Von der Schwierigkeit, gute Pressemitteilungen zu verschicken

1 Minuten Lesedauer

Fast jede PR-Agentur in Deutschland bietet auf ihren eigenen Internetseiten den Versand von professionellen Pressemitteilungen an. Trotz einer fast unüberschaubaren Zahl von Ratgebern in Buchform, ereilen meinen Posteingang wöchentlich immer noch bemerkenswert unprofessionelle Verlautbarungen. Eine kleine Auswahl der vergangenen Woche:

  1. Da veröffentlicht ein
    Verlagshaus eine Vorschau seiner aktuellen Buchtitel. Der
    PR-Redakteur hat sich sogar die Mühe gemacht, ein Feld zur
    Anforderung eines Rezensionsexemplars in seine Mail zu einzubauen.
    Schade, dass sich die Felder nicht wirklich ausfüllen lassen, es
    sei denn, Sie könnten mit einem Kugelschreiber ein Kreuzchen in
    der Nachricht machen. Wer auf ‚Antworten‘ klickt, verliert dann
    vollends den Spaß. Das Layout der Nachricht ist zum Teufel und
    die Felder so verschoben, dass der Empfänger nicht sicher sein
    kann, dass gewünschte Exemplar zu bestellen. Eine solche
    Mitteilung spart keine Arbeit, sondern macht welche. Besser: Einen
    Link auf ein Bestellformular. Für findige Webentwickler in 1
    Stunde erledigt.
  2. Die PR-Agentur des Herstellers eines
    Prepress-Tools informiert über eine neue technische Lösung.
    Ein Klassiker: ‚Bitte beachten Sie die angehängte
    Pressemitteilung‘. Als Dateianhang ein PDF mit dem eigentlichen
    Text. Im Zweifel ist das ein Mausklick zu viel. Es sei noch mal allen
    Kollegen ins Stammbuch geschrieben: Bitte keine Pressemitteilung in
    Form eines Dateianhangs. Haben Journalisten explizit solchen Anhängen
    zugestimmt, ist der Versand natürlich legitim, unaufgefordert
    sollten Sie es nicht tun. Es gibt auch strikt reglementierte
    Mailaccounts, die Dateianhänge zunächst mal feinsäuberlich
    zurückweisen.
  3. Anrede in der Mitteilung eines
    Zeitplanbuchherstellers: ‚Lieber <Vorname> <Nachname>‘. Ups, das üben wir wohl lieber noch einmal. Die meisten Programme
    für den Newsletterversand kennen so etwas wie eine
    Vorschaufunktion! Schon mal gesehen?
  4. Neuigkeiten einer auf IT (!)
    spezialisierten Agentur mit News ihres Kunden von der IFA. Tolles
    Layout, nur leider komplett in HTML geschrieben. Schade, dass ich
    meinem Mailprogramm aus Sicherheitsgründen das Laden von Bildern
    aus dem Internet verboten habe. Da blieb dann nur eine Bleiwüste
    übrig. Generell ist es immer eine gute Idee, Mitteilungen im
    Mixed Mode zu versenden. Bei HTML hat der eine oder andere Empfänger
    durchaus mal Skrupel, diese auch zu öffnen.
  5. Last but not least: Ein völlig
    verstümmelter Text mit falschen Umlauten. Klar sind Macs cool
    und in vielen Redaktionen stehen auch welche. Aber eben nicht
    überall. Bevor eine PM rausgeht, vielleicht mit dem Systemadmin
    kontrollieren, ob ein gebräuchlicher Zeichensatz verwendet wird.
    UTF-8 ist zum Beispiel (noch) keine so gute Idee.

Bei so vielen Fehlern (und ich stehe
noch nicht einmal auf sehr vielen Verteilern) ist es vielleicht doch
nicht so verwunderlich, dass einige Produktneuheiten und
Unternehmensnachrichten im virtuellen Raum einfach ungehört
verschallen.

Stephan Lamprecht, Redaktionsbüro
Lamprecht

3 Replies to “Von der Schwierigkeit, gute Pressemitteilungen zu verschicken”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert