Meine Teilnahme bei den Audio Visual Media Days hat sich in mehrfacher Hinsicht schon jetzt gelohnt: Neben den interessanten Gesprächen, die sich in den Pausen zwischen den Teilnehmern ergaben, waren es natürlich auch die Einsichten in die Welt des Online Video, die den ersten Tag der AMD09 genauso ereignis- wie aufschlussreich machten.
Nach der Eröffnung der Konferenz durch Organisator Achim Beißwenger ging es gleich thematisch zur Sache: Bei der Eröffnungs-Keynote von Jean-Pierre Fumagalli (smartclip) wurde das Kräfteverhältnis im Online Video Markt eingehend beleuchtet. Für mich war viel Bekanntes, aber auch Neues dabei. Besonders der Begriff der „Koopetition“ ist hängen geblieben: Der derzeitige Markt verlangt nach Zusammenarbeit, auch unter einstigen Rivalen. Der „gattungsübergreifende Austausch“, wie Fumagalli diese Notwendigkeit bezeichnete, stellt den Content in den Fokus der Bestrebungen – nicht die eigene Plattform, wie es in der Vergangenheit oftmals der Fall war.
Inhalte bestimmen in Zukunft die Zielgruppen, wie auch die Positionierung innerhalb des Marktes. Zudem sind Nischenmärkte und spezielle Formate ein großer Treiber im Online-Video-Markt: Wie auch Ned Wiley in seiner Präsentation anmerkte, gibt es einen Trend zur Personalisierung der Inhalte. Die Metapher der „Markets the size of 1“ eröffnet ein neues Paradigma: Die Massenmärkte verlieren an Relevanz, individuell zugeschnittener Content und eine stärkere Spezialisierung nehmen weiterhin Fahrt auf. Dies hat sich auch bei der Präsentation der Portale TheCrane.tv (Lucia Sanchez Barrenechea) und dem deutschen Portal 3min.de (Robert Wagner) bestätigt. Beide Portale setzen auf High Quality Spartencontent, redaktionelle Betreuung und strenge Qualitätskriterien. Trotzdem gehen die Thematiken der beiden Content-Hubs stark auseinander: Während 3min.de einen Fokus auf kurze Serien hat, die spezielle Zielgruppen ansprechen (zum Beispiel befindet sich eine Serie, die das MMORPG World of Warcraft thematisiert, im Repertoire) konzentriert sich die international agierende Plattform TheCrane.tv auf Content rund um Fashion, Kunst, Ökologie und Style und möchte die Nische eines Online-Video-Magazins bekleiden.
Unter Moderation von Prof. Thomas Mickeleit (Microsoft Deutschland) sprachen in der Podiumsdiskussion Dr. Michael Huh von der Daimler AG, Dr. Nikolai Behr von der CTVA, Prof. Dr. Gernold Frank von der FHTW Berlin sowie Prof. Dr. Michael Bordt von der Hochschule für Philosophie der Jesuiten über das Thema „Unternehmenskommunikation und PR in Zeiten der Krise – was wird und muss sich ändern?“. Die Diskussion hat besonders die Stellung von CEOs innerhalb der Organisationskommunikation thematisiert – CEO Zetschke von Daimler war ein beliebtes Beispiel für die Diskutierenden. Die Wörter Authentizität und Ehrlichkeit prägten den Verlauf des Meinungsaustausches – leider wurde kaum über die Rolle des Mitarbeiters gesprochen, der meiner Meinung nach in den Zeiten des Social Webs immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auch die Bedeutung von Corporate Video, welches das Überthema für die Konferenz bildet, wurde von mehreren Seiten beleuchtet und als Wachstumsbereich deklariert.
Das Ende des ersten Konferenztages wurde durch die Bootsfahrt über den Starnberger See eingeläutet, die interessanten Gespräche zwischen den generell sehr kontaktfreudigen Teilnehmern endeten jedoch nicht. Ich konnte einige wertvolle Einblicke in die Welt der angewandten Corporate Communications, in den digitalen Rundfunkmarkt sowie in die Bestrebungen vertikaler Netzwerke gewinnen, die mir sicherlich die Grundlage für den einen oder anderen Blogpost liefern werden.
>> PR Blogger: AMD 09: Neue Online-Video Trends
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Christoph Bauer
Klingt sehr interessant, hätte mich auch sehr interessiert die Veranstaltung live zu erleben.
Allerdings fehlt mir bei der sehr schönen Schilderung die Darstellung, um welchen Markt oder Märkte es hier geht bzw. wie sich die klassischen Märkte verändern.
Dass Video als Kommunikationsmittel immer stärker in neue Bereiche vordringt in der PR und der Corporate Communication ist klar, aber gibt es tatsächlich eine immer stärkere Independent-Szene im Entertainmentbereich, die die klassischen Videomärkte, derzeit noch stark auf DVD basiert, tangiert? Wie groß, wie stark und Entwicklungsfähig sind die Nischenmärkte. Das Problem selbst gut gemachter Nischenprodukte ist doch, duchzudringen zum Zuschauer. Die Studios geben ja für das Marketing oft einen ähnlich hohen Betrag aus wie für die Filmproduktion, um bei der vielfältigen Freizeit-Konkurrenz zum Zuschauer vorzudringen.