Künftig werde ich wieder regelmäßig Interviews mit ausgewählten Bloggern, Netzwerkern, PR- und Marketingprofis durchführen. Den Anfang macht in diesem Jahr der studierte Philosoph und Verlagsberater Johannes F. Woll, der seit vielen Jahren im Verlagsgeschäft aktiv ist und 2004 immerhin die größte regionale Xing-Gruppe in München gestartet hat und daher zumindest in Bayern kein Unbekannter mehr ist. Grund genug, ihm im Cafe Backspielhaus einige Fragen zu seinen Xing-Aktivitäten und seiner Online-Reputation zu stellen:
>> Bei Ihrem Namen fällt gleich das F. ins Gewicht. Warum eigentlich?
Leider musste ich feststellen, dass ich nicht ganz einzigartig bin. Es gibt einen Namensvetter im Saarland, der als Mathematiker, Bassbariton und CDU-Mitglied überhaupt nicht zu meinem Selbstbild passt. Deshalb entdeckte ich irgendwann mein Middle Initial.
>> Dadurch findet man zuerst Ihren Xing-Account, aber nicht Ihre Website. Immerhin sind Sie der Inititator der Xing-Offline-Events in München gewesen und verwalten darüber nicht wenige Kontakte. Wie ist es dazu gekommen?
Das liegt daran, dass meine neue Website Schweizer-Degen.com erst vier Monate alt ist. Bei dem Social Network Xing bin ich seit mehr als vier Jahren Mitglied. Auf meinen Events begegne ich nicht nur Profilen, sondern Menschen und schließe dort persönliche Kontakte, mit denen ich später entweder kooperiere oder Geschäft für mich generiere.
>> Einige Mitglieder meinen, dass sie über Xing eigentlich nur alte Bekannte getroffen haben, aber nicht wirklich vom Social Networking in ihrem Arbeitsleben profitieren. Welche Erfahrungen haben Sie mit Xing gemacht?
Dann nutzen Sie Xing nicht richtig. Natürlich kann man seine Kontakte hervorragend über Xing pflegen. Es ist ein durchaus brauchbares Branchenbuch. Aber wenn ich das Potential meiner persönlichen Kontakte nicht nutzbar mache und ihnen im Gegenzug mein Potential zur Verfügung stelle, dann profitiere nicht wirklich von Xing.
>> Was sollten Xing-Mitglieder also tun?
Sie müssen sich auf der Plattform authentisch und glaubwürdig präsentieren und dafür Sorge tragen, dass ihre Kontakte so gut und qualifiziert sind, dass sie diese weiterempfehlen. Außerdem sollte jeder Xing aktiv nutzen, um sich dort etwa über die Foren sichtbar zu machen.
>> Aber Sie haben vor kurzem auch das Bloggen für sich entdeckt. Anscheinend reichte Ihnen Xing irgendwann nicht mehr ganz. Welche Effekte erhoffen Sie sich von Ihrem Blog?
Ein Weblog ist viel einfacher aufzusetzen gewesen als jede klassische Website, insofern profitiere ich unmittelbar von der leicht bedienbaren Technologie. Als Marketier schätze ich zudem die Marketingeffekte, die ein Blog gerade im Business-to-Business-Bereich generieren kann.
>> Als Berater erhalten Sie Ihre Aufträge demnach nicht nur über Ihre persönlichen Kontakte. Inwieweit spielt hierbei Ihre Online-Reputation eine Rolle?
Bestimmt eine sehr große. Ich moderiere auf Xing die Branchengruppe „Print und Produktion“ mit über 6.000 Mitgliedern. Dort sind meine Zielmärkte Verlage und Grafische Industrie vertreten.
>> Das kostet sicherlich viel Zeit. Lohnt sich das überhaupt?
Das werde ich in der Tat oft gefragt. Jeden Tag opfere ich dafür auf sehr effiziente Art und Weise rund zwei bis drei Stunden. In Xing erfahre ich viel über meinen Markt, lerne die Akteure kennen und kann mich intensiv mit meinen potentiellen Kunden und Kooperationspartnern vernetzen. Wenn ich alternativ Werbung schalten würde, dann kostet das nicht nur Zeit, sondern auch sehr viel Geld, ohne dass der Erfolg für mich messbar wäre.
>> Was ist Ihr aktuell größter Erfolg in Sachen Social Networking?
Durch meine prominente Positionierung in meiner Xing-Gruppe konnte ich immerhin die Messe Düsseldorf davon überzeugen, einen „Tag des Buches“ im Drupa-Cube zu veranstalten, den ich dankenswerter moderieren darf.
(( Disclaimer: Johannes F. Woll und ich beraten gemeinsam den Verlag C.H. Beck in der Online-Kommunikation. ))
Klaus Eck