"Morgenwelt", so heißt ein populärer Science-Fiction-Roman des britischen Autors John Brunner, in dem er eigentlich ein düsteres gesellschaftliches Globalisierungs-Szenario malt. Er bietet in dem 1968 veröffentlichten Buch ein unübersichtliches Sammelsurium von Informationsschnipseln, Werbefetzen und Einschätzungen an. Aus dem Destillat zahlreicher Infohäppchen schält sich allmählich ein neues Bild der Wirklichkeit heraus, so dass der Leser eine Ahnung vom Neuen erhält und selbst die Trends erkennen kann.
Ab sofort gibt es im PR Blogger die "Morgenwelt", in der ich hin und wieder morgens Aufgelesenes zusammenstelle, verlinke, bewerte und einzelne Stimmen hervorhebe. Hierbei orientiere ich mich ein wenig an der chaotischen Struktur der Brunner-Welt und an seiner wie meiner soziologischen Lust an gesellschaftlichen Trends. Viel Spass bei der Lektüre.
Kundenkommunikation: Warum Unternehmen einen CCO (Chief Customer Officier) benötigen, erläutert Michael Schubert auf Focus Medialine im Wissensforum und interviewt dazu Anne M. Schueller. Der Kunde 2.0 hat die Macht ergriffen und kann sich damit längst gegenüber dem Unternehmen durchsetzen. Dennoch wird der Kundendialog oftmals gering geschätzt und in CRM-Formeln versteckt.
Web 2.0-Studie: Blogs sind in US-Unternehmen das wichtigste Web 2.0-Instrument, heißt es in der Studie “Trends in Adopting Web 2.0 for the Enterprise in 2007”. 54 Prozent aller großen Unternehmen und 74 Prozent aller
kleineren Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern nutzen generell Elemente des Mitmach-Webs. Dadurch erreichten sie laut Hannes Treichel folgende Ziele in der digitalen Öffentlichkeit:
- Gestiegene Aufmerksamkeit gegenüber der Marke & Loyalität – 64 Prozent
- Unterstützung Marktforschung – 58 Prozent
- Generierung von Umsätzen – 39 Prozent
Google Trends “Hot Trends” sind hierzulande kaum bekannt, als Trendbarometer aber dennoch unverzichtbar: Sie geben einen sehr guten Überblick über die wichtigsten 100 US-Google-Suchen und Futter für den SEO.
Eine Studie behauptet, dass immer mehr Alt-Mitglieder genug haben von den vielen "sozialen" Online-Anfragen. Wer bei Facebook, MySpace oder Xing ist, wird immer häufiger angesprochen oder um eine Kontaktbestätigung gebeten. Das "Friendly Fire" überfordert viele User und kann sogar zum persönlichen Overload führen. Kleinere, feine Social Networks, die sich auf bestimmte Interessen spezialisiert haben, sollen dazu laut Studie eine Alternative darstellen. Derlei stört Holtzbrinck und die Verlagsgruppe Handelsblatt wenig: MeinVZ ist gestern ganz in Orange als neue Schwestermarke von studiVZ und schuelerVZ gestartet und soll jedem 25- bis 45-Jährigen eine digitale Heimat bieten, der nicht mehr studiert.
Privatsphäre: Ein Name für ein neues Grundrecht wird gesucht: Das jüngst vorgestellte “Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme” des Bundesverfassungsgerichts klingt doch arg sperrig, meint Markus Beckedahl, Netzpolitik.org, und hat sicherlich Recht damit: Mir gefällt der Vorschlag des Chaos Computer Clubs, den er favorisiert, ebenfalls sehr gut: Nennen wir es also lieber “Grundrecht auf digitale Intimsphäre“.
Medien: Spiegel-Überschriften im ‚Wandel: StudiVZ-Boss Riecke: "Gott sei Dank dürfen wir Kiffer-Fotos jetzt den Behörden geben" – erhielt eine neue Zeile, die inhaltlich wenig veränderte: Halbherzige Dementi in der PR sind kontraproduktiv und schaffen sogar noch mehr Aufmerksamkeit, selbst wenn sie inhaltlich sogar berechtigt sind. Eine erfolgreiche Krisen-PR sieht anders aus. Peter Turi fragte Marcus Riecke passenderweise: "Sind Sie als Community-Marktführer und Klickwunder Nr.1 gleichzeitig Deutschlands Prügelknabe 2.0?"
Corporate Blogs: Das Greenpeace Cebit-Blog ist online gestartet und wird sich dem Thema Elektroschrott annehmen und über umweltschonende Alternativen berichten.
Medien: Wie die Zeitung der Zukunft und Qualitätsjournalismus insgesamt aussieht, weiß der Medienberater Stefan Büffel und entwickelt deshalb gleich fünf Thesen zu Crossmedia:
1. Die Zukunft der Zeitung ist nicht crossmedial, sie ist lesernah!
2. Die gedruckte Zeitung wird künftig die ideale Ergänzung für das (mobile) Web sein!
3. Der Qualitäts-Journalist der Zukunft muss ein Abitur im Fach «Netzkultur» vorweisen. Notendurchschnitt mindestens 2,0!
4. Der Journalist der Zukunft muss alle Kanäle beherrschen, vor allem den Rückkanal
5. Der Qualitäts-Journalist der Zukunft braucht Streit- und Kritikfähigkeit!Trends Dunkle Wolken über dem digitalen Werbe-Wunderland", entdeckt das Handelsblatt, weil >Googles Suchwerbung im Januar laut Comscore nicht gewachsen ist.
Medien: Warum unsere Offline-Erfahrungen im Online-Zeitalter wenig taugen, sagt uns David Weinberger beim Elektrischen Reporter Mario Sixtus. Demnächst erscheint das Buch des Amerikaners "Das Ende der Schublade".
Medien: Vergessen Sie alle klassischen Content-Vermarktungskonzepte, es gibt jetzt die Theorie "Free Content". Sie wird in der Technologiezeitschrift Wired propagiert und geht davon aus, dass Produkte, Texte und Ideen grundsätzlich frei zugänglich gemacht werden sollten: Siehe: Wired: Make Money Around Free Content. (via Exciting Commerce)
Lesetipp: brandeins 03/08: "Tempo: Leben in Echtzeit. Wie sie schneller fertig werden."
Klaus Eck
Klingt auf jeden Fall sehr interessant. Bin gespannt wie sich die Rubrik behaupten kann. 🙂 Keep up the good work!
Lego-Steinchen der Wirklichkeit, Futter für süchtige Gehirne, Herzrasen inmitten der Veränderungen – coool. 😉
«Crossmedia» avanciert nach «Multimedia» und «Online-Community» zum neuen Zauberwort in der Verlagsbranche. Dabei wird aber bisweilen kaum hinterfragt, was Crossmedia im Zusammenhang mit der Zukunft der Zeitung eigentlich heißen soll. Stattdessen wird es der Einfachheit halber im Stile der Floskel «Wie wir ja alle wissen» als Binsenweisheit dargestellt, dass die Zukunft des Journalismus crossmedial sei. Gefunden in der neuen Rubrik “Morgenwelt” beim PR Blogger Klaus Eck.
und ich dachte immer „CCO“ heißt „Chief Commercial Officer“.
so ist das mit den englischen Titeln – jeder macht das draus, was er will…
aber egal – bin gespannt auf die Morgenwelt Schnipsel!
Das waren Zeiten, als in Deutschland noch gute SF verlegt wurde… Glückwunsch zu John Brunner.
Ich muss auch oft an den Roman Video-Kid von Bruce Sterling denken (Ullstein 1984). Kam mir damals, in jungen Jahren, weit weg, progressiv und phantastisch vor. Mittlerweile von „Kiddis“, YouTube und Co. eingeholt.
Zu den Thesen von Herrn Büffel: Schmeißt die Medien-Abiture und das ganze Zertifikats- und Zulassungsgeschwalle auf den Müll. Ein guter Journalist muss vor allem ein Gespür für Geschichten und Neugierde haben.
Den Umgang mit Werkzeug wie Bleistift, Schreibmaschine, Tastatur, Internet etc. lernt man schon.
Anders gesagt: Lieber einen lernwilligen Gossenpunk ohne Abschluss, der was zu erzählen hat als einen langweiligen Parteigänger mit Superabschluss und Bestnoten.
Viel Erfolg mit der Morgenwelt!