Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

Wikipedia kämpft um Glaubwürdigkeit

1 Minuten Lesedauer

Vertrauen Sie den Inhalten der Wikipedia? In meinem gestrigen Workshop antworteten die Teilnehmer mit einem eindeutigen "Nein!". Allerdings stand jeglicher Online-Content unter General-Verdacht und konnte im Vergleich zu Print nicht bestehen: "Im Web gibt es viel zu viele Fehler in den Texten." Derlei Reaktionen der Leserschaft der Wikipedia erklären ein wenig, warum die Wikipedianer seit dem 6. Mai 2008 etwas mehr Geduld benötigen. Ihre Beiträge werden nicht mehr sofort im Web sichtbar. Denn in der deutschen Wikipedia gibt es seit Montag eine Qualitätskontrolle. Dadurch erhalten die Wikipedia-Nutzer künftig in der Standardansicht nur noch sogenannte "gesichtete und geprüfte Versionen", die von erfahrenen Wikipedia-Autoren als frei von Verunstaltungen gekennzeichnet werden sollen. Auf diese Weise will die Wikimedia Deutschland e.V. einfachem Vandalismus in den Wikipedia-Artikeln vorbeugen. Zu einem späteren Zeitpunkt sind auch inhaltliche Prüfungen vorgesehen, mit denen
die Richtigkeit der in Wikipedia-Artikel enthaltenen Angaben durch Experten
bestätigt werden soll.

Der
Vorstand des Vereins Philipp Birken will bei der Wikipedia "weg von der schieren Masse an
Artikeln, hin zu mehr Qualität und Verlässlichkeit für unsere Leser". Trotz der Einführung einer redaktionellen Überprüfung ändert sich für die Wikipedianer grundsätzlich erst einmal nichts. Sie können weiterhin die Artikel des Online-Nachschlagewerks jederzeit bearbeiten.

"Die Einführung der gesichteten und geprüften Versionen ermöglicht es
uns, die Qualität der Wikipedia-Inhalte weiter zu steigern – unter
Beibehaltung der Transparenz und Offenheit des Projektes", ergänzt
Vorstandsmitglied Tim Bartel. Er hofft, "dass sich das Konzept in der
Praxis bewährt. Jetzt ist zunächst einmal die Community am Zug, die
neuen Funktionen auszuprobieren."

Meiner Ansicht handelt es sich bei der Einführung eines digitalen Prüfstempels in der deutschsprachigen Wikipedia vorerst nur um reine Kosmetik, die der Glaubwürdigkeit des Lexikons dienen soll. Das ist sicherlich eine ehrenwerte, gut gemeinte Maßnahme, aber was bringt sie wirklich? Niemand kann sich auf die Richtigkeit eines Wikipedia-Artikels verlassen, solange die Autoren nicht mit realem Namen bekannt sind und damit für ihre Inhalte Verantwortung übernehmen. Oder können Sie einer reinen IP-Adresse vertrauen? Jeder kann zwar ein Nutzerprofil bei der Wikipedia anlegen, wird dann aber bei geringer Aktivität schnell verdächtigt, es für eigene Zwecke zu missbrauchen. Es geht hierbei nun wirklich nicht darum, aus der Wikipedia einen "Ort zur Selbstdarstellung" zu machen. Dennoch wäre es für die Transparenz der Wikipedia besser, wenn mehr Autoren mit Klarnamen auftreten würden. Auf diese Weise erhält jeder Wikipedia-Leser einen besseren Eindruck von den Akteuren und kann sich selbst entscheiden, ob er einem Wikipedianer vertraut oder auch nicht.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Wikipedia gemacht? Kennen Sie Beispiele für Falschinformationen in der Enzyklopädie?

>> Spiegel: ONLINE-ENZYKLOPÄDIE. Wikipedia erprobt Artikel-Kontrollsystem
>> Wikimedia: Wikipedia: “Gesichtete Versionen” sollen Verlässlichkeit steigern
>> Wikimedia Blog
>> Zielpublikum Weblog: Gesichtete und geprüfte Versionen bei Wikipedia

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

7 Replies to “Wikipedia kämpft um Glaubwürdigkeit”

  1. Den Wikipedia-Inhalten traue ich auch nicht. Aber dass Webinhalte prinzipiell schlechter sein sollen als die der Printkollegen ist schlicht Unsinn.
    Oder wer möchte behaupten die Inhalte der BILD seien qualitativ hochwertig? Selbst seriöse Medien wie die Süddeutsche bauen manchmal haarsträubende Fehlinformationen ein.
    Im Unterschied zu den Webinhalten sind die gedruckten Fehlinformationen allerdings nie mehr korrigierbar.
    Letztendlich muss immer der Leser sein Hirn benutzen.
    Gerhard Zirkel

