Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Sollen Unternehmen das Twittern offiziell verbieten?

2 Minuten Lesedauer

Falls Sie während Ihrer Arbeitszeit nicht auf Twitter.com, Facebook, MySpace und so manchen weiteren Social Media Service zugreifen können, sind Sie zumindest in einem größeren Unternehmen nicht in der Minderheit. Viele Konzerne beschränken den Zugang zu Social Networking Sites. Das hat durchaus seinen Sinn und dient oftmals gar nicht einmal dem Zweck, die Mitarbeiter von unproduktiven Beschäftigungen fernzuhalten. Die IT sichert hierdurch oftmals das Unternehmen ab, um den Datenklau und Hackerattacken zu vermeiden.

1400 CIOs sind vor kurzem in einer telefonischen Umfrage von Robert Half Technology zu den Internet-Sperren in ihren Unternehmen befragt worden. Dabei kam heraus, dass 54 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern den Zugang auf Social Networks beschränken. Davon sind sogar Business-Netzwerke wie LinkedIn betroffen. Nur 20 Prozent der befragten Unternehmen erlauben dezidiert die Nutzung von Social Networks. Persönliche Twitterartikel werden in 16 Prozent der befragten Unternehmen erlaubt. Robert Halfs Analysten erklären sich die Ergebnisse ihrer Studie damit, dass die Firmen auf diese Weise ihre Mitarbeiter von Ablenkungen abhalten wollen. Ganz entscheidend bei den Sicherheitsvorkehrungen sei es, die Reputation einer Unternehmensmarke zu schützen.

Dabei wird jedoch völlig verkannt, dass sich Unternehmen viel besser über die Einsicht ihrer Mitarbeiter vor Reputationsschäden schützen können. Denn online gehen kann fast jeder spätestens nach der Arbeit. Besser geeignet für den Reputationsschutz sind Social Media Policies. Diese sind vergleichbar mit E-Mail-Policies oder einem Code of Conduct. Entscheidend hierbei ist, dass sie den Angestellten genauso wie dem Unternehmen eine gewisse Sicherheit im Umgang mit Social Media geben und zur Aufklärung beitragen. Schließlich kann dadurch jeder Mitarbeiter (idealerweise) im Intranet nachlesen, worauf er in Social Networks achten sollte. Es geht in der Regel nicht darum, die Arbeitnehmer von Social Media fernzuhalten. Das wäre völlig illusionär und vermutlich nicht einmal arbeitsrechtlich durchsetzbar. Aber es geht zumindest um eine klare Trennung von Arbeits- und Privatsphäre. 

Noch immer bedarf es sehr viel Aufklärung. Wann bin ich privat und wann beruflich im Internet unterwegs? Wie nehmen das Dritte wahr? Wie wirken sich meine vermeintlich privaten Aktivitäten auf mein Unternehmen aus? Es muss dem Einzelnen bewusst sein, dass er mit nur einem Tweet die Reputation seines Arbeitgebers beeinträchtigen kann. 140 Zeichen können völlig ausreichen, um dem Unternehmen eine Abmahnung oder eine andere rechtliche Ahndung einzuhandeln. Eine Social Media Policy schafft Klarheit und zeigt die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern in Social Media auf.

Obwohl die Sicherungsmaßnahmen aus IT-Sicht durchaus sinnvoll erscheinen, wundert es mich immer wieder, wenn ich in Workshops bei meinen Kunden feststelle, dass zwar Twitter.com gesperrt ist, aber manchmal der Zugang zu Twitzap oder Brizzly – Twittertools – durchaus möglich ist. Somit können in Social Media versierte Angestellte durchaus twittern. Ganz absehen von den Internet-Sperren auf PC-Ebene, haben nicht wenige Mitarbeiter ein G1, iPhone oder anderes Smartphone, mit dem sie ganz selbstverständlich ins Netz gehen und während der Arbeit facebooken oder twittern können.

