Ketchum, Blogger und die fehlende Krisenkommunikation

1 Minuten Lesedauer

Der Ketchum-Fall schlägt weiter Wellen. So weit ich weiß, war Richard Edelman der erste aus der PR-Branche, der sich damals eindeutig positioniert hatte – selbstverständlich in seinem Blog, das, nebenbei bemerkt, wohl auch der einzige angemessene Ort ist, um die eigene Einschätzung zu so einem Skandal in der eigenen Branche zeitnah und klar zu kommentieren. (sieh auch "the Armstrong Williams corrupt-a-columnist case")

Spannend wurde es dann noch einmal in der vergangenen Woche, als Jay Rosen in seinem Blog "die PR-Blogger" massiv kritisierte, weil sie seiner Meinung nach den Fall totgeschwiegen hätten. Das würfe ja auch wirklich kein gutes Licht auf sie – wenn es so wäre. Abgesehen davon jedoch ist es schon spannend zu sehen, aus welchen Kübeln Rosen den Fall begießt. Am Wochenende auch noch einmal mit dem Hinweis auf das aus seiner Sicht ungenügende Krisenmanagement einer Agentur, die sich ja recht deutlich auch und gerade im Bereich Krisenkommunikation positioniert.

Shel Holtz hat dann auch auf Rosen reagiert – und in seiner Erwiderung einige Punkte angemerkt, die auch über den konkreten Fall hinaus bemerkenswert sind:

Zum einen weist er darauf hin, dass der Fokus so mancher "PR-Blog" eben nicht nachrichtlich ist, sondern dass etliche von ihnen Trends und Ideen ventilieren und eher akademisch sind. Kein besonders starkes Argument, scheint mir, aber doch ein Hinweis auf das Problem, dem sich alle Kommunikatoren, die anfangen, sich mit Blogs zu beschäftigen, stellen müssen: Was er schreibt und kommentiert, entscheidet ein Blogger nicht nach den Kriterien des etablierten Journalismus, sondern nach seinem eigenen und nicht immer für alle Außenstehende erkennbaren Kompass. Blogs sind eben kein Journalismus im herkömmlichen Sinne.

Zum anderen analysiert er die Falle, in die Rosen getappt ist (und in die nach meiner Erfahrung auch etliche andere, die nicht intim mit der Blogosphäre vertraut sind, zunehmend tappen):

"Rosen searched Technorati on the issue and came up with only two posts by PR bloggers: Jeremy Pepper and Richard Edelman. The silence from the community of PR bloggers is shameful, Rosen asserts. The problem is that several PR bloggers did post on the subject, myself included." (Holtz)

In der Tat: Technorati hat sicher zurzeit die meisten Probleme, auch nur ansatzweise Vollständigkeit abzubilden – aber am Ende des Tages kann es keine der einschlägigen Suchmaschinen.

"Finally, it’s worth mentioning that Technorati is clearly inadequate as a blog search tool if it failed to produce accurate results in Rosen’s search. Don’t rely on Technorati as your sole source when conducting such reseach. A better blogging search tool – and improvements to Technorati – is sorely needed." (Holtz)

Selbst wenn das so wäre, bleibt aber ein Problem: Die Ergebnisse haben kaum Aussagekraft, wenn ich nicht einschätzen kann, wer sich hinter welchem Blog, das auf ein Thema reagiert, verbirgt und wie "wichtig" er oder sie ist. Das kann ich nur durch Erfahrung ausgleichen und dadurch, dass ich lese, lese, lese.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert