Sebastian Thielke Sebastian Thielke ist Consultant für Digital Transformation bei Beck et al. Services GmbH. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

Gebt dem Digital Business mehr Zeit

2 Minuten Lesedauer

Social Media funktioniert nicht wirklich, Social Business nützt keinem Unternehmen und das Enterprise 2.0 überfordert alle Mitarbeiter. Niemand braucht diese Innovationen, mit denen kaum jemand umgehen kann und die ohnehin keinen Wertbeitrag zum Business beitragen. Wir haben das immer anders gemacht.

Da ist sie wieder, die ganz besondere Zeit im Jahr, wo viele Skeptiker sich berufen fühlen, einfach mal zu sagen, was sie denken. In diesen Zeiten frage ich mich dann immer: Wieso gibt es die Leute, die das Ende des Fortschrittes so herbeisehnen und prophezeien? Welcher Zweck verfolgen die Fortschrittskritiker und digitalen Maschinenstürmer?

Untergangspropheten der Innovation
Es passiert immer wieder, dass Fortschritte, Technologien und Umdenken aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit verloren gehen bzw. eine gewisse Redundanz und Desinteresse verursachen. In solchen Zeiten steigt die Zahl der Beiträge, Aussagen und Weissagungen, dass diese oder jene Sache, Denken und Handlungsansatz dem Untergang geweiht sei. Dieses Phänomen tritt in aller Regelmäßigkeit auf.

Angst vor dem Neuen

Mittlerweile habe ich mir diverse Theorien erstellt, warum treten diese Prophezeiungen und Ängst zu bestimmten Zeiten des Jahres thematisiert werden: Sommerloch, Aufmerksamkeit, Trolle oder fehlendes Verständnis der Materie.  Das sind natürlich sehr Stammtisch- und Wasserspender-orientierte Vermutungen. Doch es gibt auch eine Theorie, die überlegter ist und nicht ganz so reißerisch daherkommt.

Entwicklung braucht immer  Zeit

Wir wollen immer alles sofort und fragen nach dem nächsten Großen Ding, gieren nach Hypes und verwerfen nach kurzer Aufmerksamkeitsschwelle schon wieder das Neue, welches sich gar nicht so schnell entwickeln kann. Die heutige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ist sehr kurzlebig. Das trifft auf Social Media Entwicklungen, Content Marketing, Social Business und die Transformation von Unternehmen zum Enterprise 2.0 zu.

Die Themen und Initiativen verlieren an Aufmerksamkeit, weil sie oft viel Zeit brauchen – manchmal sogar Jahrzehnte. Man erwartet von digitalen Innovationen, dass sie schnell und mit großem Tamtam passieren. Aber genau das geschieht nicht und führt auch nicht zum Erfolg. Somit werden diese Themen in der Öffentlichkeit uninteressant. Sobald dieser Zeitpunkt erreicht ist, schlagen die Untergangspropheten zu. Verliert ein Hypethema oder eine Innovation an Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, heißt dies auch gleich den Untergang der Idee und der Initiative. Jedoch ist dies eine falsche Wahrnehmung.

Habt Mut und macht weiter

Wir dürfen uns von solchen Untergangspropheten nicht die Motivation, das Engagement und den Mut zum Umdenken nehmen lassen. Viele Evolutionen brauchen ihre Zeit. Sie müssen sich entwickeln. Dieser Prozess ist langwierig und nicht immer mit schreienden Innovationsankündigungen gespickt. Nur weil es ruhig um das Thema, die Innovation bzw. die Idee wird, heißt es nicht, dass sie stirbt. Sie entwickelt sich.

Geben wir den Dingen Zeit

Das die Untergangspropheten auch etwas Gutes haben, kann man nicht von der Hand weisen. Sie schaffen zum einen immer wieder Aufmerksamkeit für Themen, Innovationen und Revolutionen und zum anderen geben sie uns die Möglichkeit, auch einen kritischen Blick auf die Prozesse und Herangehensweisen von Social Media, Social Business und Enterprise 2.0 zu werfen. Gerade im Bereich Enterprise 2.0 Transformation müssen wir uns immer wieder sagen, dass dieser Prozess mehr Zeit braucht als die Aufmerksamkeitsspanne der Öffentlichkeit hergibt. Nur weil nicht alle drei Stunden ein neuer Erfolg verkündet wird, heißt nicht, dass die Idee und die Revolution untergegangen sind.

Wir dürfen nicht aufhören, die Ideen umzusetzen, zu fördern und zu entwickeln. Wandel und Fortschritt sind langwierige Prozesse, die ihre Zeit brauchen.

Quellen: Shutterstock: An ornate clock with the words Time for Change on its face und visionary with a sign of the end is near

Sebastian Thielke Sebastian Thielke ist Consultant für Digital Transformation bei Beck et al. Services GmbH. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

11 Replies to “Gebt dem Digital Business mehr Zeit”

  1. Social Media wird für die Unternehmen vor allem so lange nicht funktionieren, wie sie darunter verstehen eine Page bei Facebook oder einen Account bei Twitter als weiteren Werbekanal zu nutzen.

