Unternehmen und andere Organisationen müssen mit vielen Menschen kommunizieren: Mitarbeitern, Kunden, Politikern und einer Menge mehr. Besonders zielführend ist Kommunikation in der Regel, wenn alle Beteiligten einander respektieren und sich an grundsätzliche Umgangsformen halten. In der Praxis ist dies jedoch oft gar nicht so einfach, weil sich Prozesse etabliert haben, die im Grunde einer gegensätzlichen Denkhaltung entstammen. Klare Hierarchien, das Recht des Stärkeren und möglichst geringer Aufwand sind häufig anzutreffende Leitmotive. Doch diese Prinzipien müssen zunehmend hinterfragt werden, will man als Unternehmen in der modernen Kommunikationswelt bestehen. Dort nämlich sind Transparenz, Geschwindigkeit und persönliche Nähe gefragt. Ein nicht ganz einfacher Umgewöhnungsprozess, den wir in dieser Ausgabe der Morgenwelt thematisieren. Außerdem erfahren Sie, wie das Innenleben Googles aussieht, was eine aktuelle Studie über die Relevanz von Inhalten herausfand und einiges mehr.
Augsburg vs. Fleischmann: Nach den jüngsten Aufmerksamkeitswellen, die Abmahnungen durch Unternehmen wie Jack Wolfskin oder Jako nach sich gezogen haben, stand nun die Stadt Augsburg im Zentrum der Kritik. Der Casus Delicti: Michael Fleischmann hatte sich die Domain www.augsburgr.de reserviert und die Stadt Augsburg im Anschluss um Erlaubnis gebeten, unter der Adresse ein Blog einrichten zu dürfen. Die Reaktion auf sein Schreiben: Eine Abmahnung samt Rechnung über 1890 €.
Die Geschichte fand schnell ihren Weg in die Online-Community und schaffte es sogar bis zum Spiegel Online. Allgemeiner Tenor der Reaktionen war – wie in letzter Zeit gehäuft zu beobachten – öffentliche Entrüstung. Kern der Kritik ist dabei meist derselbe: Die Umgangsformen, die Organisationen an den Tag legen, wenn sie mit Menschen in kritischen Angelegenheiten Kontakt haben. Denn es fällt ihnen vielfach schwer, sich so zu Verhalten, wie man es etwa von seinem Nachbarn erwarten würde. Nämlich ein Problem zunächst selbst anzusprechen, bevor er das Ordnungsamt oder die Polizei einschaltet. Doch in vielen Organisationen scheint der Anruf beim Abmahnanwalt bereits habitualisiert zu sein.
Ein Vorgehen, das in Anbetracht der zunehmenden Kritik an ihm, überdacht werden sollte. Im Fall der Stadt Augsburg bleibt immerhin positiv anzumerken, dass der Oberbürgermeister noch am selben Abend nach Bekanntwerden des Falls zurückruderte und die Rechnung fallen ließ. Doch alle öffentliche Kritik hätte sich die Stadt ganz einfach ersparen können. Dazu hätte es gereicht, wenn ein Mitarbeiter schlicht zum Hörer gegriffen hätte, um die Sache mit Fleischmann persönlich zu klären.
Internet Top 10: Im Rahmen der Webby Awards hat die International Academy of the Digital Arts and Sciences eine Liste der 10 einflussreichsten Internet-Momente des letzten Jahrzehnts zusammengestellt. Dort findet sich zum Beispiel die Gründung der Craigslist, die Einführung von Google AdWords oder die Proteste nach der Wahl im Iran.
Hootsuite: Das praktische Twitter-Redaktionstool unterstützt nun auch Facebook und das Business-Netzwerk LinkedIn. Damit können nun alle Services über eine Oberfläche gesteuert werden. Auch das zeitversetzte Veröffentlichen von Statusupdates funktioniert auf allen Plattformen.
Werbung: Wer hätte gedacht, das eine biedere Bibliothekarin auf Biodroge hinter dem Erfolg von Google steckt? Die gute Frau recherchiert jede Suchanfrage von Hand und findet nebenbei genug Zeit, um am eigenen Leibe das Wetter zu erkunden. Woher sie die Energie nimmt? Von ihrer täglichen Portion Weetabix. Den Kreativlingen hinter der Frühstücksmarke ist ein unterhaltsamer Werbegag gelungen – mit Potential, weiterempfohlen zu werden.
Datenklau: Was ist dran am Klimawandel? Angeblich ist es nicht ganz so dramatisch, wie neueste Studien es darstellen. Das zumindest wollen fleißige Hacker herausgefunden haben. In den ans Tageslicht gekommenen E-Mails der Klimaforscher ist von Tricks die Rede, um die Daten rund um die Erderwärmung besonders dramatisch aussehen zu lassen. Wie sich die Experten zwei Wochen vor der großen Klimakonferenz aus der androhenden Krise manövrieren, bleibt abzuwarten. Zumindest warnen andere Quellen schon wieder vor einem blitzartigen Klimawandel. Der Meinungskrieg wird somit immer entschiedener auch online ausgetragen, mit dem Ziel, den eigenen Adressen dienlich zu sein. Etwas mehr Transparenz kann der Klimadebatte nicht schaden.
Corporate Newsletter: Wie wichtig es ist, mit Newslettern und Promotion-E-Mails die Interessen und Bedürfnisse der Empfänger zu wecken, zeigt nochmal eine Studie des CMO Councils. Demnach haben sich neun von zehn Befragten schonmal aus einem Verteiler abgemeldet, knapp 50 Prozent davon, weil die Inhalte für sie bedeutungslos waren. Doch für die Absender dieser E-Mails ist nicht nur der kleiner werdende Empfängerkreis ein Problem. 22 Prozent der Teilnehmer entscheiden sich bewusst gegen den Einkauf bei Unternehmen, von denen sie die E-Mails als störend empfanden. Weitere 41 Prozent ziehen eine solche Konsequenz in Erwägung.
Arbeitswelt: Vom Industrie- zum Informationszeitalter. Für die zwei jüngsten Generationen ist der Umgang und die hohe Relevanz des Internets bereits selbstverständlich. Und es werden viele Generationen folgen. Dieser Wandel wird dazu führen, dass wir in den nächsten 10 Jahren nicht mehr die gleichen Jobs haben wie heute. Es ist sogar davon auszugehen, dass die in der nächsten Dekade wichtigsten Jobs im Moment noch nicht existieren. Im Interview mit Markus Albers geht Jochen Mai auf diese Entwicklungen ein.
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Thomas Euler
Wunderschöne Headline. Ja! Nachbarn sollten sie sein. Ob bessere oder schlechtere ist mir noch gar nicht mal so wichtig. Es alleine zu versuchen setzt imho schon einen gewissen Mindset voraus