Melanie Hessler ist Inhaberin der PR-Agentur PR MarCom in Hamburg und seit 1997 in der strategischen Kommunikationsberatung tätig. Die M. A. Pol. Wiss. startete als Lobbyistin in der Politik- und Medienberatung, bevor sie die Umstände weg von Bonn, nicht nach Berlin, sondern nach München trugen. Dort war Sie von 1999 bis 2004 in der IT- und Hochtechnologie-PR, zuletzt für einen Europaetat von Microsoft.net als PR-Beraterin, tätig. Sie ist aufmerksame Nabelschauerin, sich an die eigene Nasefasserin, seit dem selben Tag wie Spiegel Online twitternde und hinterfragt eine sich verändernden PR-Szene.

PR in der Cloud

2 Minuten Lesedauer

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PR-Agenturen sind in der Beschleunigungsfalle angekommen. Es muss immer alles ganz schnell gehen. In den vergangenen Monaten habe ich mich viel damit beschäftigt, wie wir PR- und Kommunikationsagenturen arbeiten und habe unsere Prozesse sowie die unserer Kunden beleuchtet. Gerade bei internationalen Projekten, haben wir immer öfter mit veränderten Bedürfnissen und Wünschen der Kunden zu tun.

Um die unterschiedlichen Fassungen von Meldungen, Artikeln, Posts und Tweets – auch über Grenzen und unterschiedliche Kompetenzbereiche hinweg – vernünftig managen zu können, arbeiten wir immer öfter in der Cloud. Die Disziplin Cloud-Management wird bei uns Kommunikatoren bestimmt bald olympische Disziplin. Oft grenzen die Prozesse an sehr sportliches Multitasking.

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Die besten Erfahrungen im Handling machen wir derzeit über offen zugängliche Tools wie Dropbox und Google.Docs, das bald google.drive heißen wird. Hierauf können zumeist alle am Kommunikationsprozess Beteiligten zugreifen. Auch wenn diese unterwegs sind, oder im Ausland arbeiten. Um sich gegenseitig auch kurzfristig abzusprechen, nutzen wir gerne Skype. Treffen wir hier Budgetabsprachen, werden diese zusätzlich per E-Mail bestätigt und unterschriftsfähig aufbereitet. Genauso verfahren wir mit strategisch wichtigen Informationen, wie Tonalität oder Wortlaut, insbesondere bei Zitaten. Hier finde ich es sehr wichtig zu protokollieren, um später eventuell auftretenden Diskussionen entgegen treten zu können. Die „Mach mal schnell Mentalität“ gerät an die Toleranzgrenze, wenn es ums Geld geht.

Skype ist schnell und unkompliziert, aber schlecht zu dokumentieren. Doch auch hier habe ich kürzlich eine Anwendung gefunden die helfen kann: „Pamela for Skype„. Hiermit lassen sich unter anderem Telefonate und Chats protokollieren. Eine Voraussetzung für den Einsatz sollte immer die Zustimmung aller Beteiligten sein.

Auf Skype kann jeder zwar in Gruppen kommunizieren, doch sollte man überlegen, auf welcher Ebene der Gruppen-Chat angesiedelt ist. Die Top-Entscheider belästigt man eher, als ihnen der Kommunikationsfluss hilft. Um jedoch über Grenzen hinweg, auch multinationale Teams zu managen, und mit Kooperationspartnern in anderen Ländern zu interagieren, finde ich Skype ideal.

Ich bin 15 Jahre im PR-Geschäft und werde manchmal ein wenig sentimental, wenn ich an unsere damaligen Arbeitsmethoden denke. Ich kann mich noch lebhaft an vom Papier zerschnittene Finger erinnern, wenn ich einen Postaussand vorbereitete oder Pressemappen packte. Das Ganze begleitet vom Vorwärts-, Vorwärts-Rhythmus des Sekundenzeigers, der einem das offensichtliche Kopf-an-Kopf-Rennen gegen die Öffnungszeiten der nächstgelegenen Poststelle ermahnte. Vorangegangen waren auch damals schon Textfreigaben per E-Mail, was eine außerordentliche Entlastung war. Ich erinnere mich aber auch noch an Kunden, die ihre Änderung per Fax mitteilten, natürlich kurz vor der Deadline. Durch den Versand auf Papier musste man mindestens einen Tag Vorlauf für die Druckerei einplanen. Außerdem gab es ein ganzes Zimmer voll mit den Briefpapieren der Kunden, auf die gedruckt wurde. Corporate Identity sei Dank. Irgendwie war damals der Prozess nicht weniger stressig, aber man brauchte einfach mehr Zeit und musste die Arbeitsschritte gut planen.

