Immer mehr Deutsche verbringen immer mehr Zeit im Internet – so könnte man die aktuelle Onlinestudie von ARD und ZDF zusammenfassen. Dabei werden sie in Zukunft wohl auch Googles Streetview ansteuern, was besorgte Mitbürger auf die Palme bringt und nach einer Verschleierung ihres Hauses rufen lässt. Welche Seiten Sie alternativ ansteuern können und wo sie eine höllisch gute Pizza bekommen, lesen Sie in der heutigen Morgenwelt.
Zuwachs: ARD und ZDF haben letzte Woche bringen ihre aktuelle "Onlinestudie" veröffentlicht. Mit der Studie wird schon seit 1997 das Onlineverhalten der Deutschen untersucht. 49 Millionen nutzen inzwischen das Internet, ein Zuwachs von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings ist der Zuwachs größtenteils wohl dem Zustand geschuldet, dass die Grundgesamtheit der Umfrage von der deutschen auf die deutschsprachige Bevölkerung erweitert wurde – also um alle in Deutschland lebenden deutschsprachigen Ausländer.
Interessant ist, dass die mobile Internetnutzung in Deutschland eher gering ausfällt: 13 Prozent nutzen das Netz auch auf Handy, PDA oder Net-/Notebook. Damit hat sich der Wert zwar seit 1999 fast verdreifacht, der Zuwachs zum Vorjahr fällt mit zwei Prozent aber eher mäßig aus.
Gerade auch die aktive Beteiligung an User-generated Content ist deutlich zurückgegangen. Was aber nicht gleich heißt, dass das "Web 2.0" vor dem Aus steht. Die "Probierphase" scheint einfach vorüber und so langsam zeigt sich, wer wirklich Interesse am Social Web hat. Manche mögen sagen: Die Spreu trennt sich vom Weizen. Die komplette Studie finden Sie auf ard-zdf-onlinestudie.de.
Höllenpizza: Das Pizza bestellen nicht immer über einen langweiligen Flyer oder eine unübersichtliche Internetseite gehen muss, beweist der neuseeländische Lieferservice Hell Pizza. Neben der Online-Bestellung wird hier mit einem amüsanten YouTube-Channel für Unterhaltung gesorgt. Das Highlight ist das interaktive Video, in dem man einem Pizzalieferanten beim Ausliefern hilft. Und das unter erschwerten Bedingungen: Die Welt wurde nämlich von Zombies befallen. Dass der Lieferservice natürlich auch über Twitter und Facebook zu erreichen ist, braucht man in dem Zusammenhang schon fast nicht erwähnen.
In den Startlöchern: Foursquare, Gowalla, Friendticker und Co
müssen sich wohl warm anziehen. Sie bekommen Konkurrenz von Facebook.
Das Social Network steht wohl kurz vor dem Launch ihres Dienstes
"Places", mit dem es in den Markt der Location-Based-Services bzw.
-Networks einsteigen will. Wie und wann "Places" genau starten soll,
darüber gibt es bis jetzt zwar nur Gerüchte, es scheint aber nicht mehr
lange zu dauern. In wenigen Wochen soll laut netzwertig.com zum Beispiel schon die dazugehörige API veröffentlicht werden.
Erholung: Klaus Eck verabschiedet sich in den Urlaub. Warum er dort auf eine "absolute digitale Askese" setzt und trotzdem kein Buch übers "Offline gehen" schreiben wird, verrät er im Interview mit netz-reputation.de.
Soziale Film-Reviews: Im TV läuft wieder nur die Wiederholung der Wiederholung, das Netz ist auch schon ausgesurft. Warum also nicht mal wieder ins Kino gehen? Nur welcher Film ist sein Geld wert? Bei diesem Problem kann die Twitter-Community helfen, im Speziellen der Dienst fflick. Hier werden die Tweets zu aktuellen und kommenden Kino-Filmen aggregiert und zusätzlich kann man noch ein Votum abgeben, ob der Film gefällt oder nicht. Wenn man sich mit seinem Twitter-Account einloggt, werden einem zusätzlich die Tweets der Freunde zu den entsprechenden Filmen eingeblendet.
Häuser-Burka: Google startet Ende des Jahres seinen Dienst "Streetview" nun auch in Deutschland. "Ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre", "Mein Haus geht niemanden etwas an", "Bürger fühlen sich bespitzelt" – ein großer Aufschrei ging auf einmal durchs Land. Obwohl die Pläne von Google schon länger bekannt sind. Ein spezielles Gesetz wurde nun auf einmal von der Politik gefordert, der Bundesinnenminister, Thomas de Maizière, lehnte ein solches allerdings ab. Der Internetdienst hat nun um ihren Datenschutz besorgten Bürgern eine Frist von vier Wochen eingeräumt, in der Sie der Abbildung ihres Hauses in Streetview widersprechen können. Offiziell heißt es, Google werde die Einsprüche berücksichtigen, was allerdings passiert, sollten sie sich nicht daran halten, ist unklar. Komisch ist, dass sich erst jetzt Widerstand regt, eine Abbildung über Google Earth (am besten noch in Verbindung mit Panoramio), Sightwalk, Photosynth oder zum Beispiel dem "Bilderbuch Köln" war scheinbar bis jetzt kein Problem.
Jochen Hencke (@schneeengel)
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Bildquelle: Shutterstock
Schöner Artikel wie immer und Hells Pizza ist ja wohl super unterhaltsam. Ich werde also ganz klar Essen bestellen wenn ich von Zombies umgeben bin, dass scheint die Rettung zu sein.