen plädierte dieser, ähnlich wie Frank Schmiechen, für einen mutigeren Umgang mit den Möglichkeiten des Social Webs, anstelle nur fortwährend nach möglichen Risiken zu suchen, die sich dank der neuen Kommunikationstools auftun. Durch genug positive Vorbilder, so meinte auch eine Stimme aus dem Publikum, würde schließlich auch die Allgemeinheit souveräner im Umgang mit Social Media

Was in meinen Augen allerdings zu kurz kam während der gesamten Diskussion ist die Frage danach, welche Kompetenzen es eigentlich im Einzelnen sind, die unter dem Begriff "Medienkompetenz" subsumiert wichtig sind im Kontext der sozialen Medien? Und weiter gefragt, bedarf es eigentlich wirklich neuer Kompetenzen, abgesehen vom technischen Know-how? Oder ist es nicht viel mehr einzig der Mangel am Bewusstsein dafür, dass im Internet im Grunde nichts privat, sondern öffentlich ist, der die meisten Probleme verursacht? Denn verhielte sich online jeder so, wie er es bei einer öffentlichen Veranstaltung täte – Public Fußball Viewing mal ausgenommen – gäbe es mit Sicherheit weniger Social Media-Malheure mit unerfreulichen Auswirkungen. 

Soweit meine Thesen bzw. Fragen, die ich gerne diskutieren würde. Denn auch ich bin überzeugt, dass Medienkompetenz ein wichtiges Thema unserer Zeit ist, deshalb sollten wir den Begriff mit Inhalt füllen. 

Thomas Euler

Thomas Euler Thomas denkt, schreibt, spricht und berät zu digitaler Transformation, Technologie und dezentralisierten Systemen. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

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Klaus Eck
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Klaus Eck
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13 Replies to “Wir brauchen mehr Medienkompetenz”

  1. Sehr geehrter Herr Lutzeier,
    vielen Dank für Ihren wirklich gehaltvollen Diskussionsbeitrag. Der inhaltliche Tiefgang ist überwältigend, zumal ich ihre Fähigkeit bewundere, ihr kommerzielles Angebot im gleichgelagerten Bereich quasi völlig außen vor zu lassen und sich alleine aufs Thema zu konzentrieren.

  2. @Youser: Kommunikationsexperten Mitte 30, die mit der Einführung von Desktop-Computern und Internet-für-alle groß geworden sind, sowie Ethiker und Pädagogen wären mögliche Dozenten.

  3. Was haben Sie denn für ein Problem? Der Titel dieses Blogeintrages heißt „Wir brauchen mehr Medienkompetenz“ – dem stimme ich voll und ganz zu – und deshalb biete ich ein Seminar dafür an. Und dass es kommerziell ist – wovon leben Sie denn?
    Der Kommerz lässt grüßen :=)

  4. Was denn genau Medienkompetenz ist kann so genau keiner sagen. Nach Dieter Baake gehört zu Medienkompetenz „Mediennutzung“, „Medienkunde“, „Medienkritik“ und „Mediengestaltung“.
    Was allerdings die Vermittlung angeht lässt neue Literatur vermuten, dass es nicht irgendwelcher Referent(innen) bedarf. Vielmehr sollte die Vermittlung — im Sinne des Vorbild-Seins — zum Medienalltag aller gehören.

  5. Ich habe gar nichts gegen ein bzw. Ihr kommerzielles Angebot, es stört mich einzig und allein, dass es hier um eine inhaltliche Debatte zu der Frage gehen soll, ob es denn neben einer im "wirklichen" Alltag üblichen Umgangsform überhaupt grundsätzlich andere Kompetenzen in den sozialen Medien braucht. 
    Im Fall der passiven Nutzung – also der reinen Rezeption von Inhalten – sehe ich etwa Punkte wie "Bewerten der Quelle" oder "Filtern von Informationen nach Relevanz" als Anhaltspunkt für neue Anforderungen an den kompetenten Umgang mit Medien. Wenn es jedoch um den aktiven Umgang mit Social Media, sprich das Erstellen eigener Inhalte geht, bin ich durchaus der Meinung, dass es primär vor schwerwiegenden Fehlern schützt, sich schlicht so zu verhalten, wie man es auch bei jeder anderen öffentlichen Veranstaltung tun würde. Was letztlich nur das Bewusstsein voraussetzt, das man sich im Internet nicht, wie vielfach falsch vermutet, in einem privaten sondern öffentlichen Raum bewegt. Zumindest dann, wenn man mit Klarnamen agiert oder es möglich ist, eine Verbindung vom Nickname zum Realnamen herzustellen.  
    Gerade Sie als Anbieter entsprechender Seminare könnten bei diesem Thema sicherlich einiges an spannendem Input beisteuern. Taten Sie allerdings nicht und das finde ich schade.

