Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Warum Twitter-Star Charlie Sheen kein TV mehr braucht

2 Minuten Lesedauer

Charlie gegen den Rest der Welt – so könnte das neue Format heißen, in dem sich der US-Star selbst demontiert: Alkohol, Drogen, Affären, Sorgerechtsstreitereien, zuletzt der Rauswurf bei der Erfolgsserie „Two and a Half Men“.

Trotz aller Skandalschlagzeilen läuft es für US-Schauspieler Charlie Sheen derzeit online bestens. Vor gerade einmal sieben Tagen eröffnete er einen Account bei Twitter – und hatte innerhalb von 25 Stunden eine Million Follower. Damit stellte er zugleich einen neuen Weltrekord auf. Aktuell sind es rund 2.300.000 Menschen, die Sheen auf Twitter folgen.

Jüngst erklärte das Filmstudio Warner Bros., dass sie den Vertrag mit Sheen für „Two and a Half Men“ endgültig gekündigt haben. Damit ist das öffentliche Interesse für den Star auf den Höhepunkt angekommen. Sheen scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Dennoch nutzt er das Interesse um seine Person und seine Eskapaden geschickt, um sich selbst zu vermarkten.

Sechs Tage nach seiner Anmeldung beim Microblogging-Dienst postete er seinen ersten Tweet mit Werbung. In Kooperation mit der Webseite interships.com sucht Sheen einen Praktikanten, der ihn im Sommer bei Social-Media-Aktivitäten unterstützt. Der jüngstgepostete Tweet führt über einen integrierten Link auf die entsprechende Landingpage von interships.com, auf der sich Interessierte direkt bewerben können. Eingefädelt hat den so genannten promoted Tweet die Agentur Ad.ly aus Los Angeles, die werbeträchtige Tweets an Prominente vermittelt. Nach Angaben von Ad.ly haben bereits rund 127.000 Nutzer Sheens gesponserte Mitteilung angeklickt.

Der bezahlte Eintrag ist mit den Hashtags „#winning“, „#teamsheen“ und #tigerblood verbunden. Vor allem letzteren Begriff verwendete der Skandalschauspieler häufig in vorangegangenen Tweets. Hashtags tragen dazu bei, bei Suchanfragen schneller  gefunden zu werden.

Sheen ist nicht der erste Prominente, der mit maximal 14o Zeichen Geld verdient: Auch die Rapper Snoop Dogg und 50 Cent, Fußballspieler Christiano Ronaldo sowie US-Sternchen Kim Kardashian kassieren für ihre Kurznachrichten mit Werbebotschaft ab. Was sie und Sheen dafür erhalten, ist nicht bekannt.

Damit zeigt der Schauspieler, wie Personal Brands den Medienrummel um ihre Person nutzen können. Mit relativ wenig Aufwand inszeniert sich der 45-Jährige als Twitter-Promi und liefert die Schlagzeilen und den Gossip jeden Tag gleich mit. Solange es ihm gelingt, die Aufmerksamkeit weiterhin auf sich zu lenken, verdient er daran.

Inzwischen hat er sogar eine eigene Sheen-Reality Show auf Ustream aufgesetzt, in der er ständig neuen Stoff anbietet: Gossip pur, Charlie Sheen total. 100.000 Zuschauer hat er darüber mit seiner ersten Folge online erreicht.

Nach seinem Rausschmiss aus seiner Serie gibt es schon wieder erste Spekulationen über neue Engagements, die ihm angeboten sein sollen. Ob es sinnvoll ist, ein Social Media Praktikum bei Sheen zu absolvieren und quasi als Ghostwriter ein Millionenpublikum zu erheitern? Vermutlich schreibt er auch jetzt schon nicht selbst, sondern diktiert seine Tweets per Telefon. Wer weiß, jedenfalls hat es auch bei Britney Spears geklappt. Sie erreicht zurzeit rund 7 Millionen Leser auf Twitter, ohne selbst zu twittern. Wenn es Sheen gelingt, seine Leser- und Zuschauerschaft langfristig an sich zu binden, könnte er laut US-Branchenblatt „Hollywood Reporter“ allein via Twitter im Jahr 1 Million Dollar verdienen und gleichzeitig seine Unabhängigkeit von klassischen TV-Formaten vollziehen. Denn wer braucht noch ein Programm, wenn es die tägliche Dosis via Twitter und Video-Stream gibt. Was meinen Sie, sehen wir hierbei die (schreckliche) Zukunft des Fernsehens?