    1. Hallo Herr Schock,
      ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Es ist wie immer mit allen Neuerungen. Als erstes wird versucht so viel Lärm wie möglich damit zu veranstalten und dann erst wird über eine sinnvolle Integration und Anwendung nachgedacht. Social Business und somit auch Social Media sind mehr als nur eine Marktschreier-Komponente. Sie müssen als strategische Elemente erkannt, verstanden und integriert werden. Sie müssen ein Teil der Unternehmensstrategie sowie von Prozessen werden.

  2. Nicht nur das, was Wilfried Schock sagt, trifft zu. Eingerichtet sind diese Kanäle schnell, doch bei der Nutzung herrscht dann meist leider gähnende Leere. Blogs verkümmern und Accounts werden mit Gewinnspielen „zugemüllt“ (soweit die Richtlinien der Netzwerke dies noch zulassen). Einfach mal machen kann einerseits gut sein, weil man sich nicht totplant. Andererseits ist Content Strategie nicht nur ein Schlagwort, was sich schnell abnutzen darf. Schön auch, dass Innovationsmanagement im Zuge der Social Media genannt wird. Denn bisweilen fehlt mir noch „der Ruck“, der durch die Unternehmen, die soziale Netzwerke nutzen, geht.

    1. Hallo Herr Roseträger,
      es ist immer kein guter Ansatz, wenn man in Unternehmen (komplexe Organisationen) ungeplant und ohne Strategie Innovationen und Veränderungen einführt. Es ist immer wieder schade, dass Unternehmen zwar den Mut besitzen, zu experimentieren aber dadurch auch verbrannte Erde und Geisterstädte hinterlassen. Innovationsmanagement auch für Social Media ist ein sehr interessanter Ansatzpunkt. Danke für den Impuls.

  3. Damit Social Business in Unternehmen funktionieren kann, reichen Strategien & Tools alleine nicht aus. In den meisten Unternehmen müsste sich hierfür die Kultur komplett verändern. Was ich damit meine? Unternehmen funktionieren heutzutage durch Monolog und Hierarchien. Social Business bedeutet jedoch Dialog und Augenhöhe. Dies wird aber häufig vom Management gar nicht gewollt, die Kultur bleibt bestehen, wie bisher und macht somit alle Innovationen obsolet. Dies führt dann genau zu den Reaktionen, die Sie oben beschreiben: “ Social Media funktioniert nicht wirklich, Social Business nützt keinem Unternehmen und das Enterprise 2.0 überfordert alle Mitarbeiter.“

    1. Hallo Frau Kalmeyer,
      dem ist nichts hinzuzufügen außer meiner vollen Zustimmung. Dennoch darf die Erkenntnis uns nicht dazu bringen, dass wir den Kopf in den Sand stecken. Gerade der kulturelle Wandel braucht viele kleine Ansatzpunkte und Hebel. Je mehr wir davon platzieren und anwenden, umso größer wird die Fläche der Wahrnehmung und auch der Wille zum Verändern. Ab einem bestimmten Punkt wird das System von Hierarchie und Monolog kippen. Aber wie schon erwähnt braucht dieser Punkt Zeit und Geduld.

  4. Der Entwicklung,den Kunden sowie Unternehmen Zeit zu lassen sich an Digital Business zu gewöhnen ist ja schön und gut, letzendlich unvermeidbar. Man muss aber bedenken wieviel Deutsche Unternehmen auf internationale Ebene verpassen – die Konkurrenz hat nämlich schon gelernt und betreibt erfolgreiche Strategien. Man könnte fast ein unendliches „catching-up“ Szenario befürchten…

    1. Dass mit dem „Catching up“ ist ein ständiges Problem für Unternehmen und besonders für Deutsche Unternehmen. Es geht auch weniger um das Gewöhnen als viel mehr darum, dass Entwicklungen, Integrationen und Einpassungen immer Zeit brauchen.
      Ich glaube das Problem das hinter dem Hinterherhinken liegt, ist das ewige Verlassen auf die gegenwärtig wahrgenommene funktionierende Unternehmensstruktur und -Prozesse. Die meisten Unternehmen handeln erst nachdem sie feststellen, dass sie abgehängt wurden. Unternehmen müssen einfach auch mal Fehler machen, um den Fortschritt folgen zu können.

      1. Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich meinte nur, dass ich befürchte, manche Unternehmen lassen sich ein bisschen zu viel Zeit. Bei Innovation sind Fehler nunmal unvermeidlich. Aber ein Umdenken braucht, wie Sie schon sagten, Zeit und Geduld. Zum Glück gibt es ja Digital Business Enthusiasten die, wenn die Zeit reif ist, einsatzbereit sind 🙂

      2. Die Digital und Social Business Enthusiasten müssen nicht nur bereit sein, sie müssen auch jetzt schon daran arbeiten, dass die Wahrnehmung der Unternehmen der Situation gewahr wird. 😉 Ich bin gespannt, ob man einen bestimmten Punkt in der kommenden Zeit festmachen kann oder ob es wie bei allen ein schleichender Prozess ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert