Stefanie Söhnchen Stefanie Söhnchen ist Spezialistin für Kommunikation in digitalen Medien. Sie ist als Gastautorin im PR-Blogger tätig.

Keine Facebook-Privatsphäre für Markenbotschafter?

3 Minuten Lesedauer

Würden Sie als Markenbotschafter Ihre Familie, Ihr Mittagessen und Ihre Freizeitaktivitäten auf Facebook mit der Öffentlichkeit teilen? Wir haben Kerstin Hoffmann (Dr. Kerstin Hoffmann Unternehmenskommunikation), Uwe Knaus (Daimler AG), Charles Schmidt (Krones AG), Jochen Mai (YelloStrom), Svenja Hofert (Karriere-Expertin) und Michael Reuter (AppAdvisors) gefragt: Wie halten Sie es mit der Privatsphäre auf Facebook?

Kerstin Hoffmann, Kommunikationsberaterin, 1.045 Facebook-Freunde

„Was an Informationen über mich auf Facebook steht, finden Sie auch auf meiner Website. Ich halte den Schutz persönlicher Daten für sehr wichtig, aber ich gebe mich keinen Illusionen hin, was die Realität angeht. Ich zeige im Netz sehr viel Persönliches, aber nahezu nichts Privates.“

„Meine öffentlichen Updates kann man abonnieren, und die spiegeln weitgehend meine professionelle Identität, wie sie sich durch alle meine Profile im Netz zieht. Der lockere Austausch mit meinen direkten Kontakten ist zwar nicht geheim, aber der gehört einfach nicht auf eine öffentliche Pinnwand. Wer nur Fachliches will und zielgerichtet Informationen aus der PR sucht, der ist auf meiner Facebook-Seite besser aufgehoben.“

“Als Beraterin komme ich zu Bekanntheit und Kunden, weil ich im Netz gut sichtbar bin und mich auch zeige. Facebook sorgt ganz wesentlich mit für diese Sichtbarkeit. Es ist klar: Wenn es kein Geld kostet, wird der Gewinn anderweitig generiert. Das ist eben der Preis. Da alle Informationen auch auf meiner Website stehen, ist das für mich kein wirkliches Problem.”

Uwe Knaus, Manager Corporate Blogging & Social Media Strategy, Daimler AG, 355 Facebook-Freunde

„Eine Trennung zwischen beruflich und privat im Social Web ist nur schwer möglich – ich versuche mein Facebook-Profil mehr privat zu nutzen. Insofern können meine Updates auch nicht von jedermann abonniert werden, sondern sind den „Facebook-Freunden“ vorbehalten.“

„Bei der Sichtbarkeit meiner Posts mache ich nur eine Ausnahme: Menschen, denen ich beim Essen etwas nicht erzählen würde,
erzähle ich es auch nicht auf Facebook. Die kommen in eine Liste, mit den entsprechenden Einstellungen. So muss ich nicht bei jedem Update überlegen, wem ich das jetzt preisgeben möchte.“

„Je höher die Anzahl der Freunde, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Info das Netzwerk verlässt. Insofern gibt nicht viel Privates über mich zu lesen; beispielsweise auch nichts zum Wohnort, keine Geo-Daten und keine Infos zur Familie. Es gibt schließlich nicht nur Gutmenschen auf der Welt.“

Jochen Mai, Social Media Manager, Yello Strom, 379 Facebook-Freunde 

„Die Fanseite ist öffentlich und offen für jedermann, die private Seite gehört allein Menschen, die ich persönlich kenne und mag. Anfragen von Fremden nehme ich dort nicht an. Das ist meine Privatsphäre auf Facebook.“

„Ich wähle Kanäle schon bewusst und gezielt aus. Was privat ist, bleibt auch privat. Und selbst da betreibe ich keinen Seelenstriptease, sondern zeige nur einen vertretbaren Teil meines Lebens, der über Umwege auch in die Öffentlichkeit gelangen könnte, ohne dass es mich in eine Krise stürzt.“

„Ich geben nur so viele Daten preis, wie ich will und von denen ich glaube, dass sie einem Zweck dienen und von denen ich mir sicher bin, mich auch in 10 Jahren nicht dafür zu schämen.“

Charles D. Schmidt, Corporate Social Media Officer, Krones AG, 497 Facebook-Freunde

„Im Prinzip gehe ich mit Facebook sehr offen um, denn wirklich persönliche Sachen schreibe ich dort nicht. Nur ab und an kleinere Geschichten – das hilft Beziehungen aufzubauen.“

„Ich bin kein Fan von Listen, denn ich möchte in Facebook nicht so viel Arbeit investieren. Deshalb veröffentliche ich nur Informationen, bei denen es mich nicht schmerzt, wenn andere mitlesen.“

„Jeder hat seine Privatsphäre, aber schlussendlich geht es ja auch darum, gesehen zu werden. Mein Facebook-Profil ist auch eine persönlichere Anlaufstelle, wenn Menschen nicht auf der offiziellen Unternehmensseite posten wollen.“

