Wenn ich PR-Manager frage, ob sie sich vorstellen können, selbst zu bloggen, fällt häufig die Antwort: „Ich würde ja grundsätzlich gerne bloggen. Doch dafür bleibt einfach überhaupt keine Zeit in meinem Arbeitsalltag.“ Dabei klingt immer durch: „Warum soll ich jetzt auch noch bloggen?“ Allein das alltägliche Projektmanagement, Informationmanagement und E-Mail-Management lässt wenig Raum für etwas Neues, dessen Nutzen sich erst noch zeigen muss. Die Anforderungen an das Unbekannte – das Corporate Bloggen – sind hierbei besonders hoch. Bloggen ist aus Unternehmenssicht kein bloßer Zeitvertreib, kein Nebenkriegsschauplatz. Wer sich aufs Corporate Bloggen einlässt, sollte genügend Ressourcen einplanen und nicht allein auf Praktikanten, Voluntäre oder Trainees setzen, ansonsten scheitert das Projekt von vorneherein.
Heute stellt niemand mehr das Handy, das TV, das Web oder die E-Mail grundsätzlich in Frage. Bevor wir uns jedoch wieder auf ein neues Tool einlassen, mehr als nur neugierig sind, wollen wir den Nutzen des neuen Kommunikationsinstruments für uns erkennen. Wie sieht der Return on Investment (ROI) beim Corporate Blogging aus? Lohnt es sich überhaupt, sich mit dem „Hype“ zu beschäftigen? Oder genügt es nicht einfach, abzuwarten, bis der Rauch verfliegt und das Wichtige übrigbleibt… (Immerhin diskutieren wir darüber schon seit mehr als drei Jahren in Deutschland…) Später kann ich mich immer noch darauf einlassen, weil ich es dann muss, denken viele. Von selbst ist das Internet nicht ein Erfolg geworden. Es erforderte schon damals den Mut, Grenzen des Alten zu überschreiten.
Letztlich erfordert alles, was wir tun, zunächst einmal einen gewissen Zeitaufwand. Selbst im Privaten ist das so: Wer sich einen Kinofilm anschaut, geht ebenfalls ein (zeitliches) Risiko ein. Bevor Sie sich für einen Film entscheiden, informieren Sie sich über Medien oder Freunde und treffen eine emotionale Entscheidung für oder gegen einen Kinogang. Sie versuchen Ihr Investement abzusichern. Manchmal erweist sich trotz aller Informationen oder Empfehlungen durch Dritte Ihre Entscheidung dennoch als Falsche, wenn der Film Ihre Erwartungen enttäuscht. Das Investment hat sich dann nicht gelohnt und erweist sich als Zeitverschwendung. Planbar ist das selten.
Nicht anders ist das beim Bloggen. Wer sich vorher gut informiert, erhält eine erste Ahnung davon, was es für ein Unternehmen bedeutet, sich auf das Web 2.0 einlassen. Mehr nicht. Eine solche Entscheidung lässt sich nur bedingt absichern. Je intensiver das Kommunikationsinstrument im Unternehmen genutzt wird, desto mehr Vorteile lassen sich daraus für das Unternehmen erzielen. Das erfordert dann natürlich ausreichende Ressourcen zeitlicher und personeller Natur. Zunächst einmal müssen dazu Erfahrungen gesammelt werden.
Falls Sie davor zurückscheuen, gleich ein ganzes Weblog aufzumachen, dann denken Sie doch einfach über einige Alternativen nach, die weniger zeitaufwändig sind und Ihnen einen ersten Eindruck vom Mitmach-Web bzw. vom Bloggen vermitteln:
- Kommentieren Sie in Branchenblogs und sammeln Erfahrungen mit den Reaktionen von Bloggern.
- Schreiben Sie einen Wiki-Beitrag über ein Thema, indem Sie sich besonders gut auskennen und publizieren Sie diesen. Anschließend sollten Sie die Veränderungen der Versionen beobachten.
- Schreiben Sie als Gastblogger ein bis zweimal im Monat Beiträge in bekannten Blogs.
- Lassen Sie sich einfach einmal von bekannten Bloggern interviewen.
- Lernen Sie A-Blogger auf Social Network-Veranstaltungen kennen und fragen sie diese, warum sie online publizieren.
- Probieren Sie Social Bookmarks wie Mister-Wong aus und kommentieren Sie dabei Ihre Linkempfehlungen.
- Experimentieren Sie im engen Freundeskreis mit einem privaten Blog.
- Setzen Sie zunächst im Intranet ein Corporate Blog für eine kleine Zielgruppe auf und tauschen Sie darüber nutzwerte Informationen aus.
Im Gegensatz zu einem Kinobesuch ist es beim Bloggen jederzeit möglich, einen Fehler zu korrigieren und umzusteuern. Der Erfolg des einzelnen Blogartikels ist genauso messbar wie die Resultate, die ein Corporate Blog fürs Unternehmen generiert. Sehr schnell dürfte deutlich werden, inwieweit sich das Blogggen positiv oder negativ auswirkt. Momentan profitieren Unternehmen schon allein deshalb vom Bloggen, weil sie dadurch zeigen können, dass sie keine Angst vor dem direkten Dialog mit ihren Kunden haben.
Wer sich heute Gedanken über den ROI des Bloggens macht, dem sollte klar sein, dass ein später Einstieg ins Corporate Blogging auch mit höheren Kosten verbunden ist. Denn in der Aufmerksamkeitsökonomie wird es mit dem Anstieg der qualitativ hochwertigen Inhalten immer schwieriger mit den eigenen Inhalten auf Resonanz zu stoßen.
Klaus Eck
Momentan profitieren Unternehmen schon allein deshalb vom Bloggen, weil sie dadurch zeigen können, dass sie keine Angst vor dem direkten Dialog mit ihren Kunden haben.
Es sei denn, so ein Pressesprecher wird auf die von ihm in Umlauf gebrachten Falschinformationen angesprochen. Dann steht so ein Pressesprecher selbst dem RBB nicht mehr für ein Interview zur Verfügung.
Gerade erst passiert und selbstverständlich blogge ich auch darüber. Überschrift des Postings: Schmutzzulage für Telekom-Pressesprecher?
Ich stünde Ihnen für ein Interview gerne zur Verfügung 😉
Für das Ausprobieren des Bloggens spricht vor allem der Lerneffekt, der beim reinen Zusehen und vom „Hörensagen“ viel geringer wäre. Wer sich in einer Krisensituation erst mit dem Medium vertraut machen muss, der hat sich dann wohl zu lange auf seine Praktikanten verlassen…
Beispiele dafür gibt es in der PR-Branche immernoch genug…
Bei der letzten Nextperts-Runde zeigte der Wissensmanagement-Experte Dr. Krasser von der Pentos AG den direkten Nutzen des Bloggens für sein Unternehmen auf: Seit dem Einsatz des internen Weblogs ist die E-Mail Flut erheblich gesunken. Der Grund hierfür sind die bis zu zehn Zeilen umfassenden Kurzbeiträge im Intranet.