  6. Dieses Thema wurde im Rahmen der smwberlin conference während des Panels “ Privat in Social – Plattform – vs. Nutzerverantwortung“ diskutiert.
    Erschreckenderweise wissen viel zu wenig Leute, wie gut ihre Inhalte über Suchmaschinen auffindbar sind (inklusive ihrer persönlichen Daten).
    In dem Panel kam aber auch heraus, dass der 0815-Nutzer auch kein wirkliches Interesse daran hat, sich um seine Privatssphäre zu kümmern. Erst wenn etwas schief geht, ist das Geschrei dann groß…
    Ich denke man muss Medien- und vor allem Social-Media-Kompetenz bereits in den Schulen unterrichten. Die Frage ist, wie man es „älteren“ Nutzern noch beibringt.
    Hier wurden während des Panels die Plattformen angesprochen, die default-Privatssphäre-Einstellungen so zu wählen, dass den unwissenden (oder auch faulen) Nutzern mehr Rechnung getragen wird.
    Ich selbst sehe da eher den Nutzer in Verantwortung. Wenn ich etwas benutze, muss ich mich auch etwas damit auseinandersetzen. Ein Entgegenkommen der Plattformen selbst, wäre dort aber sicherlich auch hilfreich… 😉

  7. Meine Meinung als Mutter und Philosophin-so schwer ist es nicht,die Grundlagen werden ganz früh gelegt.
    „Die Computerisierung unseres Lebens bringt es mit sich, das die so genannte Medienkompetenz immer mehr an Bedeutung gewinnt. Es ist das „Wissen zweiter Ordnung“ nämlich zu wissen, wie ich mir Wissen aneignen kann, wie ich die Medien effektiv nutzen kann, da das reine Fachwissen an Bedeutung verlieren lässt, bzw. untrennbar mit ihm verbunden ist. Auf das „Wissen erster Ordnung“ können wir uns nicht mehr stützen, da seine Halbwertzeit immer kürzer wird – es gibt ständig etwas hinzu zu lernen.
    Nun machen wir uns natürlich auch Gedanken, was das für unsere Kinder bedeutet – immerhin sind es hohe Anforderungen, die auf sie zukommen – sie müssen eine riesige Flut an Informationen sinnvoll für sich verarbeiten.
    Heißt das nun, die Kinder sollten recht früh lernen, mit einem Computer umzugehen? Sollte man ihnen den sinnvollen Umgang mit dem Fernseher zeigen, indem man sie früh recht interessante Sendungen sehen lässt, Tierfilme und kindgerechte Dokumentationen vielleicht? Sollten wir vielleicht ein paar in diesem Zusammanhang nicht so effektiv erscheinende Fächer abschaffen, Musik vielleicht, oder Latein, und „Computerkompetenz“ üben?
    Ich sage nein.
    Wenn lebenslanges Lernen eine unverzichtbare Anforderung ist, dann muss man das „Lernen lernen“. Aber wie soll das gehen?
    Meiner Meinung nach lernt man das Lernen indem man lernt, aber nicht das Lernen selbst, sondern Inhalte – denn es werden immer wieder Inhalte sein, die erarbeitet werden müssen, und selbst wenn diese Inhalte aus Inhaltsangaben oder Verweisen bestehen, muss ich doch gelernt haben,hinter einer Inhaltsangabe sinnvoll einen Inhalt vermuten zu können. Das kann ich nur, wenn ich Inhalte kennen gelernt habe.
    Also-das Lernen lernt man durch lernen, das Leben durch leben, aufstehen durch hinfallen.
    Womit beginnt das Lernen?
    Es beginnt mit
    Büchern.
    Jedes Kind sollte jemanden haben, der ihm täglich eine Stunde vorliest. Es wird viele Wörter kennen und eine fruchtbare Fantasie entwickeln – ganz im Gegensatz zu dem Kind, dem nur der Fernseher etwas erzählt, denn dieses wird Mängel in seiner Sprachentwicklung zeigen. Der Erzähler im Fernseher und der leibhaftige Vorleser unterscheiden sich genau so wie die Vitamine eines echten Apfels, die man isst, oder den künstlich gezüchteten in einer Brausetablette.
    Ja, aber warum denn lesen? Wer braucht denn noch Bücher heutzutage?
    Erst wenn man sich mal durch tausend Seiten eines spannendes Romans durchgeschmökert hat, wird man in der Lage sein, schnell und effektiv aus einem großen Dokument elektronisch gespeicherter Informationen die wichtigen Informationen heraus lesen zu können.
    Das Wort auf einem Bildschirm unterscheidet sich nicht in der Art, wie wir es aufnehmen, vom gedruckten Wort. Wir müssen es lesen. Darum ist Lesen, schnelles, flüssiges, immer mehr anspruchsvolles Lesen die wichtigste Grundlage von Medienkompetenz.
    Und der Computer sollte erst einmal genauso ausgeschaltet bleiben wie der Fernseher. Kinder gehen so unbefangen mit der Technik um und lernen so schnell, das sie dies auch ein paar Jahre später tun können.
    Anstelle der „bildenden“ Sendungen im TV braucht ein Kind echte Erlebnisse, und zwar nicht zu knapp. Bei einem echten Huhn ein echtes Ei aus dem echten Nest holen, ein echtes Tier streicheln, echten Wind, Schnee und Hitze spüren. Der TV lässt nämlich alle anderen Sinne verkümmern. Lernen können wir aber nur mit allen Sinnen, be“greifen“ heißt anfassen, und die Entwicklung des Gehirns wird durch eine allzu einseitige Stimulation gehemmt.
    Erst wenn wir unserem Kind statt des I-Pods einen Experimentierkasten schenken, wird es in der Lage sein, später so etwas wie einen I-Pod zu entwickeln, zu bauen oder zu vermarkten.“