„Schlussendlich weiß keiner, was mit den Daten wirklich passiert – eine private Krise und private Fotos gehen Facebook einfach nichts an.“

Svenja Hofert, www.karriereblog.svenja-hofert.de, 819 gefällt das

„Ich muss zugeben, ich nutze Facebook privat nur sehr eingeschränkt. Ich habe auch eine Fanseite für offizielle Kommunikation und ein privates Profil. Aber Beruf und privat vermischt sich auch bei meinen Geschäftskontakten manchmal.“

„Früher hatte ich meine Handynummer online – die habe ich gelöscht. Durch die ausgewählten Daten, die ich veröffentliche, werde ich nur sehr selten von ungewollten Kontaktanfragen genervt.“

„Meine echten Freunde kriegen online nicht wirklich etwas von mir ab. Für mich ist das ein anderes Leben, von dem viele Freunde nichts verstehen. Manche haben auch schon meine privaten Kanäle verlassen.“

Michael Reuter, AppAdvisors, 763 Facebook-Freunde

„Ich bin kein Typ, der stark unterschiedliche Rollen im Leben einnimmt (z.B. Familienvater, Unternehmer, Freund), sondern ich sehe mich (und andere Menschen) als nicht teilbar – und daher auch immer in einer Hauptrolle bzw. als EIN Charakter auftretend.  Daher differenziere ich auch Online-Profile nicht stark.“

„Facebook nutze ich tendentiell „privater“, Twitter dagegen eher beruflich. Aber: der Unterscheid ist minimal.“

„Zu beruflichen Aspekten bin ich zu 100% offen: ich kommuniziere gern und merke, dass auf aktive Kommunikation auch entsprechendes Feedback erfolgt. Im Privatbereich lasse ich Familiäres völlig weg – das teile ich nicht über Social Media, sondern ausschliesslich im familiären und Freundesumfeld.“

Verraten Sie uns: Trennen Sie zwischen privaten und beruflichen Status-Updates?

Zum Thema Datenschutz zeigt Das Erste am Montag, 13.02. 2012 um 22.45 Uhr die Dokumentation „Facebook – Milliardengeschäft Freundschaft“.

Stefanie Söhnchen Stefanie Söhnchen ist Spezialistin für Kommunikation in digitalen Medien. Sie ist als Gastautorin im PR-Blogger tätig.

14 Replies to “Keine Facebook-Privatsphäre für Markenbotschafter?”

  1. Eine kleine Anmerkung habe ich – und sie hat nichts mit dem Inhalt des Textes zu tun, sondern soll ein Tipp sein: Informationen in Klammern gehen gar nicht – vor allem nicht im Internet. Wenn Sie Klammer in in Teasern setzten, stoppen sie den Leserfluss und vergraulen den Nutzer schon sehr früh. Aber der Teaser soll Appetit aug Mehr machen. Schönes Wochenende! Online-Redakteurin Andrea Amerland http://www.text-know.how.de

    1. Hallo Frau Amerland,

      vielen Dank für den Tipp!
      Ich werde versuchen, in Zukunft Klammern in Teasern zu vermeiden.
      Allerdings kann ich Ihnen in punkto „Informationen in Klammern gehen gar nicht“ nicht zustimmen – ich glaube, das kommt immer jeweils auf den Kontext an.

      Ich wünsche einen schönen Sonntag!

      1. Liebe Frau Söhnchen, ja, Sie haben sicher recht. Man kommt nicht ganz ohne Klammern aus – ich habe mich mehr an der Häufigkeit in einem Teaser gestört. 🙂

        Auch Ihnen einen schönen Sonntag

      2. Naja, so streng sollte man nicht sein. Wenn man im Teaser mehrere Personen einem Titel / einer Firma zuordnen soll, kommt man an Klammern nicht vorbei. Andernfalls werden die Sätze zu lang. Ich würde mich einfach auf 3 Personen beschränken, dann ist der Teaser griffiger.
        Achso, zum Thema: Ich finde die „Abo“-Funktion bei Facebook super und poste fast nur öffentlich. Allerdings sind das auch immer Inhalte, die ich potentiell für alle Abonnenten / Freunde interessant halt. Privates versende ich auf FB nur als Direktnachricht. G+ nutze ich ähnlich, allerdings mit noch „nerdigeren“ Themen als auf FB. Twitter nutze ich persönlich eher als Social Bookmarking, also ich verweise dort auf lesenswerten Content. Von kleinteiligen FB-Listen, diversen thematisch unterteilten G+-Circles halte ich nichts, das ist mir zu aufwendig. Kurzum: Ich achte einfach darauf, öffentlich möglichst „massentaugliche“ Beiträge zu sharen und Privates als Direktnachricht zu kommunizieren. Extrem abgegrenzte Rollen in öffentlich/beruflich und privat wirken unnatürlich.

      3. Hallo Herr Krings,

        danke für Ihren Beitrag.