Es stellt sich zudem die Frage, wie die Kommunikationsveranwortlichen bei diesen Beschränkungen noch zeitnah auf Social Media indizierte Krisen reagieren sollen. Wenn jemand bösartig über eine Marke twittert, sind die Issues Manager absolut auf die Ergebnisse ihrer Dienstleister (Social Media Monitoring Anbieter) angewiesen und müssen diesen quasi (digital) blind vertrauen; denn selbst sind sie aufgrund der technischen Sperren nicht in der Lage, auf Tweets zu reagieren. Aus diesem Grunde sollten Unternehmen zumindest einem auserwählten Kreis von Social Media Verantwortlichen den Zugang zu Social Media Services ermöglichen. Nur so können Sie wirklich einen gewissen Schutz der Online-Reputation gewährleisten und in Krisen zeitnah agieren.

>> Mashable: More Than Half of Employers Now Block Twitter, Facebook, MySpace
>> Social Media Policy Beispiele – Klaus Eck Posterous
>> The Strategyweb: Studie: Arbeitgeber wollen Arbeitnehmer nicht auf Facebook und Twitter sehen

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

14 Replies to “Sollen Unternehmen das Twittern offiziell verbieten?”

  1. Das ist auch für kleine Firmen ein ernstzunehmendes Problem. Wo hört das Vertrauen auf und wo fangen die Probleme (also zu lange private Onlinepräsenzen) an? Da muss die „Chefetage“ viel vertrauen haben und gleichzeitig auch viel kontrollieren…

  2. Der Umgang mit Socialen Netzwerken muss wirklich erst gelernt werden. Oftmals werden interna oder Geschäftsbeziehungen mal beiläufig erzählt („hatte gerade einen Termin in..“
    Allerdings ist dies nur die dunkle Seite….der Vorteil ist …bei richtigen Einsatz auch Informationen zu bekommen die im alltäglichen Arbeitsleben durchaus nützlich sein kann.

  3. Guter Beitrag. Danke! Aus meiner Sicht gibt es bei vielen Unternehmen bereits klare Regelungen bzgl. der (privaten) Nutzung der IT-Infrastruktur. Zudem gibt es wohl in jedem Arbeitsvertrag klare Hinweise bzgl. Vertraulichkeit.
    Dennoch sorgt die zunehmende Diffusion von Web 2.0 / Social Media-Tools (auch mobil) in die Lebenswirklichkeit und als „Schatten-IT“ in den beruflichen Alltag für Unsicherheiten. Insbesondere die Schnittstelle privat / beruflich scheint oft ungeklärt. Hier gilt es, aufzuklären und auch via verschriftete „Guidelines“ Hilfestellungen zu geben.
    Zudem ist es ja auf dem Weg zu Enterprise 2.0 unverzichtbar, die Kompetenz von Mitarbeitern/Führungskräften/Chefs im Umgang mit der Welt des Web 2.0 in der Breite weiter zu entwickeln und die meist privat erworbene Web 2.0-Kompetenz vieler Mitarbeiter positiv aufzugreifen. In bestimmten Unternehmensbereichen wie Marketing, PR, HR oder auch Forschung ist die Auseinandersetzung mit Web x.x sogar aus meiner sogar Pflicht und vielfach schon Alltag.
    Verbote und Sperren unterdrücken meiner Meinung nach kreative Potentiale und behindern Abteilungen bei der Lösung ihrer Aufgaben. Dennoch bleibt natürlich die Frage, wann werden Aktivitäten privat?
    Aus meiner Sicht sollten private und berufliche Aktivitäten klar getrennt sein. Das heißt einerseits, dass Mitarbeiter dies tun, aber auch, dass Arbeitgeber nicht die privaten Aktivitäten von Mitarbeitern für eigene Zwecke nutzen/einfordern.
    Ich glaube, dass Verbote bzw. Sperren nicht weiter helfen. Falls Mitarbeiter ihre Arbeitszeit (im Übermaß) für private Aktivitäten verwenden – was es ohnehin schon immer gab – sind letztlich die Kollegen und Führungskräfte gefordert, dies adäquat zu behandeln.
    Dem Thema Web 2.0 mit Mißtrauen gegenüber den Mitarbeitern zu begegnen wäre der falsche Ansatz. Schließlich werden Mitarbeitern viel wichtigere Aufgaben, Prozesse, Systeme und Informationen vertrauensvoll überantwortet.
    Natürlich gibt es auch Bereiche, in denen ich mir Sperren wünsche: Ein Flugkapitän, der nebenbei in „World-of-Warcraft“ unterwegs ist, oder ein fröhlich privat chattender Leitstandmanager im Kraftwerk wären auch mir zu viel.
    Stephan Fink

