Thomas Euler Thomas denkt, schreibt, spricht und berät zu digitaler Transformation, Technologie und dezentralisierten Systemen. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

Morgenwelt 56: Der wahre Bild-Blogger ist da: Kai Diekmann.

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Der durchaus umstrittende, aber sehr bekannte deutsche Chefredakteur beginnt zu bloggen und treibt das Personal Branding mit eigener Merchandising-Linie auf die Spitze. Was davon zu halten ist, haben wir uns für die aktuelle Ausgabe der Morgenwelt näher angesehen. Außerdem finden Sie ein paar spannende Zahlen zur Frage "wem vertrauen die Deutschen?", erfahren, warum Ihr Netzwerk bald Ihre Suchergebnisse beeinflussen wird und warum mancher Journalist die Ernennung von Wolfgang Schäuble zum Finanzminister für bedenklich hält. Dies und mehr heute in der 56. Morgenwelt. 

Kai Diekmann: Die Bildzeitung polarisiert. Da ist es nur folgerichtig, dass auch das brandneue Blog ihres Chefredakteurs alles andere als weichgespült daherkommt. Egal, was man von Diekmann oder der Bild halten mag, kaidiekmann.de hat Lob verdient: Die Machart ist durch und durch professionell. Die Inhalte sind allesamt stark personalisiert, entsprechen dem Format und nutzen die multimedialen Möglichkeiten des Webs aus. Besonders spannend ist, wie Diekmann (zumindest online) mit Kritik umgeht. Anstelle kritischer Kommentare und persönliche Anfeindungen, die teils deutlich unter die Gürtellinie gehen, einfach zu löschen, sammelt Diekmann sie in einem eigenen Beitrag. Mit dieser Souveränität macht er deutlich, was er von abfälligen Spöttern hält: Nichts. Anstelle einer Bedrohung sieht er in ihnen das unvermeidliche Mitbringsel eines Mediums, das Menschen Anonymität zugesteht. Im selben Atemzug stellt er jedoch klar, dass er sich selbst auf dieses Niveau nicht herablässt und kaum mehr als ein müdes Schmunzeln für sie übrig hat. Auch mit der – natürlich reichlich vorhandenen – ernsthaften Kritik an Bild und ihm selbst geht Diekmann offen um, mit jeweils eigener Kategorie. Den ironisch-überheblichen Ton, mit dem Diekmann Kritiker wie beispielsweise die taz konfrontiert (und dort gleichzeitig Anzeigen für sein Blog schaltet), muss man sicherlich nicht mögen, doch er passt ins Konzept. Diekmann will kein aalglatter Kerl sein, er will geliebt oder gehasst werden. So wie seine Zeitung. 

Soziale Suche: Auf der Web 2.0 Summit in San Francisco stellte Google sein neues Project "Social Search" erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. Künftig werden Informationen aus den Netzwerken von registrierten Googlenutzern, die ein eigenes Google-Profil besitzen, in den Suchergebnissen mitberücksichtigt werden. Wie dies genau funktionieren wird und im Detail aussieht, sehen Sie sich am besten selbst an:


Vertrauen: Banken, Vorstände und Energieunternehmen, sie alle leiden unter einem geringen Vertrauen, das ihnen von der Öffentlichkeit entgegengebracht wird. Das ergibt der Vertrauensindex, den die WirtschaftsWoche gemeinsam mit der GPRA erhoben hat. Jochen Mai liefert in seiner Karrierebibel noch ein paar weitere Einsichten und eine gute Visualisierung.


Blogs & Journalismus: Während Kai Diekmann beginnt zu bloggen, lässt mit FAZ-Herausgeber Werner D'Inka ein weiterer hochrangiger Medienvertreter die Menschen wissen, was er von Blogs hält. Zwar seien sie Bestandteil des bunten Straußes der Onlinemedien, jedoch keine Form von authentischem Journalismus. Mehr O-Töne von seiner Rede bei der Verleihung des "Sophie von la Roche"-Preises finden sich bei Meedia.

Finanzminister: Kritische Nachfragen muss sich Angela Merkel wohl gefallen lassen, wenn sie mit Wolfgang Schäuble jemanden zum Herr über den deutschen Finanzhaushalt kürt, der einst in den größten politischen Spendenskandal Deutschlands verstrickt war und darüber seine damaligen Positionen räumen musste. Während dieses Thema seinen Weg bis jetzt nicht oder höchstens am Rande in die klassischen Medien schaffte, sieht es im Netz anders aus. Dort entwickelt sich gerade ein Politiker-Video zum "Quotenhit" (knapp 400.000 Views auf Youtube in 4 Tagen), das eine kritische Frage des niederländischen Journalisten Rob Savelberg zeigt. Wie Merkel denn jemanden zum Finanzminister benennen könne, der 100.000 DM einfach "in der Schublade" vergaß, fragt Savelberg sicher nicht zu Unrecht. Mehr als ein fades "weil ich dem Mann vertraue", hat die Kanzlerin nicht als Antwort parat. Damit ist das Video gleich in zweifacher Hinsicht ein gutes Lehrstück: zum einen zeigt es, wie sich im Internet Gegenöffentlichkeit erzeugen lässt und zum anderen, dass man auf kritische Fragen besser nicht unvorbereitet ist. Ansonsten wirkt man schnell sehr unsouverän. 

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Thomas Euler

Thomas Euler Thomas denkt, schreibt, spricht und berät zu digitaler Transformation, Technologie und dezentralisierten Systemen. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

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