Heute habe ich ein Telefonat mit einem etwa gleichaltrigen Redakteur geführt, der den nahezu totalen Verlust eines persönlichen Austauschs beklagte und sich über meinen Anruf freute. Früher galt es quasi als Tabu den Journalisten per Telefon zu belästigen, wenn man nicht brandheiße News unter dem Arm hatte. Ich wollte zur Abwechslung mal zum Hörer anstelle zur Tastatur greifen. Vielleicht sollten wir das öfter tun und uns ein wenig entschleunigen. Wir sind so verdammt schnell geworden.

Wie erleben Sie die rasante Beschleunigung in der Kommunikation?

Bildquelle: Mambo Dan – Flickr

Melanie Hessler ist Inhaberin der PR-Agentur PR MarCom in Hamburg und seit 1997 in der strategischen Kommunikationsberatung tätig. Die M. A. Pol. Wiss. startete als Lobbyistin in der Politik- und Medienberatung, bevor sie die Umstände weg von Bonn, nicht nach Berlin, sondern nach München trugen. Dort war Sie von 1999 bis 2004 in der IT- und Hochtechnologie-PR, zuletzt für einen Europaetat von Microsoft.net als PR-Beraterin, tätig. Sie ist aufmerksame Nabelschauerin, sich an die eigene Nasefasserin, seit dem selben Tag wie Spiegel Online twitternde und hinterfragt eine sich verändernden PR-Szene.

4 Replies to “PR in der Cloud”

  1. Ich kann das nur bestätigen.
    Wobei ich gestehen muss, in der Cloud bin ich noch nicht so unterwegs.
    Ich nehme mir das zwar immer mal wieder vor, aber bis jetzt fehlt mir noch der richtige Antrieb, mich damit intensiver zu beschäftigen. Wahrscheinlich muss sich mein PC zu Hause erst einmal vollständig verabschieden. Und alle Daten und Bilder sind verloren, dann werde ich wohl schnell eine Cloud haben :).
    Zum Thema Kommunikation: Heute erwarten wir noch am selben Tag eine Antwort auf gestellte Fragen. Früher musste der Brief erst geschrieben, zur Post gebracht und dann von der Post zugestellt werden. Eine Antwort innerhalb einer Woche war da ein Highlight. Wir sollten aber nicht zurück. Um Gottes willen.
    Aber, wir sollten uns vielleicht manchmal eine wenig „gedulden“.
    Das schont auch die Nerven.

  2. Mir ist in diesem Beitrag besonders die Betonung des Themas Dokumentieren aufgefallen. Wenn alles immer schneller geht, ist es im nachhinein oft wirklich schwierig festzustellen, warum ein Prozess diesen konkreten Verlauf genommen hat. Und Dokumentieren hilft auch die Verbindlichkeit zu unterstreichen. Telefonisch wird so schnell ein „ja, es passt so“ gegeben, es nochmals explizit schriftlich auszusprechen, schafft Klarheit auf beiden Seiten.

    Und ich frage mich, wo uns die Beschleunigung noch hinführen wird: Geht es noch schneller?  

  3. Mir
    ist in diesem Beitrag besonders die Betonung des Themas Dokumentieren
    aufgefallen. Wenn alles immer schneller geht, ist es im nachhinein oft
    wirklich schwierig festzustellen, warum ein Prozess diesen konkreten
    Verlauf genommen hat. Und Dokumentieren hilft auch die Verbindlichkeit
    zu unterstreichen. Telefonisch wird so schnell ein „ja, es passt so“
    gegeben, es nochmals explizit schriftlich auszusprechen, schafft
    Klarheit auf beiden Seiten.

    Und ich frage mich, wo uns die Beschleunigung noch hinführen wird: Geht es noch schneller?  

     

  4. Gut, dass wieder einmal aufgezeigt wird, welche Möglichkeiten die „Cloud“ bietet!
    Die meisten wissen gar nicht, dass sie schon länger damit arbeiten, wenn sie z.B. Webmails (GMX, Gmail, oder – jetzt neu – Outlook.com), virtuelle Fotoalben (Flickr, Picasa) und sonstiges nutzen. Spannend auch das elektronische Notizbuch Evernote, oder der Google-Kalender 8der mir das Outlook komplett ersetzt), um nur einige zu nennen.
    Und wenn hier Skype angesprochen wird, dann verweise ich ergänzend auf Google+, das mit seinen Hangouts wesentlich mehr Möglichkeiten bietet als Skype (z.B. Videokonferenzen für mehrere Personen).

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