Ja, es ging nun tatsächlich um Blogs in dem Innovations-Panel, das sich mit Online-PR beschäftigt hat. Anders als geplant habe ich es moderiert, so dass es ein bisschen pro domo ist, darüber ausführlich zu berichten.
Zwei Punkte aber:
1. Sowohl Rupert Ahrens von Ahrens&Bimboese als auch Stefan Keuchel von Google Deutschland sind sich einig, dass Blogs für die PR das Thema für 2005 sein werden. Von den Zuhörern hatten vielleicht 10% schon mal von RSS oder Blogs gehört, zwei oder drei waren selbst Blogger. Aber das Interesse war da. Und vor allem, Blogs und das, was dort besprochen wird, in der Zielcommunity zu beobachten, um reagieren zu können, stellt sich als zentrale Herausforderung.
2. RSS wird weiter wichtiger – in beide Richtungen: Für Leser und für die Content-Syndication. Aber das ist ja auch das Thema, an dem ich arbeite…
Meine eigenen Beobachtungen der Panels vom Kongress sowie der geführten Einzelgespräche bestätigen die Aussage. Die PR-Community hat sich noch nicht fundiert mit dem Thema Weblogs beschäftigt. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten befinden sich noch in einer Findungsphase. Klare Konzepte und konkrete Umsetzungen wurden noch nicht besprochen. Einig sind sich (zumindest Ahrens und Keuschel) über die hohe Bedeutung von Blogs in der Zukunft. Das sahen andere PR-Agentur Vertreter anders. Der SAP-Spokesmann zum Thema Issue Screening in Weblogs „Wir beobachten das Thema vorsichtig, sehen aber noch keine Notwendigkeit zum Handeln“.
In den Panels wurde daher mehr oder minder trennscharf immer wieder mal auch auf das Thema Blogs hingewiesen.
Folgende Punkte wurden in den Panels zu
Issue Management und Krisenkommunikation angesprochen:
1. Weblogs sind eine neue Kommunikationsarena, die anders als Chats und Foren arbeitet
2. Es wurde erkannt, dass diese in das Issue-Screening mit einzubeziehen sind – wie das technisch gehen soll, weiss aber niemand
3. Ein fundiertes Screening bedeutet Manpower und Ressourcen – die ist aber keiner bereit momentan einzusetzen
4. Weblogs sind eine gelungene Kombination aus Push- und Pull-Medium
5. Weblogs erregen Aufmerksamkeit
6. Weblogs sorgen für eine schnelle Verbreitung (wurde auch als Risiko gesehen)
Einige interessante technische Lösungen für das Issue-Screening bzw. Monitoring gibt es durchaus und diese werden in der Bloggerwelt bereits mehr als kontrovers diskutiert. Allerdings fehlen im (deutschen) PR-Bereich noch die Erfahrungen, diese für Kunden einzusetzen.
Kein Wunder, schließlich sind Weblogs hierzulande noch ein sehr junges Thema. Ich bin gespannt, ob Weblogs tatsächlich das Thema des Jahres 2005 werden, kann mir aber auch nicht mehr vorstellen, dass PR-Agenturen dieses Thema ganz vernachlässigen können. Dazu sollte ihnen ein Blick in die Google-Statistik genügen. Je nach Kunde und Online-Präsenz wird die Agentur zumindest in der Online-PR förmlich mit der Nase auf Weblogs gestoßen. Sie sind kaum noch zu übersehen.
Laut einer aktuellen Untersuchung von Berlecon(http://www.berlecon.de/output/studien.php?we_objectID=191http://www.berlecon.de/output/studien.php?we_objectID=191) wissen 63% aller Deutschen (noch) nicht was Blogging ist.
Soweit, so gut/schlecht.
Wenn aber – nach meiner vorsichtigen Schätzung – mind. 90% aller PR Schaffenden in Deutschland nicht wissen, was Weblogs sind und weshalb das Thema Blogging eines der wichtigsten Themen/Chancen für die PR ist, dann ist das schon sehr bedenklich.
Marketing Guru Seth Godin sagt in einem Interview mit dem PR Blog prmachine(http://prmachine.blogspot.com/2004/07/seth-godin-interview.html):
SETH GODIN: If you’re [PR professionals] not using Technorati to watch what people are saying, I’m not sure you’re [PR professionals] doing your job!
Da kann ich nur zustimmen. Für Deutschland könnte man dieses Zitat sinngemäß erweitern: Wenn PR Fachleute nicht wissen, was ein Weblog/Blog ist und wie man es für PR Zwecke nutzen kann, sind sie im falschen Job. Das gleiche gilt übrigens für das Stichwort RSS.
PR Experten – besonders aus Agenturen – müssen erkennen, dass Blogs Chance und Herausforderung zugleich sind.
Erfolgsbeispiele aus den US zeigen, dass Unternehmen sich mit einem Corporate oder CEO-Blog nicht nur einen echten Wettbewerbsvorteil sichern, sondern auch einen (Vertrauens)Vorsprung in der Informationsvermittlung haben können.
Als Beispiel möchte ich natürlich Kultblogger Jonathan Schwartz (CEO von SUN) nennen: http://blogs.sun.com/jonathan
Seit Mai 2004 gibt es den Googleblog (www.google.com/googleblog). Unsere Erfahrungen mit diesem Kommunikationsinstrument sind äußerst positiv. Das Feedback der Nutzer ist durchweg positiv und wir haben den Blog auch schon genutzt, um bestimmte Nachrichten besonders schnell im Web zu verbreiten.
Mit Blogger.com steht jedem Interessierten ein kostenloser Service zur Verfügung, um in drei einfachen Schritten ein eigenes Weblog zu erstellen. Seit kurzem übrigens auch in dt. Sprache 🙂
Es bleibt spannend