Sebastian Thielke Sebastian Thielke ist Consultant für Digital Transformation bei Beck et al. Services GmbH. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

Die falsche Angst vor dem Enterprise 2.0

2 Minuten Lesedauer

Die Öffentlichkeit nimmt Projekte und Initiativen rund um Enterprise 2.0 immer mehr als positive Innovation wahr. Jedoch sind die Stimmen der Öffentlichkeit ebenso kritisch. Angst, Unwissenheit und fehlende Strategien scheinen die Innovation interner Netzwerke und entsprechendes Umdenken im Keim zu ersticken. Die Einführung solcher Systeme umfasst weit mehr als die Software. Planvoller Einsatz, strategische Ausrichtung und fortwährende Analyse sind wichtige Grundlagen.

Dies ist der Auftakt zu einer Beitragsserie rund um die Planung und den Einsatz von Enterprise 2.0 im Unternehmen. In den kommenden Wochen werde ich in den unterschiedlichen Beiträgen die Pionierphase, Strategie, Entwicklung, Beobachtung, Beteiligung, Engagement, Steuerung und Optimierung betrachten. Damit möchte ich einen Grundstein für Verständnis, Akzeptanz und Anwendung legen, der Anstoß für eine kleine Revolution sein kann.

Die Zeitung

Vor kurzem saß ich vor meinem Rechner und konnte den Tag mit einem Lächeln beginnen. DIE WELT hatte einen Artikel veröffentlicht, der Musik für meine Ohren ist: „Neue Kommunikation: Deutsche Firmen entdecken Alternative zur E-Mail“. Im Groben wird darin die „no more Email“-Strategie des Unternehmens ATOS, beschrieben und die Möglichkeiten zur Bewältigung der Informationsüberlastung dargestellt. ATOS nutzt ein unternehmensinternes soziales Netzwerk. Ein sehr angenehmer und einleuchtender Beitrag zum Thema Enterprise 2.0.

Doch dann überraschten mich die Kommentare zum Artikel. Grundhaltung sämtlicher Anmerkungen war eine rigide Ablehnung der ATOS-Strategie. Wieso? Angst, Unwissenheit oder schlechte Erfahrung? Vielfach wird in den Kommentaren die Kommunikation in Netzwerken mit der per E-Mail gleichgesetzt. Außerdem wird angenommen, dass der zeitliche Aufwand höher oder zumindest gleich ist mit der angesprochenen E-Mail. Letztendlich wird klar, dass ein umfassendes gesellschaftliches Verständnis für die eigentliche Bedeutung solcher Initiativen, wie die „no more Email“-Strategie von ATOS, fehlen.

Fehlinterpretation

Grundsätzlich ist es vielleicht nicht gut, Facebook im Vergleich zu E-Mail aufzuführen. Ein Großteil der Kommentatoren sieht darin eher eine Zeitverschwendung und die Anderen machen sich Sorgen um Datensicherheit und ihre eigene Übertransparenz.

Unternehmensinterne Netzwerke sind jedoch weit mehr als die bloße Anwendung von Facebook im internen Kontext. Sie ermöglichen eine weiterführende Zusammenarbeit, gezieltes Wissensmanagement und Verbesserungen in Kommunikation und Innovation.

Geschlossene Netzwerke und Mitarbeiterdaten

Enterprise Social Networks sind nüchtern betrachtet private und vor allem geschlossene Systeme nur für die Netzwerkmitglieder. Sie haben keinen Zugang zu den öffentlichen Social Networks. Daten über Mitarbeiter sind nur für die Unternehmensmitarbeiter selbst sichtbar. So können versteckte Expertisen gefunden werden und bei bestimmten Fragen die richtigen Personen angesprochen werden. Jedoch hat Niemand von außerhalb Zugriff auf diese Daten.