>> Stern: Der coole Wüstling
>> Meedia: “Sheen’s Korner”: Charlie spielt sich selbst
>> 20min.ch: Eine Million für die Charlie-Sheen-Show

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

9 Replies to “Warum Twitter-Star Charlie Sheen kein TV mehr braucht”

  1. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Charlie Sheen mit $1 Mio. pro Jahr zufrieden gäbe, hat er doch zuletzt $2 Mio. pro Folge (!) erhalten. Da müsste schon mehr rausschauen. Aber in der Musikindustrie ist die Unabhängigkeit von großen Plattenfirmen bereits bei vielen Künstlern Realität und ich könnte mir vorstellen, dass das in naher Zukunft auch bei Film/TV-Formaten passiert. Bei Charlie Sheen bin ich mir allerdings nicht sicher ob er das alles in vollem Bewusstsein tut…

    1. Für Charlie Sheen ist es in der Tat wenig, aber zumindest zeigt das Beispiel, welches Potential Twitter-Werbung für Personal Brands hat. Wer weiß, vielleicht erleben wir auch das bewusste Comeback des Charlie Sheen nach seinem Ausflug in die Drogenhölle. Zurzeit erleben wir eher seinen virtuellen und realen Untergang.

  2. Dieses „Personal Branding“ funktioniert genau so lange, wie er noch einem Millionenpublikum aus seinen TV-Zeiten bekannt ist. Was sind dagegen 100.000 Zuschauer auf Ustream, die sich das momentan wohl in erster Linie deshalb anschauen, weil Sheen Hype ist? Wir sprechen uns in 6 Monaten nochmal – dann ist der Hype vorbei und Sheen hat keine Lust mehr, täglich an 365 Tagen im Jahr zu „arbeiten“ (was er wohl tun müsste, um seine „Marke“ entsprechend ins Web zu transformieren). Ein Geschäftsmodell für Schauspieler ist das derzeit sicherlich (noch) nicht. Zum einen, weil es (bei ihm) negative Gründe gibt, weshalb er ins Web ausweicht, zum anderen, weil es noch nicht genügend Personen weltweit gibt, die ihren TV durch OnlineVideo ersetzt haben. Für Schauspieler seiner ehemaligen Größenordnung also vollkommen uninteressant, momentan vielleicht die Lust, was neues auszuprobieren. Aber die legt sich auch wieder.
    Sheen im Web gucken, das ist wie Dschungelcamp gucken. Kurzes Ergözen am Leid und Unvermögen der Gezeigten – aber nach einem Monat vergessen. Und zwar komplett.

  3. Er ist eben ein Player, Top oder Flop, man wird sehen… 🙂

    Könnte mir sogar vorstellen, dass er selbst Twittert

  4. Das ist alles ein wenig komplex. Mittlerweile wird über ein Comeback gesprochen, was die Serie „Two and a half men“ anbelangt. Wird er dann weiterhin „twittern“? Dann ist ja sein Verdienst doppelt so hoch! Und außerdem reicht ihm 1 Million pro Jahr nicht aus. Und ich wette, dass es nicht nur beim „twittern“ bleibt. Die Medien berichten, dass er kurz vor seinem Absturz steht. Was mich schockiert, dass die Fans sich nur dafür interessieren, wie er denn heute aussieht und/ oder was er denn heute für Drogen genommen hat. Die ganzen Eskapaden halten den Informationsfluss am Laufenden. Aber nehmen wir an, das Blatt wendet sich: Charlie Sheen kommt wieder unter den „Lebenden“.. dann wird sich NIEMAND mehr für ihn interessieren, weiterhin zwar seine Folgen anschauen, aber das wars auch, als sei nie etwas gewesen.
    Heute wollen die Fans und die Promis Charlie Sheen nur abstürzen sehen!

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