  2. In „E-Science: Web 2.0 für die Wissenschaft“ (c’t 10/2008, S. 82, nicht online) beschreibt Richard Sietmann sehr schön das Verfahren der peer-reviews für wissenschaftliche Veröffentlichungen (sehr lesenswert).
    In einem Seitenblick schaut er nach der Wikipedia. Er klassifiziert sie als Prototyp für ein Open-Peer-Review, Kontrolle durch User für User.
    Gerade aber die Qualität des Review hängt vom Beurteilenden ab, von seinem Wissen, seiner Expertise und auch von einer Reihe Soft-Skills. Nun ist die Basis der Wikipedia so gestaltet, daß es gerade nicht auf die Person des einzelnen Eintragenden ankommt. Kommt es nun auch nicht auf die qualifizierende Authorität Bewertenden an (Reviewer und ihr Background bleiben anonym), gibt es außer formaler Kontrolle keine echte Einordnungsmöglichkeit. Eine Qualitätsvermutung wird zur Lotterie.
    Das klassische Peer-Review der wissenschaftlichen Journale durch zwei Gutachter funktioniert – neben der Reputationsfrage – m.E.n. auch deshalb, weil es die begrenzte Ressource der Veröffentlichungskapazität dieses Weges gibt. Der Drang, zum Erscheinungszeitpunkt der verkaufbaren Auflage der Zeitschrift ein Surrogat zu bilden, zwingt zu Qualität. Beides fällt für Wikipedia flach.
    Die verbleibende Alternative für Bewertungen nach „Crowd-Wisdom/-Behaviour“ klingt spannend. Einerseits scheint sie mir den Wikipedia-Grundgedanken der Trennung von Wissen und Wissenden fortzusetzen, ließe Wikipedia also die Kongruenz. Andererseits glaube ich aber, sind die verfügbaren Ausprägungen eines solchen Verfahrens bei weitem nicht so ausgereift, daß Qualität als Resultat definierbar wäre.
    Das „WikiTrust“ (Wikipedia Trust Coloring-Verfahren: http://trust.cse.ucsc.edu/) von Thomas Adler / Luca de Alfaro (UC Canta Cruz) startet gut: Die Reputation von Autoren, deren Texte häufig verändert werden, wird abgestuft. Diese Abstufung erhöht automatisch den Fragwürdigkeits-Index ihrer Texte. Jedoch weist Sietmann darauf hin, das Autoren, die im Rahmen eines Edit-Wars häufiger ihre Texte wieder herstellen (müssen?), durch dieses Verhalten abgestuft werden (können).
    Kommt es also doch zwingend auf Reputation des Bewertenden an?

  3. Wikipedia Artikel nun mit erster Qualitätskontrolle

    Seit gestern dem 6.5. ist in der deutschen Wikipedia die Funktion der gesichteten und geprüften Beiträge aktiviert, um die Verlässlichkeit zu erhöhen.
    Gefunden beim hochinteressanten wikipedistik-Blog, dass regelmässig über wikipedia und media…

  4. Ob wikipedia glaubwürdig ist? »Communities betreiben Webseiten«, das ist eine vieler fehlerhafter Definitionen auf wikipedia: http://sprachstolpereien.wordpress.com/2008/04/23/wusten-sie-dass-%c2%bbcommunitys-webseiten-betreiben%c2%ab/
    Das Problem ist vielmehr, dass wikipedia NUR populär ist. So sehr, dass aus der Popularität Qualität abgeleitet wird. Eine berechtigte Frage wäre allerdings, ob und wo sich wikipedia vom web differenziert: Ist das www per se glaubwürdig? Ich jedenfalls bin gleichfalls auf Brockhaus-online und das gedruckte wikipedia-Lexikon gespannt. Und denke, dass es für beides einen Markt gibt.

  5. Sie sprechen hier ein sehr wichtiges Thema an; was mir selber sehr lange schon auf den Nägeln brennt. Wikipedia hatt so einigen Bereichen, besonders wenn es um sehr komplexe Themen geht, nicht nur kleine Fehler, sondern horrende Fehler.
    Zum Beispiel wenn es um das Thema
    http://legasthenieistkeineschande.wordpress.com/2007/11/24/wikipedia-ordnet-die-legasthenie-als-psychische-storung-ein/ Legasthenie geht: bei Wikipedia die dem wird man die Legasthenie als eine psychische Störung sowie Krankheit, und beruht sich nur auf die ICD 10 Bestimmungen der Europäischenunion, wo man die Legasthenie bei dem psychischen Störungen, und Krankheiten anordnet.
    Dies ist aber falsch! Die direkte genbedingte Legasthenie ist keine Störung, Krankheit, oder auch Behinderung, der Wikipedia- Beitrag ist einseitig recherchiert, und bringt es nicht wirklich auf dem Punkt. Dies sage ich selber als Betroffener und als Experte in diesem Bereich. Viele andere Fachkollegen haben sich schon über diesen Beitrag aufgeregt – bei dieser Beitrag in Wikipedia nicht förderlich für den betroffenen Personenkreis ist, sondern eher ausgrenzend wirkt. Selber habe mehrfach versucht diesen Beitrag schon zu ändern, meine Beiträge wurden aber immer wieder gelöscht. Es ist natürlich sehr bedauerlich und schade das Wikipedia, so unsachlich mit solchen wichtigen Themen umgeht. Besonders wenn es darum geht, die Öffentlichkeit über eine komplexe Thematik aufzuklären.
    Ich kann nur hoffen dass man künftig die Definition über die Legasthenie in Wikipedia, korrigiert.