Übergeordnete Ziele

Was in der Diskussion der Kommentare untergeht und was der Welt-Artikel nur anreißt, ist der Umfang eines solchen Projekts und die Auswirkungen. Die Verbesserung von Kommunikation, Zusammenarbeit, Innovation und Wissensmanagement passieren nicht über Nacht und nicht in einem Zug. Dafür sind genaue Planung, gezielte Analysen und immer wieder Testverfahren nötig. Pilotprojekte und Anwendungsszenarien bilden oftmals die Grundlagen. Geeignete Gruppen und Anwender versuchen sich in einzelnen Projekten an den Umsetzungen der Social Software und Netzwerktools. Diese Projekte werden dann evaluiert und bilden die Basis für ein übergeordnetes Konzept. Und das ist der Beginn des Wandels. Der erste Schritt auf einer fortwährenden Reise zum Enterprise 2.0. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Akzeptanz des Enterprise 2.0 Ansatzes unter den Mitarbeitern im Unternehmen.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Enterprise 2.0 Projekten gemacht?

>> PR-Blogger: Social Media im Unternehmen: 5 strategische Punkte in der Pionierphase

Bildquelle: BIGSTOCK, social-network-structure und Crowds

Sebastian Thielke Sebastian Thielke ist Consultant für Digital Transformation bei Beck et al. Services GmbH. Er ist als Gastautor im PR-Blogger tätig.

37 Replies to “Die falsche Angst vor dem Enterprise 2.0”

  1. Auch ich hatte den Welt Artikel gelesen und war überrascht von den überwiegend negativen Kommentaren (siehe mein Tweet vom letzten Montag)… 😉

    Mit ist vor allem aufgefallen, dass es generell – möglichweise vor allem im deutschen Raum – noch Vorbehalte gegenüber „Facebook-artigen“ Werkzeugen im Unternehmsumfeld gibt. Es herrscht offenbar immernoch grosse Unwissenheit und damit auch Unsicherheit. Soziale Netzwerke innerhalb der Unternehmen sind eben nur bedingt vergleichbar.

    Der Einsatz sozialer Netzwerke erfordert eine zum Teil fundamentale Änderung der Kommunikations-Routinen, die wir uns in den vergangenen 10-15 Jahren angeeignet haben. Hier gilt es hartnäckig die Vorteile von neuen Werkzeugen wie Blogs, Wikis, Foren gegenüber dem gewohnten Email herauszustellen.

    Es gibt noch viel zu tun. Aber es tut gut, dass man nicht alleine ist…

    😉

    1. Wir sind in einer Zeit des Umbruchs. Die Wahrnehmung für das Thema und auch die Erkenntnis der Vorteile sind eindeutig vorhanden. Der wichtigste Punkt bei unserer Aufklärungsarbeit ist, dass wir JEDEM zeigen, was es bringt, wie man es nutzt und vor allem das einen Mehrwert hat. Die Schlagwörter müssen sein: einfach, zugänglich und verständlich.  

      1.  Sind wir eigentlich viel zu weit, wenn wir jetzt darüber nachdenken, dass eigentlich schon der nächste Step gedacht werden muss: Nach Sozialen Netzwerken in die Vision einer Management-Plattform einzutreten, in der Networking verbunden ist mit vielen bisher eher als Insellösung genutzten Softwarelösungen: Beispiele: virtueller Konferenzraum, Projekt-Management, Wissens-Management, CRM, Planungs-/Budget-Daten, mindmapping, und was man sich noch vorstellt bzw. was sich Nutzer wünschen (http://wp.me/psD2f-42).

        Wie sehen Sie das?

      2. Es wäre falsch, wenn nicht WIR schon 2 Schritte vorausdenken. Für eine Professionalisierung von Enterprise 2.0 und Social Business muss genau diese Ebene bedacht werden. WIR stehen aber auch leider vor dem Problem, dass das Management und besonders das Mittlere die größten Innovationshindernisse sind. Der größte Widerstand kommt genau aus diesen Reihen. Angst vor dem Positionsverlust, Angst vor Machtverlust und natürlich Angst vor dem Dialog und der Transparenz. Ich meine das die Managementplattform vielleicht sogar eine 5 Phase in der Enterprise 2.0 Umsetzung ist. 

  2. Schöner Artikel!

    Erfahrungen mit Enterprise 2.0 konnte ich damals nur in der Uni machen, in verschiedensten Projekten. Die Uni nannte es damals noch „NetEconomy“. Ich finde es eine sehr spannende Angelegenheit. Enterprise 2.0 ist ein Ziel, was wir bzw. die Firmen anstreben (sollten).

    In der Theorie überwiegen sicherlich die Vorteile eines solchen neuen Kommunikationssystems und Wissensmanagements. Aber wie Sie bereits erwähnt haben, stehen die meisten Unternehmen ängstlich Neuerungen, vor allem bei alteingessenen (Kommunikations-)Strukturen gegenüber bzw. ist die Unwissenheit Ursache der Angst. Zudem kommen auch erhöhte Aufwandskosten für die Einführung neuer Kommunikationsmittel. Einige Unternehmen wollen auch erst Best Practises sehen, bevor sie sich selber dafür entscheiden.

    Es steckt alles noch in den Anfangsschuhen 😉

    1. Vielen Dank für das Lob. Freut mich das Ihnen der Beitrag gefällt. Aktuell wichtig ist, dass wir die Erkenntnisse der Theorie in praktische Umsetzungen und Anwendungen überführen. Jeder Mitarbeiter muss auf die Reise mitgenommen werden. 
      Mittlerweile gibt es sehr gute Best Practises für ESN, Enterprise 2.0 und Social Business. IBM und BASF sind für mich die Prominentesten. 
      Ich glaube mittlerweile haben die Anfangsschuhe schon Ledersohlen. 😉

  3. Doch trotz aller Vorbehalte, die Unternehmen noch haben: Wir merken einen positiven Umschwung. Es gibt bereits einige Firmen, die eine Collaboration Software im Einsatz haben und diese mit „Social Komponenten“ erweitern (z.B. SharePoint mit NewsGator). Viel problematischer scheint das Unwissen darüber zu sein, wie man nun mit dessen Einführung klar kommt. Stichwort: Social Software Adoption. Mitarbeiter, die schon mal eine schlechte Erfahrung mit einem Enterprise 2.0 Projekt hatten, sind dahingehend oft frustriert, was zu allen Vorbehalten, zusätzlich schwierig werden kann. VG Bianca Gade

    1. Mit Social Software Adoption bzw. im Generellen der Annahmeprozess solcher Neuerungen ist ein wichtiges Thema im Gesamtkontext von Social Business und Enterprise 2.0. Dementsprechend sollten kommunikative Maßnahmen, 24/7 Feedback Management und geplante Übungen sowie Trainings immer Bestandteil initialer Projekte sein. 
      Ich glaube es ist sehr sinnvoll in einer Initial-Erhebung, auch nach gebrannten Kinder zu suchen. Hier müssen gezielte Maßnahmen speziell auf die negative Erfahrungen angesetzt werden: negative Erfahrungen in positive Botschafterfunktion umgestalten. 

    2.  Diese Erfahrung mach ich auch hin und wieder:
      Ich bin absolut für die Durchführung eines Workshops im Vorfeld einer Einführung – danach bieten wir weiterführende Beratung an: Ein Rundum-Service-Paket. Das ist wichtig für unerfahrenes Management und durchaus nützlich, wie manche Komentare hier verdeutlichen.
      Hans Bayartz
      http://www.weps.ag

  4. Es ist die Denke in den Unternehmen, die Unternehmens-Kultur, die viele davon abhält, Mitarbeiterm Vertrauen zu schenken, evtl. sogar Kunden!

    Da sind dicke Bretter zu bohren, aber: Die KOnkurrenz sitzt im Nacken – auch die Konkurrenz um die besseren Mitarbeiter. Darum wird sich das Umdenken nicht vermeiden lassen. Wir jedenfalls können individuelle eCollaboration heute anbieten.

    1. Meine Erfahrung zeigt, dass es nicht nur dicke Bretter sind, sondern Balken und Felswände. Beharrlichkeit, Überzeugung und die richtigen Argumente sind wichtig. Man muss jeden dort abholen, wo er steht und wenn dies heißt einen Wald von Vorurteilen Baum für Baum zu fällen.

