Transparenz ist im Energiesektor nicht immer einfach. Das zeigen einige Auseinandersetzungen der NGO's mit RWE oder Vattenfall. Doch es gibt auch einige Unternehmen aus der Energiebranche, die sich in Social Media proaktiv vorwagen und dem Transparenzbedürfnis entgegenkommen. Die Kunden sind nicht nur preissensibel, sondern wollen immer häufiger wissen, woher der Strom kommt, den sie beziehen und ob sie in punkto Klimaschutz ein ruhiges Gewissen haben können. Diesen Trend hat der Öko-Energieversorger LichtBlick erkannt und setzt deshalb seit kurzem ganz auf Social Media, um möglichst nah und direkt mit den Verbrauchern in den Dialog zu treten.
Das Unternehmen bietet Öko-Strom, Gas und alternative Methoden zur Energiegewinnung, wie beispielsweise das ZuhauseKraftwerk, an. Das Konzept scheint aufzugehen, LichtBlick ist hierzulande der größte unabhängige Energieversorger und wurde bereits zweimal in Folge vom Handelsblatt zum kundenorientiertesten Unternehmen der Branche ausgezeichnet. Diese Kundenorientierung wird mit den jüngsten Social Media Aktivitäten auf ein neues Level gehoben. Um die Verbraucher kontinuierlich auf dem Laufenden zu halten, wurden ein Corporate Blog gestartet und Profile auf Facebook und Twitter angelegt.
Das Corporate Blog wird aktiv genutzt und erhält immerhin schon erste Kommentare. Obwohl die Energiebranche umstritten ist und die Autoren mit Kritik rechnen können, scheuen sich die bloggenden Mitarbeiter nicht, ihre Identität preiszugeben. Jeder der acht sogenannten LichBlicker wird vorgestellt, mit Name, Foto und Position im Unternehmen. In diesem Corporate Blog schreiben sowohl der Geschäftsführer als auch die Mitarbeiter über Energiethemen, beantworten Fragen und nehmen Stellung zur Energiepolitik. Auf jeden Kommentar wurde bis jetzt eingegangen, was zeigt, dass die Autoren ihren Job und die Möglichkeiten des Dialogs wirklich ernst nehmen.
Die Auftritte auf Facebook und Twitter sind im Gegensatz zum Blog noch nicht sehr dialogorientiert, was sich aber im Laufe der Zeit und mit mehr Fans und Followern ändern könnte. Im Moment dienen beide Plattformen eher dazu, auf neue Blogeinträge zu verweisen und diese zu promoten. In Zukunft sollten die Netzwerke auch genutzt werden, um noch konkreter auf Fragen, Kritik und Wünsche der Verbraucher einzugehen, Interaktion zu fördern und um das Unternehmen menschlicher zu gestalten. Beim Blick auf das Twitter Profil fällt schnell auf, dass Lichtblick noch keinem Account selbst folgt. Ein Dialogangebot sieht anders aus. Das sollte deshalb dringend geändert werden, damit Kunden auch die Möglichkeit erhalten, direkt mit Lichtblick zu interagieren.
Alles in allem ist der Auftritt des Energieversorgers im Social Web gelungen. Es wird auf Transparenz und Persönlichkeit gesetzt und die Akteure nehmen ihre Aufgabe ernst. Die Potenziale von Twitter und Facebook sind aber noch lange nicht ausgeschöpft und sollten schnell erkannt und umgesetzt werden. Es scheint noch ein wenig der strategische Ansatz zu fehlen. So würde ich auf Twitter beispielsweise auch auf Karrierethemen, neue Jobs eingehen und auf andere Twitterer eingehen. Die ersten Schritte sind lobenswert und zeigen, wie Unternehmen aus der Energiebranche auch von der Corporate Transparenz profitieren können, wenn Sie sich nur trauen.
Kennen Sie weitere gute Social-Media-Ansätze aus der Energiewirtschaft?
Klaus Eck
Immer wieder interessant die branchenspezifischen Fallbeispiele.In der Energiebranche gibt es auf jeden Fall noch noch genügend Potenzial. Danke für den Bericht.
Weitere Beispiele sind mir leider nicht bekannt.
Jetzt ist es schon drei Jahre her, dass diese Themen angesprochen wurden. Selber arbeite ich an dem Einsatz digitaler Technologien in EVU, darunter auch Social Media Es hat sich nicht viel, aber ein bisschen verändert. EnBW und RWE haben viele Follower Tweets, Likes usw. E.ON dagegen hat sich schon komplett von Facebook zurückgezogen. Es fällt ihnen immer noch schwer das Potenzial darin zu erkennen. Vielleicht hilt meine Bachelor-Arbeit ja dazu, dies langsam mal zu ändern.