Interessant, aber aufwändig ist der Wandel von Unternehmen zum Enterprise 2.0 oder Social Business. Die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter muss geweckt, Vorteile müssen aufgezeigt, Überzeugungsarbeit muss geleistet werden. Ein langwieriger Prozess, den ich als Enablement bezeichne – die vier Schritte der Befähigung.
Die Fähigkeit eines Menschen, Werkzeuge zu nutzen, deren Wert zu erkennen und diese in den eigenen Lebensalltag einzugliedern, stammt daher, dass er dies an einem bestimmten Punkt erlernt hat. Er hat sich durch Informationsaneignung und Wissensstrukturierung dazu befähigt, diese Werkzeuge zu nutzen. Das Befähigen ist also der Prozess im Menschen, der Lernen und Anwenden miteinander verknüpft und Wissen in Wollen überführt. Wenn ein Mensch befähigt ist, ein Werkzeug zu nutzen, dann tut er dies mit einer Motivation und folglich meist effektiv.
Der Prozess der Befähigung
Der Prozess des Lernens beziehungsweise Befähigens muss auch für die Anwendungen, Abläufe und Systeme von Enterprise 2.0 Umsetzungen angestoßen werden. Die Mitarbeiter des Unternehmens müssen befähigt werden, die entsprechende Software zu nutzen, den damit verbundenen Wandel und Fortschritt zu erkennen und auf das eigene Wertesystem anwenden zu können.
Die vier Schritte der Befähigung
Ein recht einfaches Modell hinsichtlich Befähigung ist das Vier-Schritte-System des Enablements. Die Schritte werden aufgeteilt in:
- Wahrnehmung
- Nutzen
- Überzeugung
- Anwendung
Dabei ist dies eher ein Flussmodell, das von der Wahrnehmung über Nutzen und Überzeugung zur Anwendung gelangt. Die Schritte der Befähigung müssen nicht streng in dieser Reihenfolge ablaufen, sie bieten aber Orientierung.
Das Modell geht davon aus, dass ein Nutzer beziehungsweise Mitarbeiter als befähigt/enabled gilt, wenn zumindest die ersten drei Schritte erreicht werden.
Wahrnehmung
Der erste Schritt auf dem Weg zum befähigten Mitarbeiter ist die Wahrnehmung der Information. Den Mitarbeitern muss bewusst werden, dass das Thema Enterprise 2.0 beziehungsweise Social Business ein Bestandteil der Unternehmenswelt ist. Hier sind grundlegende Informationen, Beispiele aus anderen Unternehmen und Basiswissen zu den Begrifflichkeiten, Funktionen und kulturellen Implikationen die wichtigsten Aspekte. Die entsprechenden Informationen müssen den Mitarbeitern bereitgestellt werden – und das auf den geeigneten Wegen.
Es muss also das Thema, Social Business beziehungsweise Enterprise 2.0 im Allgemeinen und im Speziellen vermittelt werden. Hier können Maßnahmen und Instrumente wie allgemeine Definitionen von Enterprise 2.0 und Social Business, Erklärungen, was ein Enterprise Social Network ist oder wie ein Blog funktioniert, zur Anwendung kommen.
Nutzen
Aufbauend auf dem vermittelten Basiswissen sollten Mitarbeiter den individuellen Nutzen erkennen, den Enterprise 2.0 für sie mit sich bringen kann. Dabei können nachvollziehbare Beispiele, Good Practices und Erfolgsgeschichten ebenso wie individuelle Coachings helfen, die auf die jeweiligen Anforderungen eingehen, die sich im Arbeitsalltag ergeben.
In diesem Schritt findet der Übergang von Information zum Wissen statt. Die bloße Information wird in einen Kontext für den Mitarbeiter gesetzt. Der Mitarbeiter hat zum Beispiel schon die Information, dass es so etwas wie ein Enterprise Social Network gibt und versteht den Begriff. Erweitert wird diese Wahrnehmung nun durch die Verfügbarkeit eines solchen Netzwerks in seinem Arbeitsbereich, das er nun auch nutzen kann. Er erfährt, dass er schneller und effizienter arbeiten kann, wenn er das Netzwerk nutzt. Die abstrakte Information wird zum individuellen Wissen.
Überzeugung
Dieser Schritt markiert den Übergang zum befähigten Nutzer beziehungsweise Mitarbeiter. Aus Kennen und Wissen wird eine für den persönlichen und gemeinschaftlichen Nutzen akzeptierte Motivation. Was der Mitarbeiter von der Information zum Wissen überführt hat, wird für ihn plausibel. Er erkennt den Nutzen und den Mehrwert für sich selbst. Diese positive Einstellung versetzt ihn in einen engagierten Zustand. Für unser Beispiel bedeutet dies, der Mitarbeiter verfügt nicht mehr nur über die Information und das Wissen, sondern hat diese in konkretes Handeln überführt. Zudem wird er in diesem Schritt versuchen, weitere Informationen, Wissen und Fähigkeiten zum Thema, System oder zur Anwendung zu erlangen.
Anwendung
Der angestrebte Mehrwert durch Enterprise 2.0 Anwendungen, Software und Prozesse wird kontinuierlich erreicht. Der Mitarbeiter hat das Neue gelernt und in seine Routinen und alltäglichen Arbeitsweisen erfolgreich integriert. Der Mehrwert entsteht im Umgang mit den Instrumenten: Mitarbeiter, die diesen Schritt erreicht haben, sind vollständig befähigt die Enterprise 2.0 Anwendung für sich und die Arbeitsumgebung zu nutzen. Der Mitarbeiter in unserem Beispiel nutzt dementsprechend das Netzwerk als allgegenwärtiges, bekanntes und vertrautes Instrument. Seine Arbeitsweise, Arbeitsumgebung und Wertschöpfung haben sich an das neu Erlernte angepasst. Dieser Mitarbeiter ist darüber hinaus in der Lage, sein Wissen, sein Engagement und seine Motivation an andere Mitarbeiter weiterzugeben.
Nicht alle aber viele
Jeder einzelne Mitarbeiter im Unternehmen muss diese vier Schritte durchlaufen, damit Enterprise 2.0 Anwendungen und Social Business Ansätze den gewünschten Erfolg bringen. Dennoch sollte gesagt werden, dass einige Mitarbeiter nicht alle vier Schritte erfolgreich für sich umsetzen werden. So können sie die ersten zwei durchlaufen, aber durch ihre persönliche Wertesphäre als auch die Wertesphäre ihrer direkten Umgebung Schritt drei und vier ablehnen. Hier muss ergründet werden, warum die Wertesphären abweichen.
Für eine erfolgreiche Enterprise 2.0 Transformation müssen mindestens die ersten drei Schritte bei den Mitarbeitern erreicht werden. Ohne eine anfängliche Befähigung sind alle anderen Bemühungen zum Scheitern verurteilt.
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