  4. „Aus meiner Sicht sollten private und berufliche Aktivitäten klar getrennt sein.“
    Wie wird denn bisher die reachability per mobile phone gehandhabt ??
    Da gibt es doch zunehmend auch keine klare Trennung mehr zwischen privat und beruflicher Sphäre 🙂

  5. Ich finde, dass man hier schon unterscheiden muss. Es gibt sicher zwei Absichten, einerseits eine möglich Rufschädigung zu vermeiden, aber in erster Linie doch sicher, dass die Arbeitszeit nicht unnötig blockiert wird. Bei Beamten ist das doch völlig nachvollziehbar.

  6. @“…haben nicht wenige Mitarbeiter ein G1, iPhone oder anderes Smartphone, mit dem sie ganz selbstverständlich ins Netz gehen und während der Arbeit facebooken oder twittern können.“
    Das ist in der Tat ein sehr spannender Gedanke – wie will man das verhindern? Hier gilt es in Bezug auf den Ruf eines Unternehmens (oder Unternehmers), einen gemeinsamen Nenner zu finden und das Bewusstsein für die negativen Folgen (gleichfalls aber auch die Chancen) von Social Media zu schärfen!
    Ein Angestellter kann ja durchaus im Interesse des Arbeitgebers auch während seiner Arbeitszeit auf Twitter und Co. unterwegs sein…
    Vor der externen Kommunikation kommt wohl hier zunächst die interne Kommunikation zwischen Unternehmen und Arbeitnehmer…
    😉

  7. Vielen Dank für den interessanten Beitrag!
    Sperren ist wie ich finde für Unternehmen immer ein gefährlicher Weg (auch aufgrund der beschriebenen Grauzonen), da sie somit auch einer kreativen und aktiven Nutzung des Potenzials der Mitarbeiter einen Riegel vorschieben. Stattdessen dürfte der hier schon mehrfach genannte Gedanke richtig sein, dass Unternehmen Ihren Mitarbieter konstruktive Hilfestellung leisten und Ihnen Tools, z.B. in Form von Guidelines, an die Hand geben. Was dann auf Twitter beredet wird, kann ein CCO dann ja live mitverfolgen – somit wäre bei negativen Äußerungen der schlimme Talk hinter’m Rücken (der ja ohne Twitter trotzdem stattfinden würde) zumindest nicht mehr ganz so geheim und es bestünde eine Möglichkeit für das Management dem entgegen zu wirken (hier gilt wahrscheinlich auch eher Reden als Verbieten/Verklagen).
    Brian Solis griff heute übrigens dasselbe Thema auf. Er zieht am Ende seiner Ausführungen einen, wie ich finde, richtigen und zusätzlichen Gedanken auf:
    „Perhaps the best advice is to not rely on common sense at all. You, and only you, are responsible for creating and defining your destiny. Instead of giving companies reasons why they should block important social networks and ultimately new opportunities, show them what they’re missing through your actions, research, and words.“
    Quelle: http://www.briansolis.com/2009/10/nsfw-when-social-networks-are-blocked-for-your-own-good/
    Im Social Media Umfeld muss nach wie vor viel Überzeugungsarbeit geleistet werden – da sind Mitarbeiter im Verhältnis zu Ihren Vorgesetzten nicht ausgenommen.

  8. Wer während der Arbeitszeit auf Social Media nicht verzichten will, schafft es auch. Irgendwie gelangt man dann ja doch auf die Seiten. Auch hier gibt es Pro- und Kontraargumente.

  9. Hallo,
    wenn die Mitarbeiter von Unternehmeen Fans (wie bei Facebook) des Unternehmes sind, also alle glücklich, zufrieden usw. dann muss man als Unternehmen doch gar keine Befürchtungen haben und deshalb auch keine Verbote aussprechen. Und wem die Arbeit Spass macht, der wird auch keine Arbeitszeit vergeuden.
    Könnte man doch auch mal so sehen. Oder?