  6. Na ja, die Wikipedia scheint sich bei der Legasthenie ja einfach nach internationalen Institutionen zu richten und nicht nach einzelnen, wenn auch fachlich wohl kompetenten, Partikularmeinungen.
    Auch der Duden bezeichnet die Legasthenie als Entwicklungsstörung, im aktuellen Wikipedia-Beitrag suche ich das Wort „Krankheit“ vergebens. Hier den schwarzen Peter der Wikipedia zuzuschieben dünkt mich doch arg vermessen.
    Ich denke das grundlegende Misstrauen gegenüber der Wikipedia ist auch (wenn auch nicht nur) in der Angst vor dem Unbekannten begründet. Traditionelle Nachschlagewerke, wenn auch weniger umfangreich als die Wikipedia und weniger Reviews ausgesetzt, sind anerkannt als Wissens-Autorität, und das Potential von Verunstaltungen und unwissenden Mit-Editoren hält dann als pauschale Verurteilungsbegründung gegen sämtliches in der Wikipedia angehäuftes Wissen hin.
    Hinzu kommt die Tatsache, dass oftmals fiktive Welten (z.B. Star Wars) mehr Beachtung finden als real existierende, und schon ist das traditionelle Verständnis einer Enzyklopädie als „alles was älter als 20 Jahre und immer noch wichtig ist“ gestört, was weitere Abwehrreaktionen hervorruft. Das Weltbild wird auf den Kopf gestellt, Dinge an die man sich halten konnte sollen plötzlich nicht mehr gelten, da verurteilt man neue Wissensvermittlungsformen lieber statt sie zu akzeptieren.
    Als Informatiker, der mit meinen knapp 30 Jährchen völlig mit dem Computer als Wissensmedium aufgewachsen bin und trotzdem das Internet von den ersten Anfängen her miterleben konnte, kann ich das nicht nachvollziehen. Klar muss man den Inhalten der Wikipedia mit einer gewissen Skepsis gegenübertreten, aber genau das Selbe gilt für traditionelle Nachschlagewerke.
    Und wenn man Blätter wie die hiesige, rechtsbürgerliche Weltwoche (Schweiz) anschaut, in der mehr populistisch propagandiert als sachlich informiert wird, sind die traditionellen Medien (um die Parallele zum „Rest des Internets“ zu ziehen) ja auch alles andere als frei von Proleten.

  7. Die Sichtweisen in Wikipedia, sowie auch im Duden über die Legasthenie,
    sind nicht richtig. Man die Forschung der Legasthenie kennen,
    um dies überhaupt zu wissen und zu verstehen.
    Denn es gibt dar horrende Unterschiede die eben in Wikipedia und im Duden,
    jeder nicht differenziert werden.
    Die wirkliche Legasthenie ist genbedingte, und hatte nichts mit einer Entwicklungsstörung
    des Hirns zu tun, wie auch die Dyskalkulie. Die genbedingten Veranlagungen
    haben, mit der sehr unterschiedlichen und die individuellen Seh,- Hör,- und
    Sprachverarbeitung, genau aus diesem Grunde können diese Menschen
    weil die Veranlagung anders ist genau diese Bereiche anders verarbeiten,
    darum kommen die Leser und und Rechtschreibfehler sowie Zahlendreher
    und einiges mehr zu Stande. Dies kann man aber laut neuester Forschung
    sehr gut in den Griff bekommen, mitentsprechenden individuellen Training.
    Eine LRS (Lese-und Rechschreibeschwäche), und Rechenschwäche,
    kann aber mit einer frühkindlichen Entwicklungsstörungen des Hirns zu tun haben.
    Dies muss aber nicht sein, es können auch andere Faktoren eine Rolle spielen.
    Genau diese Unterschiede werden leider, in Wikipedia und im Duden,
    leider nicht auseinander gehalten. Dieses ganze Thema ist natürlich
    viel komplexer.

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