Das große Ganze sehen nur wenige Blogger, heißt es im Weblog Just a Crazy Journalist. Meistens würden sich die Beiträge der Blogger auf einzelne Punkte konzentrieren, diese näher betrachten und genauestens kommentieren. Dabei würden die Blog-Beiträge jedoch nur selten dem Orginal wirklich gerecht.
Das ist auch nicht ihr Anspruch. Es geht um einen Ausschnitt, der bewusst fokusiert wird, damit eine eigene Aussage getroffen werden kann. Dieser "selektive Journalismus" stellt in der Tat ein eigenes Format dar, dass ohne Hypertexte nicht in dieser Form möglich wäre. Allerdings erhält der Online-Leser erst einen "ganzheitlichen" Eindruck, wenn er den Links zu den "Quellen" und Verweisen nachgeht und alles per Klick erfasst.
"We tend to read on the Internet one-sided stories. A part of a story writers want to focus on without giving the entire picture. I see this happening in the sports world where we want to focus on scandal and focus on a few bad apples and decisions that give athletics a blackeye. But we don’t talk to the other side. We forget there are two sids to every story and this is what bloggers have gained notoriety for."
>> Just a Crazy Journalist: Blogging versus Journalism: What it is, is selective journalism
Papier ist geduldig – oder Selektion findet offline wie online statt, doch wie stets um die Validierung?
Eins ist klar. Auch „offline“ – in den klassischen Medien – gibt es keine objektive Berichterstattung. Jede Story die auf der Agenda der „Leitmedien“ in TV, Hörfunk und der Tageszeitungen landet, liegt bestimmten Nachrichtenfaktoren ((http://schule.spiegel.de/infothek/artikel/0,4813,211476,00.html) sowie (http://www.medienheft.ch/dossier/bibliothek/d22_EildersChristiane.html) zugrunde, die die Auswahl des Journalisten leiten/beeinflussen. Blogger sind nicht mehr oder weniger „selektiv“ als Journalisten – sondern evtl. eher „einseitig“ (nicht aber unbedingt langweilig). Dies macht aber gerade den Reiz des Bloggens aus. Neuberger (http://www.bpb.de/veranstaltungen/KRXAAV,9,0,Google_Blogs_Newsbots.html) in Anlehung an Lasica (http://www.ojr.org/ojr/workplace/1060217106.php)hat dies „partizipatorischen Journalismus“ genannt, weil die Nachricht erst ins Netz gestellt wird und dann erst redigiert wird. Der klassische redaktionelle Ablauf steht damit Kopf. Die Informationen (oder auch Meinungen des Bloggers) gelangen zunächst mehr oder weniger ungefiltert ins Netz und werden nicht wie bisher vorher durch eine Redaktion „selektiert“ oder redigiert. In der Regel werden die Inhalte erst im Nachhinein durch Kommentare, Bemerkungen und Hinweise anderer Blogger ergänzt – so auch in diesem Fall. Sie erfahren damit erst eine nachträgliche Bestätigung und Ergänzung, keine vorherige Validierung durch umfangreiche Recherchen eines Redakteurs. Dadurch ergibt sich ein wesentlicher Unterschied zu den klassischen Medien bei denen erst „das fertige Produkt“ erscheint. Man könnte erwidern, dass durch Leserbriefe eine Art Kommentierung schon immer möglich war. Stimmt, doch fand dies mit einer „Medienunterbrechung“ und meistens mit einiger Zeitverzögerung von 1-2 Tagen statt. Außerdem konnte der Leser eines solchen Leserbriefes dann meist nicht mehr auf den Originalartikel in der gleichen Ausgabe zurückgreifen. Bei Hörfunk und TV war die Möglichkeit der Kommentierung schon gar nicht gegeben.
Qualitätskontrolle findet bei Blogs eher nach Augenschein und im öffentlichen Diskurs statt. Das heißt: Alles, was auf den Seiten zu lesen ist, gilt als vorläufig und unfertig. Es steht unter dem Vorbehalt einer genaueren Prüfung durch die Nutzer und anderer Anbieter. Erst in der Diskussion bzw. Kommentierung findet die übliche redaktionelle Validierung statt. Daher haben Weblogs auch die Bezeichnung des „Open Source Journalismus“ verdient, denn durch jede Kommentierung, jeden Trackback, etc. wird der Informationsgehalt besser. Traurig aber wahr – Weblogs ohne traffic und Blogger können dann ein sehr einseitiges Meinungsbild darstellen. Erst durch hohe Frequenz, zahlreiche Kommentare und gute Verweise erlangen Blogs dann ihre Qualität. Dennoch, Blogs bleiben trotz Kommentaren etc. immer „selektiv“, da auch Blogger gezwungen sind aus der Flut an vorhandenen Daten zu selektieren bzw. zu reduzieren um die Informationskomplexität handhabbar zu machen.