Von 10. bis 12. Mai 2012 fand in Essen die 6. deutsche IA-Konferenz unter dem Generalthema Content-Strategie statt. Die Schlagkraft und hohe Relevanz der Disziplin wurden in Form vieler interessanter Vorträge deutlich.
Auf dem Podium der IAK 12 diskutieren Susanne Lämmer, Stefan Freimark, James Kalbach und Jan Jursa über das, was die Zukunft bringt, über aktuelle Herausforderungen und die Verbindung der Disziplinen IA, UX Design und Content-Strategie. Nikki Tiedtke, Senior Interaction Architect bei USEEDS°, moderierte das Ganze gekonnt.
Foto von Brigitte Alice Radl
Klare Strategie & Planung von Verantwortlichkeiten
Susanne Lämmer (@slaemmer auf Twitter) von der Berliner Social Media-Agentur TLGG arbeitet als Content-Strategin und kennt das Branchenparkett gut. Als problematisch erachtet sie insbesondere die Umsetzbarkeit von Content-Strategien in Organisationen. Viele Fragen würden im Vorhinein nicht geklärt bzw. erst gar nicht gestellt, wie etwa: Welche personellen und zeitlichen Ressourcen werden benötigt? Welche MitarbeiterInnen sind wofür verantwortlich? Wie arbeiten verschiedene Teams zusammen und wie werden Prozesse gekoppelt?
Der Erfolg einer Content-Strategie hänge zu einem großen Teil von der Planung organisationsinterner Prozesse ab, so Lämmer. Nur wenn Verantwortlichkeiten und Workflows klar geregelt seien, könne kontinuierliche, konsistente Kommunikation über verschiedene Kanäle erreicht werden. Dies betreffe insbesondere auch die Zusammenarbeit von Organisationen mit externen Agenturen, die Content produzieren, bereitstellen und verwalten.
Change Management in Organisationen
Auch Stefan Freimark (@freimark auf Twitter), Senior-Konzepter bei der Aperto AG in Berlin, betont die Notwendigkeit von “Change in Organizations”. Die Qualität von Content-Projekten hänge in Zukunft entscheidend davon ab, wie die MitarbeiterInnen an neue Strukturen und Prozesse herangeführt würden. Ein zentrales Problem wären hierbei die sogenannten “Silos”: Einzelne Abteilungen wie Marketing, Sales, Produktentwicklung und Service arbeiten in den meisten Fällen völlig unabhängig voneinander, Kooperationen und Wissensaustausch finden nicht statt.
Für Freimark bedeutet Content-Strategie immer zweierlei: Ein fachliches Projekt und ein “Veränderungsprojekt” in der Organisation. Im Sinne von Change Management müsse in Zukunft verstärkt Commitment der MitarbeiterInnen für Wandel erreicht werden. Unterstützend wirkten Trainings zur Kompetenzvermittlung sowie das Abfragen von konkreten Problemen.
Das Metadaten-Dilemma
Die Bedeutung von Metadaten wurde auf der IAK12 des öfteren betont und von James Kalbach (@JamesKalbach auf Twitter), UX Consultant bei USEEDS°°, auch als eine der größten Herausforderungen in die Podiumsdiskussion eingebracht. Fragen zum Ursprung, zur Organisation sowie zur Strukturierung von Metadaten würden bisher viel zu selten gestellt. Insbesondere die Metadaten-Verwaltung stelle ein Problem dar, welchem in Organisationen bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt würde.
Tatsache: Durch die Nutzung von unterschiedlichen Devices in unterschiedlichen Kontexten wird es nötig, “adaptive, liquid content” zu generieren. Nachhaltige Inhalte, wie sie auch Ann Rockley (@arockley auf Twitter) in ihrem Buch “Managing Enterprise Content” fordert, sind semantisch strukturiert, ihre Bestandteile durchsuchbar. Dies kann nur durch einen professionellen und kompetenten Umgang mit Metadaten erreicht werden, die entscheidend zur Qualität von Content im Web beitragen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Was die IAK12 unter anderem so spannend macht, ist die bunte Mischung von Menschen aus unterschiedlichsten Fachbereichen. Jan Jursa (@IATV auf Twitter), eines der Mitglieder des IAK-Orga-Teams, setzt sich am Podium für Zusammenarbeit und Wissensaustausch über die Grenzen der einzelnen Disziplinen hinweg ein: IA, UX Design und Content Strategy beschäftigten sich alle mit denselben Themen und müssten sich in Zukunft verstärkt austauschen.
Eine weitere Herausforderung wäre, in Zukunft stärker mit Organisationen zusammenzuarbeiten und ihnen nicht mehr lediglich fertige Konzepte abzuliefern. Nur wenn die Kunden in den strategischen Planungs- und Entwicklungsprozess miteinbezogen würden, könnten sie das Projekt verstehen und für angemessene organisationsinterne Umsetzung und Governance sorgen.
Und wie sehen Sie das?
Die IAK12 war eine tolle Konferenz mit vielen spannenden Themen und prominenten Vortragenden – Empfehlung für alle, die sich für Informationsarchitektur & Co. interessieren. Welchen Herausforderungen begegnen Sie bei der Beschäftigung mit Webcontent in Organisationen? Wo sehen Sie Probleme, die es in Zukunft zu lösen gilt? Wir freuen uns über Kommentare und Meinungen.
Nachberichte, weiterführende Infos und Präsentationen finden Sie unter anderem auf meinem Blog, dem digiparden-Blog, im Newsletter der Konzepter-Konferenz und in der offiziellen Slideshare-Sammlung der IAK.
Die nächste IAK findet übrigens von 2. bis 4. Mai 2013 statt – diesmal in Berlin.
Foto von Brigitte Alice Radl