      1.  Genau! Wir empfehlen vor jeder Gründung einen Inhouse-Workshop, damit man individuell festlegt, welche Ziele mit wem erreicht werden sollen und welche Tools dafür infrage kämen.

        Grundsätzlich gilt doch für alle Zielgruppen:
        Jedes Netzwerk kommuniziert anders:
        Das kann man sich ganz gut vorstellen, wenn man an ein Netzwerk eines
        großen Versicherungs-Unternehmens mit seinem umfangreichen Außendienst
        auf der einen Seite und die Teilnehmer einer Universität, das neben
        ihren Instituten auch Lernende und Lehrende in einem Netzwerk zusammen
        führt, auf der anderen Seite denkt.

        http://wp.me/psD2f-uI

  5. Den Ausführungen kann ich mich nur anschließen. Sowohl Deinen im Post als auch denen aus den Kommentaren. Man stellt in der Tat sowas wie ein Umdenken oder ein Nachdenken fest, was das Thema angeht. Es ist oftmals zwar noch von Ängsten und Sorgen begleitet, welche aber hoffentlich in der Zukunft weniger werden, weil man die Vorteile des Ganzen sieht. Generell denke ich ist die Akzeptanz gewachsen, es sind aber wie bereits erwähnt noch viele Hürden zu nehmen.

    1. Ich glaube wir stehen hier vor einem kulturellen Wandel. In drei bis vier Jahren kommt die Generation Y in die Unternehmen und dann wird sich Skepsis in Affinität wandeln. Bis dahin muss viel Verständnis geschaffen werden, Ängste genommen und vor allem Vorurteile beseitigt werden. Enterprise 2.0 ist eben nicht nur Facebook und Youtube hinter dem firmeneigenen Firewall.

  6. Ich stimme Dir bei dem Bereich „Fehlinterpretation“ völlig zu, das erleben ich auch immer wieder. Gerade wenn man zu Beginn eines „Social Business“ Projekts eine Mitarbeiterbefragung durchführt merkt man, wie unterschiedlich die Einschätzung des Themas zum einen ist und wie viel Unwissen auf der anderen Seite herrscht. Ich habe mich ja selber in unserem esentri „Düsentrieb“-Blog in einer mehrteiligen Serie mit den  unterschiedlichen Aspekten zum Thema Enterprise Social Networking beschäftigt, gewinne aber auch täglich neue Erkenntnisse in der Praxis. 
    Ich denke unstrittig ist, dass für den einzelnen Mitarbeiter am Ende nur der Mehrwert zählt und das der Prozess zur Veränderung ein schleichender ist. Vor allem aber spielt auch die Unternehmenskultur eine entscheidende Rolle. In einem aktuellen Projekt versuchen wir daher das Thema Social Media Guidelines in der externen Kommunikation mit eine interne Strategie im Bereich „Enterprise Social Networking“ zu kombinieren. Bin da gespannt auf die Ergebnisse und ich freue mich auf die weiteren Teile deiner Serie. Wer Lust hat, kann auch gerne mal seine Meinungen zu meinen Gedanken abgeben, eine Übersicht der einzelnen Teile gibt es unter anderem unter:
    http://esentri.com/blog/2012/12/wissensmanagement-mit-enterprise-social-networks/

    1. Es freut mich sehr, dass der Beitrag ein so reges Interesse weckt. Der kulturelle Wandel ist eine fundamentale Sache bei der Einführung und Umsetzung von Social Business und Enterprise 2.0 Projekten. Meine Erfahrung aus Erlebnissen und Erzählungen zeigt mir, dass in vielen Initialprojekte genau dieser Aspekt außen vor blieb. Technik wurde eingeführt, Mitarbeiter konfrontiert und nun macht mal. Ende vom Lied: Scheitern, Ablehnung, Geisternetzwerke ohne Funktion. Genau hier muss auch auf die „Hören-Sagen“-Erfahrung positiv eingezahlt werden. 

