Die Bits & Pretzels hat sich im Laufe der letzten Jahre einen Namen in der Start-Up- und Gründer-Szene gemacht. Superstars, wie Richard Branson oder Kevin Spacey erzählen aus der Praxis, Gründer präsentieren ihre Innovationen und Investoren suchen das nächste große Ding. Vom 24. bis 26.09. luden die Veranstalter, Bernd Storm, Andreas Bruckschlögl und Felix Haas wieder ins Münchner ICM bzw. zum Netzwerken ins Schottenhamel-Zelt auf dem Münchner Oktoberfest.
Im PR-Blogger-Interview erzählen die Drei über die Anfänge, schwierige Gäste und was Gründer unbedingt mitbringen sollten, um erfolgreich werden zu können.
Gestartet als Weißwurst-Frühstück ist die Bits & Pretzels inzwischen eine der angesagtesten Konferenzen im digitalen Bereich. Wie kommt man denn überhaupt auf die Idee, z.B. Richard Branson einzuladen?
Bernd: Die ersten 80 Leute mussten wir fast noch „rein prügeln“, denen haben wir sogar das Frühstück bezahlt und damit letztendlich draufgezahlt.
Andreas: So ist es, die Tickets waren billiger als das Frühstück. Mit den Tickets haben wir zehn Euro eingenommen und das Frühstück hat uns 25 Euro gekostet. Aber so ist es am Anfang, am Anfang zahlst du halt einfach ein paar Mal drauf.
Felix: Und wie man darauf kommt? Die ehrliche Antwort ist: Weil wir drei einfach ziemlich durchgeknallt sind. Weil wir verrückte Ideen haben. Der eine hat eine verrückte Idee, der andere findet sie unmöglich und der nächste sagt, „ja wieso eigentlich nicht?“.
Bernd: Wir wollen die Veranstaltung entwickeln, auf die wir selber gerne gehen würden, für die wir selbst bereit wären Geld auszugeben. Und da wir alle gerne einmal Richard Branson oder auch Kevin Spacey hören wollten, ist es eine logische Schlussfolgerung, dass man solche Leute dann auch einfach anfragt.
Felix: Ich glaube grundlegend ist es so, wie es Stefan Raab in seiner Keynote gesagt hat: Wir machen das, worauf wir Bock haben.
Wenn ihr das Event haben wollt, so wie ihr es gerne hättet, wer steht dann z.B. noch auf eurer (Speaker-) Liste?
Bernd: Elon Musk, Obama, die ganze FC Bayern Mannschaft.
Andreas: Mark Zuckerberg, der Papst.
Wer war bisher der schwierigste Gast im Umgang?
Andreas: Natürlich haben alle ihre Wünsche und Felix hat dazu letztes Jahr auch einen Post auf Facebook mit ein paar Spezialwünschen geteilt. Aber am Ende des Tages – und das hat mich persönlich auch sehr fasziniert und beeindruckt – ist es gerade mit Superstars eine 100 Prozent professionelle Zusammenarbeit. Die wissen von vornherein genau, was sie wollen, können klar definieren, was sie erwarten, was wir kommunizieren und so weiter und so fort. Das macht echt Spaß. Ist auch nicht immer einfach, aber alles in allem echt toll!
Bernd: Da gibt es unbekanntere Namen, die weniger nahbar sind und glauben, sie sind größer als die Großen.
Andreas: Je erfolgreicher sie sind, desto besser funktioniert die Zusammenarbeit. Weil sie einfach auch diese Erdung haben.
Wie lange ist die Vorlaufzeit bei Gästen, wie Branson, Spacey und Co?
Bernd: Unberechenbar. Das kann innerhalb von zwei Tagen oder zwei Jahren passieren. Da ist alles drin.
Andreas: Und genau so haben wir es auch erlebt. Die zwei Tage sind kein Gag: Wir haben bei einem Star am Dienstag mit dem Manager geschrieben und am Donnerstag konnten wir ihn schon bekannt geben.
Felix: Wir haben die ganze Bandbreite da. Von: Kein Vertrag da, passt schon irgendwie, fliegt Linie. Bis hin zu: Die Anzahl der Meter vom Privat-Jet bis zum Auto müssen stimmen.
Die Bits & Pretzels ist eine Konferenz vor allem für Gründer und Investoren: Was können „alteingesessene“ Unternehmen von Start Ups lernen?
Andreas: Sie können nicht nur lernen, sie lernen auch schon sehr viel. Mercedes ist da ein ganz gutes Beispiel mit Dieter Zetsche, der da schon sehr viel macht. Agilität, schnell Ideen einmal raus hauen und nicht lange über etwas diskutieren. Einfach einmal probieren. Und wichtig ist auch der starke User-Fokus. Dass man sich jedes Mal wirklich pedantisch darauf fokussieren und fragen muss: Was will eigentlich der User? Es ist egal, was ich will. Wenn der User dieses Bedürfnis hat, dann mache ich das! Und das ist wirklich nicht einfach.
