Transparent und offen sind Kriterien, die die meisten Unternehmen fest in ihrer Unternehmenskultur integriert haben. Zumindest behaupten das viele. Dass mehr Schein als sein dahintersteckt, zeigt eine einfache Bestandsaufnahme der Presseseiten diverser Automobilmarken. Die wenigsten davon sind so durchsichtig und offen aufgestellt wie die der Daimler AG oder GM.
Auf den wenigsten Webseiten findet man auf den ersten Blick eine entsprechende Presseseite. Meist ist sie versteckt unter dem Reiter ‚Unternehmen‘ oder ‚Kontakt‘. Noch sehr viel seltener findet man dort jedoch einen konkreten Ansprechpartner. In den meisten Fällen ist die entsprechende Seite geschützt und Journalisten und Onlineschaffende müssen sich zunächst dafür akkreditieren.
Im Zuge der digitalen Revolution erhalten die Kommunikationsabteilungen neue Ansprechpartner. Online wird immer wichtiger. Was heißt das nun konkret? Unternehmen sind nicht mehr nur auf Journalisten als klassische Gatekeeper angewiesen. Mit Bloggern, Online-Kommunikatoren und diversen Influencern gibt es eine weitere Anspruchsgruppe, die es zu berücksichtigen gilt. Allerdings ist es doch wenig zielführend, diese Influencer vollkommen von allen Pressematerialien auszuschließen. Dies tut man, indem man den Zugang nur genehmigt, wenn ein Presseausweis vorliegt.
Was kann man also tun?
Unternehmen sollten Pressematerialien wie Bilder, Videos und Pressetexte uneingeschränkt allen zur Verfügung stellen. Ansonsten versäumt man es als Unternehmen, diese relevante Zielgruppe zu erschließen. Wer Journalisten darüber hinaus bedienen möchte, kann diesen eine Art Premiumzugang gewähren und ihnen beispielsweise hochauflösende Bilder in Printqualität oder Bewegtbilder zur Verfügung stellen.
Und: Ein persönlicher Ansprechpartner ist in jedem Fall ein absolutes Muss für Unternehmen, die offen und transparent wahrgenommen werden wollen.
Von einem Social Media Newsroom sind die meisten Unternehmen augenscheinlich noch weit entfernt. Ein wenig habe ich das Gefühl, dass die Debatte der Wirklichkeit weit voraus greift. Es wäre schon ein toller nächster Schritt, wenn Unternehmen ihre bisherigen Presseservices optimieren und offen zugänglich machen würden.
Ein Überblick über die geschützten Bereiche der Automobilmarken haben wir auf Delicious für Sie gebookmarkt.
Was würden Sie den Automobilunternehmen raten?
Anika Geisel
Hallo Anika,
ich bin ganz deiner Meinung. Es ist schon beinahe eine Farce, das sich Unternehmen im Social Web engagieren (wollen) und mit ihren aktuellen Kommunikationsverhalten noch meilenweit von offener und transparenter Kommunikation (für alle) entfernt sind.
Leider betrifft dieses Fehlverhalten nicht nur die Automobilbranche. Bei einigen Organisationen und Unternehmen mit B2B-Zielgruppe sieht es genauso aus.
Hier sollten Unternehmen erst einmal ihre internen Hausaufgaben machen, bevor sie die nächste Stufe der „Corporate Social Media“ zünden.
Beste Grüße aus Hamburg,
Sebastian Voss
Hallo,
als Blogger stimme ich Ihnen absolut zu. Ein kleiner Fortschritt ist jedoch bereits bei den WebTV-angeboten der Automobilhersteller zu sehen: Hier werden Blogger zum Teil aktiv angesprochen und zum Einbinden von Content ermutigt (ausführlich hierzu am 14.06. in meinem Blog http://nicolaikrueger.de).
MfG
NK
Danke, Anika, für den Artikel und die Recherche. Nun muss man zwar sagen, dass wir es mit der Automobilindustrie mit einer besonders verschwiegenen, konservativen Branche zu tun haben. Aber ich denke dennoch auch, dass eine Presseseite sofort sichtbar sein, Informationen offen zugänglich vorhalten und persönliche Ansprechpartner veröffentlichen sollte.
Die Zeiten, in denen Informationen nahezu vollständig kontrollierbar und in denen Journalisten fast gottgleich waren, sind vorbei.