  10. Privates und Berufliches zu trennen, klingt zunächst völlig überzeugend.
    Aber selbst ohne direkte Verlinkungen – die es in irgendeiner Form ja sehr häufig gibt – wird sich das in der Außenwahrnehmung nicht leicht trennen lassen.
    Ist jemand, der privat im Internet aktiv ist, über seinen Namen eindeutig einem Unternehmen zuzuordnen, kann das schnell zum Problem werden.
    Angenommen, jemand äußert sich als Privatperson im Netz. Gibt man den Namen bei Google oder yasni.de ein, bekommt man aber diese Person vor allem als Angehöriger eines bestimmten Unternehmens präsentiert.
    Oder:
    Denken wir doch nur mal an das aktuelle Beispiel der umstrittenen Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin, über die es so viel Aufregung gibt!
    Er hat das Interview, um das es geht, nicht in seiner Funktion für seinen aktuellen Arbeitgeber gegeben. Und das ist ja auch allen klar. Aber dennoch…
    Eine Trennung ist Illusion. Wirksame Verbote müssten sich auch auf das Privatleben im Netz beziehen und dürften nicht zu kurz greifen. Die Beschränkungen müssten sehr weitreichende Verbote umfassen.
    Sagen wir, jemand ist Radiomoderator bei einem Sender, auf dem Heavy Metal-Musik gespielt wird. Als Privatmensch hört er aber nur Volksmusik und Schlager und betreibt dazu ein privates Blog. Wenn die Hörer im Internet nach ihm suchen, stoßen sie auf sein privates Blog.
    Verbote sind nicht die Lösung – weil sie am Problem vorbeigehen.

  11. Sehr vernünftiger Artikel. Auf die Kommentare einiger Kommentare unter dem Stichwort „Vertrauen“ ist zu entgegen, dass es sich mit dem Verhältnis zwischen Vertrauen und Kontrolle auch im Hinblick auf die Reputation von Unternehmen viel komplexer verhält als manche Kommentare hier nahelegen: Wenn ein Unternehmen die Online-Aktivitäten seiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz zu kontrollieren versucht (z.B. Sperren, Filter, arbeitsrechtliche Konsequenzen bei nicht wünschenswertem Internetgebrauch oder zuviel online verbrachter Zeit) hat das mit Vertrauen nichts zu tun. Selbstverständlich ist der Pilot, der während seiner Arbeitszeit „World of Warcraft“ spielt statt sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, ein Horrorfall für sein Unternehmen, doch Vertrauen würde besagen, dass der Pilot aus freiem Willen und vernünftiger Einsicht auf das Spiele-Spielen verzichtet und diese Aktivität in die Freizeit verlagert. Ist diese freiwillige Einsicht vorhanden, muss ihn das Unternehmen gar nicht kontrollieren; ist das nicht der Fall, muss man die Fluggesellschaft ohnehin die Frage nach seiner Eignung stellen, unabhängig von Social Media. Vertrauen würde bedeuten: Das Unternehmen entwickelt positive Erwartungen im Hinblick auf das Social Media Engagement seiner Mitarbeiter, macht den „Leap of Faith“, den Sprung des Glaubens, antizipiert also die positiven Konsequenzen, wenn sich seine engagierten Mitarbeiter online für seine Reputation einsetzen und bemüht sich auch, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass möglichst viele Mitarbeiter das gern freiwillig (bis zu einem gewissen Grad auch während ihrer Frezeit) tun. Das ist etwas anderes als die hier und bei Mashable beschriebene Strategie eine Strategie der Begrenzung, der Abwehr, des Misstrauens und der Macht.

  12. Auch wenn Social Media Policies heute ein Muss sind, halte ich einige Regeln, wie das Verbot von privater Twitterei (sowohl Lesen als auch Schreiben), auf der Arbeit in vielen Fällen durchaus für angebracht. Nicht jeder Mitarbeiter Arbeitet im Bereich Marketing oder PR und soll (oder will) seine Firma permanent im Netz repräsentieren.

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