Bernd: Aber auch Start Ups können etwas von Corporates lernen. Das ist keine Einbahnstraße und das macht es dann ja auch so spannend. Wir wissen alle, wie chaotisch es manchmal zugeht in kleinen Firmen. Oft einfach, weil es nicht anders geht. Aber wenn du Prozesse lernen willst, dann kannst du da genau hinschauen: Wie machen das die großen Firmen? Die haben zwar zum Teil zu viele Prozesse, aber sie haben Prozesse.
Was würdet ihr Start Ups mitgeben? Was ist etwas, was ein Start Up unbedingt lernen muss?
Berd: Am Anfang steht auf jeden Fall die Einstellung: Hartnäckig, bissig, gierig sein! Und den unbändigen Willen haben, etwas zu erreichen. Ich glaube der größte Feind des Gründers ist das eigene Sattsein.
Felix: Ich möchte ein Beispiel aus Investorensicht geben: Wenn ich mich hier mit einer neuen Company treffe und dann frage ich den oder die Gründerin: Was machst du heute hier sonst so? Wenn dann die Antwort kommt: „Ja, ich trink dann jetzt noch einen Kaffee und dann höre ich mir noch eine Vorlesung an und dann, ach, dreh ich vielleicht noch eine Runde mit dem Bierkarussell.“ Dann finde ich das ziemlich lame. Aber wenn er oder sie jetzt sagt: „Ich schau mir noch das an, weil ich will das lernen, ich schau mir die Session an, weil ich den Speaker cool finde, dann treffe ich noch die drei Investoren, dann gehe ich in die Matchmaking-Area und dann mach ich noch dies und das.“, dann merke ich, er oder sie hat einen Plan. Da ist Drive dahinter. Deswegen wäre auch mein Tipp an Start Ups: Geht an Themen mit Energie, mit Drive ran, mit Agilität. Und nicht dieses verschnarchte: „Ach irgendwie wird das schon gehen!“
Andreas: Denkt verrückt! Ich glaube das ist einfach etwas, das man hoffentlich an unserem Beispiel sehr gut sieht. Uns hat jeder für verrückt erklärt, als wir gesagt haben, wir wollen ein Oktoberfestzelt. Genauso, als wir gesagt haben, wir holen Richard Branson und Kevin Spacey. Es ist, weil wir sehr wenige Barrieren im Kopf haben. Vor allem im Vergleich Deutschland gegen die USA fällt mir auf, dass hier viel zu oft viel zu klein gedacht wird. Wir müssen viel öfter durchgeknallt denken und auch Durchgeknalltes zulassen.
Bernd: Und auch hier ist es, wie es Stefan Raab in seiner Keynote gesagt hat, 99 Prozent harte Arbeit. Wenn du um fünf Uhr nachmittags nach Hause gehst und lieber etwas anderes machst, dann ist das schön und gut, aber du wirst halt so nie das Maximale rausholen und erreichen können.
Die Bits & Pretzels ist immer weiter gewachsen, ihr habt mit Kevin Spacey einen großen Namen mit an Bord: Wie geht es weiter mit der Bits & Pretzels?
Felix: Kurz gefasst. Wir wollen nicht weiter wachsen. Wir sind mit 5.000 Teilnehmern sehr zufrieden. Das ist die Grenze, die wir auf absehbare Zeit nicht überschreiten wollen. Unser Ziel ist es, in drei Jahren 50.000 Bewerbungen für die die 5.000 Plätze zu haben.
Andreas: Nächstes Jahr!
Bernd: Er denkt so klein.
Felix: Ok. In zwei Jahren?
Andreas: Machen wir zwei Jahre!
Felix: Okay: Wir wollen in zwei Jahren zehnmal so viele Bewerbungen, wie Plätze haben. Wir wollen einfach die coolste, geilste Gründerkonferenz der Welt erbauen. Eine Plattform, auf der sich Menschen rund um das Thema Gründung und Innovation begegnen und coole Sachen entstehen. Auch wenn wir natürlich immer wieder an allen Ecken und Enden schrauben werden.
Andreas: Es ist bei so einem Event auch nur so möglich. Also reaktiv auf Einflüsse zu reagieren und zu sagen: Wir haben jetzt hier eine Gelegenheit/Chance, wie gehen wir damit um?
Bernd: Selbst wenn mal etwas schlecht läuft, dann werden wir ganz klar an die Problemlösung herangehen und fragen, was war schlecht, warum war es schlecht und was können wir besser machen? Und es wird sicher auch solche Zeiten geben, wo das vielleicht mal nicht so klappt. Aber es ist wichtig, dass wir uns immer weiterentwickeln, dass wir Feedback einholen, von den Fehlern lernen. Also letztendlich genau das umsetzen, was wir den Gründern auch immer predigen.
Vielen Dank für das Interview!