Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

annewillr – Der erste virtuelle Blog-Talk (Teil 3)

2 Minuten Lesedauer

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Auf der re:publica-Konferenz in Berlin haben Jochen Mai (Karrierebibel) und Florian Steglich sich ein kleines Experiment ausgedacht, weil auf der Bloggerkonferenz und auf Barcamps zunehmend der Eintrag entsteht, dass alle nur noch reden statt zuzuhören. Twitter heißt nicht umsonst übersetzt "Gezwitscher". Bleibt im Social Media-Kontext, in dem alle ihre Inhalte online stellen, überhaupt noch Platz für einen Dialog? Die beiden haben  Thomas Knüwer (Indiskretion Ehrensache) und mich zu einer virtuellen Podiumsdiskussion eingeladen:"Reden statt Hören – Verändern Kanäle wie Twitter, SMS oder Blogs unsere Gesprächskultur?" Bis Freitag bloggen, twittern und videosieren wir abwechselnd  Beiträge und Antworten und reichen das virtuelle Mikro anschließend an einen der anderen
Podiumsteilnehmer weiter. Dabei freuen wir uns über Ihre Kommentare und Fragen.

Es ist zwar nicht ganz leicht, via Zug und UMTS ein Video abzurufen und zu bloggen, doch das ist Alltag im Leben eines Twitteratis, insofern passt es durchaus zum Thema. Ich bin oft mit der Bahn unterwegs und nutze hierbei Twitter als Quasi-Bewegungsmelder. Manchmal würde ich mir wünschen, dass die Menschen mehr twittern und weniger miteinander reden. Das würde den Business- bzw. Erholungsfaktor auf Bahnreisen immens steigern. Störend finde ich das Twittern hierbei nicht, solange die Tasturgeräusche der Bahnreisenden nicht die Handy- und realen Gespräche übertönen.

Isolierte Kommunikationsstränge, die nur von wenigen Journalisten aufgegriffen worden sind, gehören tatsächlich der Vergangenheit an, wie es Thomas Knüwer in seinem Videobeitrag sagt. Heute ist die Kommunikation viel vernetzter, da die Zuhörer in einer Veranstaltung nicht mehr passiv dem Experten lauschen, sondern ebenfalls an ihrem Wissen aktiv arbeiten, indem sie daraus einen Blogbeitrag machen und diesen der Öffentlichkeit auf vielen Online-Plattformen zur Diskussion stellen. Wir bereiten twitternd, xingend und bloggend unsere Social Web Breakfasts vor und haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Es stört nicht weiter, wenn ein Referent Fragen aus dem Twitter-Off erhält, die während einer Diskussionrunde eintreffen. Letztlich kommt hierbei nur auf die Form der Integration in die Kommunikation an.

Die technischen Möglichkeiten des Web 2.0 stellen eine enorme Herausforderung an die Medienkompetenz des Einzelnen dar, schließlich fällt es nicht leicht, den vielfältigen Online-Diskussionen noch zu folgen. Müssen wir das überhaupt? Sind die Informationen auf Twitter und in den Blogs relevant? Einzelne Infostränge kann man vielleicht noch auf einer Aggregationfläche wie Rivva nachvollziehen. Manches findet sich im RSS-Feed, den wir lesen. Darüber hinaus geht viel Kommunikation verloren, wenn wir nicht ein kleines oder großes Monitoring mit Technorati oder Tweetscan aufsetzen. Damit der Sender auch Empfänger und Zuhörer bleibt, sollte jeder zumindest auf die Reaktionen in Blogs eingehen.  Twitter haben hierbei erst wenige Unternehmen auf dem Radar.

