Ob Modeschaffende wirklich nach der Fashion Week in Berlin keine Facebook-Freunde sammeln, kann ich nicht beurteilen. Dennoch bin ich überrascht zu lesen, wie die Tageszeitung „Die Welt“ die Modewelt und Modeblogger wahrnimmt. Im Internet sei die Modebranche nicht am Puls der Zeit, heißt es in der Ausgabe vom 4. Juli 2012. Ist dem wirklich so oder ist es ein einziges Missverständnis?
Als die Modekollektionen für die Frühjahr-Sommer-Saison 2013 in Berlin vorgestellt wurden, waren die rund 700 Zeltplätze vor allem den Journalisten vorbehalten, die als Influencer das Sprachrohr in die Öffentlichkeit sind. Daran hat Social Media zunächst einmal nichts geändert. In der „Welt“ wird von einem Werber hart geurteilt:
„Zum verstaubten Kommunikationsansatz der Branche zählten auch die stets gleichen Magazin-Anzeigen und Plakate, beklagt der deutsche Geschäftsführer der US-Werbeagentur Ogilvy & Mather, Thomas Strerath. “Modemarketing funktioniert seit Jahrzehnten über Anzeigen aus einem großen Foto und dem Markenlogo daneben. … Die Branche verschläft grundsätzlich alle Trends in der Kommunikation, das zeichnet sie aus.”
Außerdem wird eine Studie des Kölner Marktforschers YouGov herangezogen, um der Modebranche Versäumnisse bei Facebook, Twitter und YouTube vorzuwerfen. Nur 16 Prozent der Modeinteressierten würden sich über Social Media informieren, weil es keine ausreichenden Angebote der Modeunternehmen gäbe und diese sich noch immer unnahbar zeigten.
Interessanterweise werden die Modeblogger sogar als Kronzeugen für ein verstaubtes Kommunikationsmodell angeführt. Die Marken würden sich lieber auf journalistische Modelle wie Blogs einlassen als auf direkte Kommunikation mit den Facebook-Fans. Hierbei wird gerne vergessen, dass nicht nur Journalisten bloggen, sondern auch viele Laien. Diese seien eine leichte Beute für die PR-Maschine. Vergessen wird hierbei, wie vorsichtig die Marken immer noch auf Blogger zugehen. Ganz so leicht sind unabhängige Blogger nun auch wieder nicht für eine Marke zu gewinnen. Wettbewerbe wie die vom Stylebook sind zwar durchaus üblich, aber nur eine von vielen Möglichkeiten im Rahmen der Blogger Relations.
Seltsamerweise werden Blogger einfach den Journalisten zugeordnet und damit die Blogger Relations als nichts Neues betrachtet. Ignoriert wird gänzlich, dass sich die Modewelt immerhin auf die neue Kommunikationswelt eingelassen hat und die Social Media Markenfans geschickt umgarnt, während andere Branchen Blogs noch immer als irrelevant für ihre Kommunikationsarbeit abtun. Modeblogger werden gezielt zu den Modeevents eingeladen, weil sie authentisch über Labels berichten und sehr viel Wert auf die eigene Subjektivität legen. Sie sind nicht so distanziert wie manche Journalisten und oftmals sogar Teil des Geschehens, weil sie die Mode gerne ausprobieren und ihren Bloglesern vorstellen.
Die Modebranche hat sich in Social Media Zeiten vom Diktat der Exklusivität verabschiedet und stattdessen auf eine neue Form der Transparenz eingelassen. Das wird auf Events wie der Fashion Week in Berlin betont. Die Modeblogger sind in gewisser Weise längst etabliert und werden Jahr für Jahr mehr. Andere Branchen wären froh, wenn sie auf eine vergleichbare Resonanz in Social Media stoßen würden. In der „Welt“ wird aus dem halbvollen ein -typisch deutsch – halbleeres Glas.
Im PR-Blogger gibt es einige Artikel über Modeblogger, die noch immer jeden Tag für sehr viele Zugriffe sorgen. Das Bedürfnis nach Modethemen ist augenscheinlich vorhanden. Außerdem berichten viele Medien über die bloggenden Modefans. Wenn in einer Studie die Befragten sagen, dass sie Blogs nicht vertrauen, heißt es nicht, dass sie diese überhaupt als solche wahrnehmen. Viele Blogleser folgen einer Linkempfehlung oder klicken auf ein Suchergebnis, ohne dieses dezidiert als Blog wahrzunehmen.
Im offenen Web sind die Meinungsbeiträge wesentlich sichtbarer als die scheinbare „direkte“ Kommunikation der Modemarkenfans auf Facebook. Wer nach Modethemen sucht, findet sehr viele tolle Modeblogs, aber kaum Inhalte auf Facebook. Ein sehr gutes und aktuelles Modeblog-Ranking bietet ebuzzing.
>> Welt: Chefdesigner sammeln keine Freunde
>> LesMads: Pressespiegel: So war die Berlin Fashion Week
>> Fashionbloggercafe
„Ein sehr gutes und aktuellesModeblog-Ranking bietet ebuzzing.“
Lieber Klaus, das Ranking bei eBuzzing ist seit Monaten in der Kritik. Häufig ist das Ranking nicht nachvollziehbar, zahlreiche Blogs sind komplett falsch kategorisiert. Wie sich das Ranking errechnet ist nicht ganz klar, es werden voll Links auf den Blog ausgewertet. Ob das wirklich für ein Ranking ausschlaggebend ist, sei mal dahingestellt. Aber dass diese Methode anfällig für Manipulationen wie Verlinkungen aufgrund von Gewinnspielen etc. ist, ist klar. Und die qualitative Bewertung fällt völlig unter den Tisch.
Ich kann nur jedem empfehlen, auf das ebuzzing-Ranking nicht allzuviel zu geben.
Es ist in der Tat nur eine „Liste“, die einen Überblick über Modeblogs gibt. Rankings sind immer subjektiv und spielen nur bedingt eine Rolle, was die Wertung angeht. Dennoch bieten sie gute Anlaufpunkte, um viele neue Blogs kennenzulernen. Ich habe noch kein Blog-Ranking kennengelernt, welches nicht in die Kritik geraten ist. Selbst gebe ich nicht viel auf die Einordnung einzelner Blogs in Rankings, dennoch wertschätze ich die Mühe, die jemand sich macht, überhaupt ein Listing aufzustellen.
Klaus Eck
Viel lustiger als das Ranking von ebuzzing ist das Ranking von PR Blogger 😀
ja mirjo du hast recht!