  7. jap. die gleiche erfahrung habe ich auch gemacht. schöne
    diskussionsrunde, macht weiter so. eigentlich bin ich auch neuerungen
    gegenüber ein positivist. fakt bleibt, dass der begriff enterprise 2.0
    erstmal üüüüüüübelst schwer ist, bis ins detail zu verstehen, dann zu
    verinnerlichen und es dann zu leben. vor dem verstehen kommt die phase
    in der einzelne unternehmen sind: breite akzeptanz für diese
    veränderung. so zumindest meine erfahrung. meiner meinung nach dauert
    das noch 10-15 jahre, bis es taugliche unternehmenspraxis
    ist…

    Konzepte überschlagen
    sich, bekommen Zustimmung und Abnicken. Aber von wem? Von der Masse oder von Visionären? Sind sie überhaupt massentauglich? Von mir aus gibt’s
    natürlich Unterstützung. Der kampf ist eröffnet und die „Waffen
    geschmiedet“!
     

    1. Bei der Begrifflichkeit und der Breiten Masse bin ich ganz bei Dir. Enterprise 2.0 kann von seinen Anwendern nicht bis ins Detail verstanden werden. Pilotprojekte, Erstanwender und Visionäre sowie Pioniere müssen zumindest den Grundgedanken begreifen. Ich glaube wir sind aktuell im mittleren Feld der Pilotphase von Konzepten und Anwendungen. Hier muss dementsprechend genau geschaut, nachgefragt und analysiert werden, um Stolpersteine und Missverständnisse wie auch strukturelle und Zugangshindernisse zu beseitigen. 
      Die breite Umsetzung wird höchstens in 10 Jahren zu finden sein – sagen wir als Alltag im Unternehmen. 
      Meine Schlagwortkette: Verständnis, Erkenntnis, Profitieren, Adaptieren, Anwenden! Und bis zu deren Umsetzung wird noch viel Zeit vergehen. 

  8. Ich freue mich schon auf die Weiterführung!
    Ja, wir sind mitten im Kulturwandel. Das Internet mit den Web 2.0 Mittmach-Anwendungen zusammen mit der sich immer schneller wandelnden und zugleich immer komplexer werdenden Arbeitswelt führt dazu, dass immer mehr Wissensarbeiter benötigt werden. Damit erhalten diese Menschen einen neuen Status. Denn sie sind die eigentlichen Leistungsträger, und nicht mehr die Manager. Die Pyramide der Führung scheint sich damit umzukehren. Der Manager wird zum Dienstleister der Wertschaffenden. Ich hatte das Thema auf unserem Blog der Initiative WirtschaftsDemokratie aufgegriffen. Zeigt es doch, wo es kulturell mit dem Enterprise 2.0 voraussichtlich hingen wird:
    Ist eine Transformation unserer Managementmethoden durch das Web zwingend notwendig geworden?
    Darf die Artikelserie auch auf unserem Blog nochmals gebracht werden?
    Viele Grüße, Martin

    1. Hallo Herr Bartonitz,

      ich finde den Dienstleistungsansatz für Manager eine sehr interessante Idee bzw. einen Entwicklungsschritt der für sehr viel Wirbel sorgen wird. Meiner Meinung nach wird sich der Manager im wahrsten Sinnes des Wortes entwickeln. Er muss die Aufgaben/Ressourcen seines Teams managen und zu teilen. Ich habe da diese Modell der Teamarbeit im Kopf, wo sich das Team anhand des Projektes aus dem Pool bzw. der Crowd aller Mitarbeiter zusammensetzt. Im ersten Schritt werden diese Teammitglieder sich gegenseitig finden. Dann reichen sie eine Projektvorschlag bzw. eine Lösungsskizze ein und der Manager teilt Ressourcen und Wissen rund um das Projekt an die Teammitglieder aus. Das Projekt umfasst alle uns bekannten Schritte eines Wertschöpfungsprozesses. Das Team stellt die Innovation, etnwickelt das fertige Produkt und übernimmt Vermarktung sowie Kommunikation. Der Manager lokalisiert und arrangiert alle nötigen Bestandteile. er wird sozusagen B2B Partner des Teams. 
      Die klare Abgrenzung zwischen Management und Mitarbeiter wird durch die Aushebelung des Silogedanken und des Knowledgehoarding beseitigt. 

