Die umstrittene Kampagne "Du bist Deutschland" endet am 31. Januar 2006. In einem Taz-Interview hält der Werber Holger Jung eine Rückschau auf die damit verbundene Kritik und streift auch die "Klowände"-Debatte. Insgesamt ist Jung trotz aller Widrigkeiten sehr zufrieden mit dem Ergebnis der DbD-Initiative. Für ihn ist außerdem die öffentliche (Blogger-)Auseinandersetzung mit seinem Partner Jean-Remy von Matt erledigt, da dieser sich sofort "der Diskussion in den Blogs gestellt" habe. Letztlich sei die E-Mail seines Partners ohnehin nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. "… wir wissen doch alle, dass es Dinge gibt, die man für den kleinen Zirkel sagt – und Dinge für den großen Kreis."
Das ist sicherlich richtig. Dennoch hat sich anscheinend etwas deutlich verändert. Heute muss jeder damit rechnen, dass seine Artikulation auch den Weg ins Netz findet. Nicht immer werden wir dabei richtig zitiert, manchmal werden Aussagen sogar entstellt. Dennoch sollte man derlei nicht verdrängen, sondern adäquat auf Kritik reagieren. Erst kürzlich beklagte sich ein bekannter Blogger auf dem DLD mir gegenüber: "Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich eigentlich wirklich >off the record< bin." Selbst Gespräche werden schneller gebloggt, als einem lieb sein mag. Noch leichter ist es natürlich, digital fixierte Mitteilungen eines internen Geschäftsverkehrs einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
In der Montagsausgabe des Handelsblatts wird der Fall Jean-Remy von Matt nochmals skizziert und ein erstes Fazit gezogen: "Der Wutausbruch dürfte ihn und seine Mitarbeiter aber noch einige Zeit beschäftigen: Rivalen aus anderen Agenturen nutzten den Imageschaden, um eifrig Links zu von Matts Beitrag an aktuelle und potenzielle Kunden zu verschicken. Er selbst mag sich zu der Sache nicht mehr äußern, obwohl eine Sprecherin von Jung von Matt sagt: „Die Entschuldigungs-E-Mail war die Einladung zum Dialog mit den Kritikern.“ Dieser Dialog scheint nun aber bereits wieder beendet zu sein."
>> TAZ: "Da ist etwas losgetreten"
>> Handelsblatt: Nachrichten: Die Wut der Klowände
>> Jean-Remy von Matt in den Medien
Von wegen: »„Die Entschuldigungs-E-Mail war die Einladung zum Dialog mit den Kritikern.“ Dieser Dialog scheint nun aber bereits wieder beendet zu sein.«
Ich – einer der Empfänger der „Entschuldigung“ – bot in meiner Rückantwort an Herrn von Matt ausdrücklich den Dialog an. Und zwar sowohl den öffentlichen Dialog als auch den persönlichen Dialog eben unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Feedback kam da aber keines – bis heute (und wurde auch nicht ernsthaft erwartet). Aber unter »Einladung zum Dialog mit den Kritikern« verstehe ich nun mal etwas anderes. Es war doch eher eine Erklärung, denn eine Einladung.
Deshalb meine Pünktchen in der Überschrift. Interessanterweise wird die Debatte ja einfach für beendet erklärt, nach dem Motto: Wir haben reagiert und das war’s… Ob dem wirklich so ist, zeigt die Zukunft.
Ich hatte das schon so verstanden, dass der Absender dieses Satzes JvM war.
Die Finesse mit den Pünktchen habe ich aber erst jetzt kapiert. 🙂