        Ich halte es mit Facebook ähnlich. Ich habe nur eine Liste und bevorzuge Direktnachrichten für wirklich private Kommunikation. Allerdings empfinde ich Gruppen-Direktnachrichten, bei denen man jedes Mal eine Benachrichtigung bekommt, wenn ein Mitglied etwas schreibt, ziemlich nervig. Sie auch?

        Interessant fand ich auch den Punkt, in dem Sie festhalten, dass es unnatürlich wirkt, wenn man eine „Rolle“ einnimmt. Da kann ich Ihnen persönlich nur zustimmen. Authentische Kommunikation – egal ob beruflich oder privat – ist das einzige was langfristig funktioniert. Welcher „Freund“ macht das sonst schon lange mit?

        Viele Grüße!

  2. Ich habe ein Facebook-Profil für Privates und Berufliches in Kombination – allerdings sind dort nur wenig private Kontakte vorhanden. 

    Auf meiner Facebook-Page präsentierte ich mich dann noch einmal speziell mit meinem Unternehmen.Ich nutze Facebook so gut wie nur beruflich – da ich keine Spiele mache und mich nur selten privat dort austausche. Private Fotos poste ich nur gezielt. Auch sonst gebe ich nur wenig Privates von mir preis – dies handhabe ich auch in anderen Social Media-Kanälen so. Deshalb kommen auch in Facebook meine Bekannten, Freunde und meine Familie vielleicht etwas zu kurz. 

    Für mich ist Facebook aber immer noch familiärer als Google Plus und Twitter – meine beruflichen Kontakte dort sind ausgewählter und persönlicher. Deshalb ist der Austausch dort auch etwas persönlicher. 

    Man sollte in Social Media immer wissen, wie viel man von sich preisgeben darf, egal ob als Unternehmer oder Privatmann. 

    1. Hallo Frau Sebelin,

      vielen Dank für Ihren ausführlichen Kommentar.

      Ich fand besonders interessant, dass Ihre Kontakte auf Facebook „ausgewählter und persönlicher“ sind – das ist bei mir definitiv auch der Fall. Woran glauben Sie, liegt das bei Ihnen? Bei liegt das an dem Ziel, dass ich mit dem jeweiligen Kanal verfolge: Twitter nutze ich zur Verbreitung von interessanten Informationen, Google + zur Recherche und Facebook am liebsten zum gezielten Dialog.

      Und dann fand ich auch den Gedanken, dass man wissen sollte, was man preisgeben darf, sehr interessant. Wie loten Sie das für sich aus?

      Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

      1. Hallo Frau Söhnchen,

        lieben Dank für Ihre Antwort. 

        Ich nutze Twitter zur Verbreitung, aber auch zur Einholung von interessanten Informationen und zum Reputationsaufbau meiner Marke.
        Google Plus nutze ich mit derselben Absicht, nur ist mir hier noch die Suchmaschinenfreundlichkeit wichtig.
        Ich habe erst seit kurzem Facebook so richtig für mich entdeckt – die neue  Timeline überzeugt mich voll und ganz und ich bin Mitglied in 3 deutschen und 7 englischen Facebook-Gruppen. Der Dialog in diesen Gruppen ist sehr erbaulich und sehr intensiv.
        Ich kommuniziere in Google Plus auch genauso offen und engagiert mit den Usern wie in Facebook. Meine Kontakte in Facebook kenne ich alle oder die meisten aus anderen Netzwerken (Xing, Twitter, Google Plus, ecademy, …) und kann dort in der Unterhaltung die Bekanntschaften nochmals vertiefen. 
        Weil auch Bekannte und meine Familie auf Facebook in meinen Kontakten sind, wird dieses Medium automatisch persönlicher für mich. In Google Plus folge ich zu vielen Usern, um mit allen persönlich zu werden. 
        In Facebook habe ich bisher nur 188 Kontakte.

        Zu meiner Feststellung:
        Man sollte in Social Media immer wissen, wie viel man von sich preisgeben darf, egal ob als Unternehmer oder Privatmann. 

        Ich poste nur Dinge, die nicht zu intim sind (z. B. keine Fotos aus meiner Wohnung). Mit dem Posten von Porträts meiner zwei Kinder habe ich in Facebook kein Problem, da dort auch meine Familie und meine Bekannten vertreten sind und ich sie an meinem Leben teilhaben lassen will. 
        Eine Bekannte postete vor kurzem ihr Designerbett für mich, das käme für mich nun absolut nicht in Frage, da das meine Intimsphäre verletzen würde. Mit dem Posten von Blumen aus meinem Garten hätte ich allerdings kein Problem. In Facebook posten viele Frauen auch Blumen aus ihrem Garten. 

        Liebe Grüße zurück!

    1. Hallo Frau Schimke,

      ich finde die „Litfaßsäulen“-Idee ziemlich treffend. Ich „plakatiere“ auch keine absolut privaten Nachrichten auf Facebook. Allerdings veröffentliche ich schon hin und wieder etwas Persönliches. Mit Twitter und Google+ halte ich es aber genauso wie Sie.

      Ich wünsche einen schönen Sonntag!

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