Glaubt man einer Online-Umfrage des Marktforschungsinstitutes Zogby International, könnte der Bürgerjournalismus den klassischen Journalimus in Zukunft radikal verändern. Die mehr als 5.000 befragten US-Amerikaner meinten zu drei Viertel, dass der Bürgerjournalismus eine zentrale Rolle im Nachrichtenbusiness spielen wird. Viele US-Bürger sind demnach mit der aktuellen Medienlandschaft in den USA sehr unglücklich. Auch wenn die Befragung nicht unbedingt respräsentativ ist, zeigt sie eine Tendenz auf: 40 Prozent der Befragten nannten das Internet als ihre Hauptquelle für Nachrichten und Informationen, gefolgt von 23 Prozent, die sich via TV informieren, und zwölf Prozent , die ihre Informationen aus Zeitungen oder dem Radio beziehen.
Was ist wirklich von einer solchen Art von Bürgerjournalismus zu halten? Auf diese und weitere Fragen wird der Wissenschaftsjournalist Werner Pluta am kommenden Freitag (23. Februar) auf dem ersten Social Web Frühstück in Hamburg eingehen, zu dem Kongressmedia und ich alle zwei Monate in fünf deutschen Städten einladen. Pluta ist sich ganz sicher, dass guter Journalismus auch in Zeiten von Web 2.0 seine Daseinsberichtung hat. „Bürgerjournalisten“ werden seiner Ansicht nach nicht den professionellen Journalismus ersetzen können. Zwar können Onliner in der Regel frei auf Informationen zugreifen, doch die wenigsten verfügen über die Medienkompetenz, irrelevante von relevanten Informationen zu unterscheiden und sie richtig zu bewerten. Während Blogger in ihren Online-Journalen durchaus ihre private oder berufliche Meinung veröffentlichen können, sollten Journalisten unabhängig berichten. Angesichts der Informationsflut ist die Rolle des Journalisten nach Ansicht von Werner Pluta wichtiger denn je, weil die Informationsflut von Laien kaum noch bewältigt werden kann.
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>> Spiegel Online: Umfrage: Sind Weblogs die Zukunft des Journalismus
>> Thomas Koch: Social Web WORLD und Nextperts Breakfast gehen zusammen
Klaus Eck
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Schade, dass ich keine Zeit habe, an einem Freitagmorgen nach Hamburg zu fahren… Ich hoffe jedenfalls, dass Werner Plutas Beitrag etwas differenzierter wird als diese Ankündigung, die wahrscheinlich neugierig machen soll.
1. Natürlich werden Bürgerjournalisten den klassischen Journalismus nicht komplett ersetzen. Die Frage ist vielmehr: Wie viele professionelle, ausgebildete Journalisten werden künftig noch gebraucht?
2. Natürlich sind Journalisten nicht unabhängig. Dieses Argument wird von Journalisten immer gern angeführt, um ihre eigene Unersetzlichkeit herbeizubeschwören. In der Realität sind sie zwischen den Erwartungen der Redaktionsleiter, der Meinung des Chefredakteurs und dem Zwang, den Nerv der Leser zu treffen, gefangen und somit alles andere als unabhängig. Abgesehen davon, dass Journalisten außerhalb der idealisierten Vorstellung selbstverständlich eine eigene Meinung haben und diese unvermeidlich in ihre Arbeit einfließt. Sie können es oftmals nur besser kaschieren als Blogger – oder glauben das jedenfalls.
3. Fachlich können viele Journalisten vielen Fachbloggern nicht das Wasser reichen. Das Bild des Privatbloggers, der zu allem und jedem seinen Senf dazugibt, ist ganz nützlich für das Selbstwertgefühl eines Journalisten, ist aber ein gutes Stück Realitätsverleugnung. Welcher Journalist kann rechtliche Fragen schon so gut einordnen und beurteilen wie ein bloggender Rechtsanwalt? Und das ist nur ein Beispiel.
Meine Meinung: In vielen Bereichen werden sich beide Seiten annähern. Zugleich werden beide Extreme bestehen bleiben. Es entsteht eine neue, buntere Medienlandschaft.
Aber vielleicht ist das auch nur ein Traum…
Ich glaube man muss ein wenig die Lesersicht in die Dinge bringen. Wer einen Blog liest, der interessiert sich oft für ein spezielles Themengebiet. Wer eine Zeitung oder Zeitschrift liest, der will interessante Themen, die vorher von einem Profi gefiltert und aufbereitet wurden. Wenn eine Journalisten-Gruppe Probleme bekommen könnte, dann vielleicht die Fachjournalisten, die immer mehr in Konkurrenz zu Fachbloggern stehen.