  8. Spannende Diskussion! Nur sollte sie auch mal in der „breiten“ Öffentlicheit geführt werden. Wie oft höre ich, dass Medienkompetenz nur ein Problem von uns Immigrants ist, dass mit uns auch aussterben wird…

  9. Die ersten stoßen Begriffe auf wie Internetkompetenz
    Was soll das heißen? Der kompetente Umgang mit dem Internet? Kenne ich dann die Geschichte des Internets, weiß, was ein Browser ist und bin in der Lage einen Suchbegriff in einer Suchmaschine einzugeben, um danach souverän auf den richtigen Link zu klicken? Das geht am Thema vorbei und gehört in den Bereich der klassischen rezeptiven Medienkompetenz – die erlernte Differenzierung von wichtig und unwichtig sowie richtig und falsch.
    Das World Wide Web ist vor allem in den letzten Jahren zu einem wirklichen Social Web erweitert worden und bietet durch Social Media die erstmalige Möglichkeit in einem nie dagewesenen Umfang miteinander zu kommunizieren, Daten auszutauschen und zu rezipieren – zur gleichen Zeit. Damit hat das verbreiten von Nachrichten eine Dynamik erreicht, die Politik und Wirtschaft gerade erst anfangen zu begreifen bzw. meinen zu begreifen.
    Mit am eifrigsten nutzen die Jüngeren unserer Gesellschaft (http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/ ) das Internet und wissen daher schon in frühen Jahren (13/14 Jahre) wie die Tools des Webs zu interaktiv zu bedienen sind. Sie wissen wie Google zu bedienen ist, haben schon des Öfteren Wikipedia für die Hausaufgaben genutzt, sind auf Facebook oder anderen Netzwerken routiniert unterwegs und kommunizieren und tauschen Daten so selbstverständlich wie manche von uns damals die Poesiealben.
    Man möchte meinen hier herrsche bereits früh eine gewisse Medienkompetenz. So denken manche und verfassen unwissend Headlines wie http://netzwertig.com/2009/11/26/fehlende-medienkompetenz-wie-aus-lehrern-schueler-werden/ Fehlende Medienkompetenz: Wie aus Lehrern Schüler werden und beginnen den ersten Satz wie folgt:
    „Erstmalig in der Geschichte der Menschheit wird das klassische Muster der Wissensvermittlung auf den Kopf gestellt: Während Eltern, Lehrer und bisherige Meinungsführer in ihrer Rolle als Vermittler von Web-Wissen und digitaler Erfahrung versagen, übernehmen junge Menschen die Lehrerrolle.“
    Solche Sätze sind polemisch und gefährlich, da man schnell dazu verleitet wird sich mit falschen Argumenten zu verrennen und letzten Endes am Thema vorbei diskutiert.
    Ein Schüler mag verstehen wie einzelne Tools im Netz zu nutzen und zu finden sind.Er mag die Namen kennen, er mag wissen, was passiert, wenn er sein Smartphone auspackt, ein Foto macht und dieses über Facebook, manchmal auf Twitter, ins Web lädt. Doch er kennt die Dimensionen der kommunikativen Auswirkung nicht. Er kann sie weder abschätzen noch verstehen, weil er keine Kompetenz im Kommunizieren hat. Er kennt zwar Namen von Kommunikationsplattformen, er weiß aber nicht wirklich, was passiert, wenn er diese nutzt. Er hat keine Kompetenz, was die richtige Nutzung der Onlinekanäle als Produzent angeht. Es mangelt an Kommunikationskompetenz.
    Analysiert man nun den Begriff der Kommunikationskompetenz so wird man feststellen, dass das Kommunizeren auf Twitter anders ist, als auf Facebook, anders als in Blogs, beim Kommentieren. Ein einfaches Beispiel: Freunde, Geschäftspartner, Lehrer – Wo sollte ich diese Phrase tunichts vermeiden: „Ey alda, was geht?“
    Es geht nicht nur um Mediekompetenz, die meines erachtens trivial ist und einfach zu erlernen. Es geht um Kommunikations- und Kanalkompetenz. Es geht schließlich um Web 2.0!

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