Es wäre wirklich ein Fortschritt, wenn Politiker bei Anne Will und in anderen Talkshows nicht mehr aus ihrer Hosentasche einen Zettel hervorkramen würden, sondern ihre Online-Kompetenz mit einem Notebook andeuten könnten. Ein Chat im Anschluss an die Sendung ist zwar schön und gut, aber würde bei vielen Politikern ohne Coaching gar nicht funktionieren. Deshalb plädiere ich für die Twitterisierung der Politsphäre, die dann im entscheidenden Moment eine Grafik an die Twitter-Wand im Studio-Hintergrund schicken.  Vielleicht bleiben uns dann wenigstens Interviews erspart, in denen Politiker ihre Internet-Inkompetenz unter Beweis stellen. Always on wäre hier durchaus erstrebenswert.

Peinlich wird die Echtzeitkommunikation via Instant Messenger oder Twitter natürlich, wenn sie eine Präsentation unterbricht. Das hat ähnliche Effekte wie ein nichtabgeschaltetes Handy in einer Diskussion, ist aber nicht ganz so laut. Aber warum sollte man einem Moderator einer Veranstaltung nicht durch Twitter- oder Instant Messanger einige Fragen zuschicken dürfen? Und damit das Niveau einer Talkshow oder einer Konferenz erhöhen? Gut, das mag nicht immer ins redaktionelle Konzept einer Sendung passen. Dennoch würde ich mir eine Art CNN-Youtube-Debate auch einmal im deutschen Fernsehen wünschen, möglichst mit einer echten Twitterwand im Hintergrund.

Zugegebenermaßen überfordert die Informationsgeschwindigkeit und –vielfalt viele Rezipienten. Was sollen wir heute alles schon an Social Media Content zu uns nehmen: Twitter- und Blog-Beiträge, Video- und Podcasts etc. Am liebsten würden deshalb manche Kommunikatoren und Journalisten wieder aus dem Web 2.0 aussteigen und zur alten analogen Welt des Zeitungslesens zurückkehren, die ein klares Oben und Unten definieren. Hier der Publisher – dort der Leser.

Was sollen wir angesichts dieser Informationsflut denn nun machen, Florian Steglich, vielleicht einfach mehr Bücher lesen und mehr zuhören?

>> Zum Auftakt des virtuellen Blog-Talks bei Jochen
>> Karrierebibel: annewillr – der erste virtuelle Blog-talk

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Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

3 Replies to “annewillr – Der erste virtuelle Blog-Talk (Teil 3)”

  1. Aus Sicht von internetaffinen Menschen wie Ihnen und mir wäre es vielleicht ein Fortschritt, wenn Politiker in Talkshows nicht mehr Zettel, sondern Notebooks hervorkramen würden, aus Sicht der Mehrheit der Bevölkerung aber mindestens befremdlich, vielleicht sogar abschreckend, höchst wahrscheinlich aber: wurscht. Schließlich steigt nicht der Vertrauensvorschuss oder der Wahrheitsgehalt, nur weil die Information digitalen Ursprungs ist.
    Ansonsten finde ich Twitter und Politik spannend. Man muss nur gucken, wo es wie eingesetzt werden könnte, so wie alle anderen Social Media-Tools auch. Die Möglichkeit, dass z.B. Twitter in Talk Shows eingebunden würde, sehe ich leider nicht – dort müssen kontrollierbare Bedingungen herrschen, andernfalls kommen die (prestigeträchtigen) Gäste nicht.
    Grüße
    W

  2. Ich schließe mich meinem Vorkommentator an. Für uns Blogger und Menschen, die das Internet täglich nutzen, sond solche Technologien alltäglihc und bereichernd. Doch ich erlebe auch in meinem Umfeld immer wieder Leute, die froh sind, wenn sie Windows und Word benutzen können. Schon der Begriff „Blog“ ist vielen unbekannt.
    Zum zweiten halte ich es für sinnvoll, in der Berichterstattung in die Tiefe zu gehen und nicht in die mediale Breite. Ein Live-Twitter nützt nichts, wenn die Grundinformation, zu der ich Fragen stelle, seicht ist oder der Interviewte schlecht informiert bzw. unwillig. Daher wäre mein Motto: Personality, before technology!

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