Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken werden rechtliche Fragen oft übersehen oder aus Unwissenheit ignoriert. Trotzdem ist die Rechtsfrage ein wichtiger Aspekt, der nicht außer Acht gelassen werden darf. Vor allem wenn die eigenen Mitarbeiter über die Unternehmenskanäle aktiv sind, sollte auf die rechtliche Absicherung geachtet werden. Wer seine Corporate Influencer und Social CEOs gut vorbereitet, kann damit erfolgreich agieren.
Stefan Schicker ist Managing Partner bei SKW Schwarz Rechtsanwälte, einer auf Digital- und Zukunftsthemen ausgerichteten Wirtschaftskanzlei. Er beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wie Rechtsberatung effizienter gemacht und neu gedacht werden kann. Im Interview beantwortete er mir die wichtigsten Fragen über Rechtssicherheit für Corporate Influencer und Social Media.
Vertiefen habe ich das Gespräch mit dem Social CEO im ersten Corporate Influencer Breakfast Talk am 1. April 20. Bei Interesse können Sie sich die Aufzeichnung auf unserer Seite anschauen.
Was hat sich in Zeiten der Coronakrise für deine Kanzlei SKW Schwarz und dich persönlich verändert?
Wir mussten in sehr kurzer Zeit viel vorbreiten, um die Home-Office Technik für alle SKWlerInnen sicherzustellen. Dank tollem Team Work und sehr viel Flexibilität seitens unserer Mitarbeiter hat das aber super geklappt. Ich selbst arbeite schon lange nahezu papierlos. Das ist jetzt natürlich hilfreich.
Wie organisiert ihr derzeit eure interne Kommunikation?
Alle Telefone sind umgeleitet und nach wie vor wichtiges Kommunikationsmittel. Wir haben aber auch alle Mitarbeiter mit Online-Zusammenarbeits-Tools und Video-Konferenz-Technik ausgestattet. Darüber klappt die Kommunikation sehr gut.
Du bist selbst sehr aktiv in Social Media. Warum nutzt Du LinkedIn, Twitter und andere Kanäle?
Ich schätze den Austausch mit interessanten Menschen sehr. Auf diesen Kanälen kann ich mir genau die Informationen zusammenstellen, die mich interessieren. Darüber hinaus kann ich meine Gedanken teilen und wertvolles Feedback erhalten oder auch mal inspirieren. 🙂
Immer mehr Unternehmen setzen auf Corporate Influencer. Worauf sollten sie besonders achten, wenn Sie ein entsprechendes Programm aufsetzen?
Corporate Influencer sind ein wunderbares Mittel, um glaubhaft Botschaften des Unternehmens zu verbreiten. Aber das funktioniert nur dann gut, wenn den Botschaftern die Freiheit gelassen wird, ihre Meinung zu äußern. Gleichzeitig bedeutet das natürlich auch ein „Loslassen-Müssen“ für das Unternehmen. Die Informationen können nicht mehr so zentral gesteuert werden.
Wann müssen die Social Media Beiträge der Markenbotschafter gekennzeichnet werden?
Grundsätzlich gilt das sogenannte Trennungsgebot: Werbung muss von redaktionellem Inhalt klar getrennt sein. Wenn ein Influencer daher eine Gegenleistung für seine Posts erhält, ist man meist im Bereich der kennzeichnungspflichtigen Werbung. Gegenleistung ist dabei weit zu verstehen, sie kann Geld, Vergünstigungen oder die Überlassung von Produkten sein. Schwierig wird es dann, wenn jemand auf seinem persönlichen Account manchmal private Nachrichten schreibt und dann wieder etwas eher Werbliches.
Wie wichtig ist die Impressumspflicht bei einem persönlichen Social Media Account? Worauf sollten Unternehmen achten?
Wenn man ein geschäftliches Interesse an dem Account hat, empfiehlt sich ein Impressum einzurichten. Anderenfalls kann eine Abmahnung drohen.
Welche Fehler können Corporate Influencer leicht vermeiden?
Wenn Beiträge gepostet werden sollten vor allem Urheber-, Marken-, Persönlichkeits- und Datenschutzrechte beachtet werden. Das Grundverständnis dazu vermitteln wir in Schulungen schon in kurzer Zeit. Solche Fehler können daher leicht vermieden werden.
Woran sollte ein Unternehmen bei der Erstellung einer Corporate Influencer Guideline denken?
Man muss die richtige Balance finden zwischen Steuerung durch das Unternehmen und Freiheit der Influencer. Das Loslassen muss mit einem Vertrauensaufbau gegenüber den Influencern einhergehen. Daher ist es empfehlenswert, eine Strategie zu entwickeln und gemeinsam schrittweise umzusetzen.
Macht der Coronavirus uns alle digitaler?
Definitiv. Wenn man der Krise etwas Gutes abgewinnen möchte, sieht man schon jetzt, dass viele Menschen sich sehr schnell aus ihrer Komfort-Zone bewegt haben, und das in sehr kurzer Zeit. Damit sind wichtige Hürden übersprungen worden, was vor der Krise sehr lange gedauert hat. Aber ein Zurück in die Zeit vor Corona wird nun ebenfalls schwer, denn wenn eine Hürde mal übersprungen wurde, zeigt sich für viele Menschen, dass das Dahinter gar nicht so schlimm ist. Eine sehr aufregende Zeit.
Vielen Dank für das Interview.
Für alle, die sich zum Thema Corporate Influencer austauschen wollen, haben wir eine Gruppe bei LinkedIn gegründet. Jetzt Mitglied werden und mitdiskutieren!
Bildquelle: Stefan Schicker