      1. Ja, dass unser Leben und Arbeiten sich in diese Richtung stark wandeln wird, sehe ich auch.
        Ich versuche noch, daraus einen passenden Begriff zu finden. Enterprise ist das dann ja nicht mehr. Und es wird ja auch nicht wirklich mehr ein „Arbeiten“ nur fürs Überleben sein sondern ein Wirken auf Basis seiner Talente. Also ist ein „Arbeitswelt 3.0 oder 4.0“ auch nicht passend.
        Ist es eher „moderne Gesellschaft 2.0“, nach der Zeit der letzten Aufklärung ging eine Welle der Revolutionen durch die Welt und in vielen Ländern wurden Demokratien eingeführt sowie die Leibeigenen in die „Freiheit“ der Lohnarbeit entlassen. Nun stehen wir davon, dass die alten Managementmethoden der extrinisischen Motivierung getauscht werden und die Menschen mehr und mehr auf Augenhöhe kommen, immer mehr Verantwortung selbst übernehmen und damit noch freier werden …

      2.  Ich sehe eine duale Struktur in einer Kompetenz-Netzwerk-Gesellschaft:

        – Competence Center bzw. Pools, um Kompetenzen (nicht nur Personen, auch Content etc.) zu bündeln

        – Competence Initiativen / Projekte, um dann aufgabenorientiert Kompetenzen aus dem Pool zu vernetzen

        Beste Grüße

        Winfried Felser

  9. Meiner Erfahrung nach hängt der Erfolg von Enterprise 2.0 voll an der Unternehmenskultur. Niemand traut sich öffentlich im Intranet zu kritisieren oder Meinungen abzugeben, wenn nebenan bereits der Chef mit der Keule wartet. Sind Maßregelungen nach Meinungsäußerungen und Kritik erst passiert, spricht sich das schneller rum als Erfolge durch firmeninterne Social Networks. Auch lassen sich firmeninterne Instant Messenger und deren Aktivitätsanzeigen (online, offline, away, busy, etc) auch als Überwachungsinstrument für Mitarbeiter missbrauchen bzw. so verstanden werden.

    Nicht falsch verstehen. All diese Tools sind großartig, nur meiner Erfahrung nach hat man gerade in großen, tendenziell konservativen bzw. auch mit älteren Mitarbeitern und nicht zuletzt mit Betriebsräten besetzten Unternehmen heftigen Gegenwind und Skepsis bei solchen Tools, die es schwer machen, die Vorteile rauszukehren.

    1. Die Unternehmenskultur und somit auch Hierarchie-Systeme, Informationsflüsse und Kommunikationsverhalten ist ein sehr wichtiges Kriterium. Bevor ein solch umfassendes Projekt, wie die Einführung von Enterprise 2.0 Konzepten und Anwendungen beginnen kann, muss sorgsam und bedacht eine Analyse der bestehenden kulturellen Strukturen erfolgen. 

      Angesichts konservativer Hierarchien und Bottleneck-Kommunikationen ist ein erfolgsabhängiger Faktor, Führungskräfte ins Boot zuholen, sie zu Botschaftern und Zugpferden zu machen. Fehlt diese Komponente, steht man vor einer Sysiphos-Arbeit. Führungskräfte sind in diesen Projekte wichtige Change-Kommunikatoren und -Treiber.

      In Bezug auf Betriebsräte und ältere Mitarbeiter gilt immer noch die gute alte Kommunikations- und Lehrregel: Hol die Leute dort ab, wo sie stehen. Hier muss klar in der „Sprache“ und im Duktus der Kommunikationspartner gedacht und gehandelt werden. Vor allem Pilotphasen und Initialprojekte mit positiver Leuchtkraft können hier über Mitarbeiter sowie deren Empfehlungen die Kritiker und Warlords überzeugen.

      Die Veränderung, Implementation, Akzeptanz und Anwendung passiert nicht über Nacht und schon gar nicht nach dem Push- bzw. Hier-hast-Du-Prinzip. Enterprise 2.0 ist eine lange Reise, wo sprichwörtlich der Weg das Ziel ist.

  10. Großartig! Wir arbeiten bereits seit fast zwei Jahren mit einem internen Social Network. Unsere Mitarbeiter sind von berufswegen national und international unterwegs. Früher führte dies häufig zu einer E-Mail-Flut, die alle nervte. Die Lösung, mit einem Social Network zu arbeiten, hat dazu geführt, dass wir kaum noch interne (Massen-)E-Mails verschicken. Eine tolle Erleichterung mit unglaublichem Potenzial. Wir sind begeistert.

    1. Es freut mich zu hören, dass Sie das interne soziale Netzwerk in Ihrem Unternehmen als positiv und auch als Entlastung für die E-Mail-Flut empfinden. 

      Frau Jendro es würde mich sehr interessieren, wie das System und auch die damit verbundenen Veränderungen, Umstellungen und Anpassungen kommuniziert und vermittelt wurden. Ein kleine Schilderung Ihrer Erfahrung fände ich sehr spannend.

      1. Hallo Herr Thielke, nun muss ich gestehen, dass wir eine kleine Beratung von 25 Mitarbeitern sind. Da sind die Kommunikationswege kurz und das ist sicher auch ein Vorteil gegenüber beispielsweise Konzernen.
        Grundsätzlich waren wir alle sehr genervt von diesen Massen-Mails. Unser Geschäftsführer stieß zufällig auf ein Soziales Netzwerk (SN) für Unternehmen und implementierte dies ganz unkonventionell mit den Worten: „Wir probieren das jetzt mal aus!“ Das wir neben den E-Mails auch einen Unternehmensblog als Kommunikationsplattform „hielten“ sah ich als problematisch an: Internes social network, blog und e-mail… Für meinen Geschmack zu viele Kanäle für eine so kleine Firma.
        Wir überlegten also, wie wir mit den vielen Möglichkeiten umgehen sollten und stellten für uns passende Regeln auf. Eine wichtige war: Informationen, die alle angehen, werden in unserem SN gepostet. E-Mails haben wir konsequent sabotiert. Jeder, der eine E-Mail schickte, die eigentlich ins SN gehörte, wurde darauf hingewiesen und war gezwungen, die Information nochmals dort zu veröffentlichen. Treibende Kraft waren ganz sicher die Inititatoren und solche, die den Sozialen Medien näher stehen –  so wie sie es auch im letzten Artikel schrieben. Und es hat geklappt. Mittlerweile benutzen alle regelmäßig das Tool. Wer nicht reinschaut, verpasst wichtige Informationen. Das alleine zieht.
        Dennoch: Kein SN wird die persönliche Kommunikation ersetzen. Zudem muss ich sagen, dass wir grundsätzlich eine sehr offene Kommunikationskultur leben. Transparenz ist eine unserer Grundwerte, weil wir wissen, dass unsere Mitarbeiter nur so Entscheidungen im Sinne des Unternehmens treffen können. Das SN unterstützt diese Werte. 
        Wenn Sie noch Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
        VG Melanie Jendro

      2. Hallo Frau Jendro, 
        das ist ein spannender Ansatz, der bei Ihnen in der Agentur gefahren wurde. Die Kombination aus dosiertem Push und einer Menge Pull, scheint zu funktionieren. Und auch einen weiteren Punkt bestätigen Sie in Ihren Ausführungen, dass das Comitment seitens der Geschäftsführung für das System sein muss. Sie hatten sozusagen die Idealsituation, dass Ihr Geschäftsführer die Idee hatte und somit auch Verständnis bei seinen Mitarbeiter geschaffen hat.
        Natürlich soll und darf ein ESN nicht die persönliche Kommunikation ersetzen, sondern nur eine Möglichkeit bieten, gewisse Priorisierungen für die eigene Kommunikation zu erwägen Ich glaube auch, dass die Wahrnehmung eines ESN zu absolut ist. Teilweise wird es so im Change-Management kommuniziert und teilweise ist es eine subjektive Angstprojektion seitens der Nutzer. Hier muss von der Ontop-Denkweise zur Hilfreich-Denkweise gewandelt werden. 
        Vielen Dank für das Feedback und ich komme bestimmt noch einmal auf Sie zu. BG Sebastian Thielke

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