In einer Interview-Serie betrachte ich in den kommenden Wochen einige Protagonisten der digitalen Welt näher und schaue mir dabei gezielt ihre jeweilige Online-Reputation und deren Online-Aktivitäten an. Hierbei freue ich mich über weitere Gesprächspartner und Anregungen. Wer Interesse an einem entsprechenden Interview oder Ideen dazu hat, kann sich gerne bei mir melden.
Als erstes habe ich Uwe Knaus, Daimler, einige Fragen zu seinem persönlichen digitalen Erscheinungsbild gestellt:
1. Im Internet habe ich bei Google insgesamt 56.900 Beiträge zu Uwe Knaus gefunden? Wie erklären Sie sich das?
Natürlich hat es mit meiner Tätigkeit zu tun und damit, dass das Daimler-Blog das erste Mitarbeiter-Blog eines DAX30-Unternehmens ist, was natürlich Aufmerksamkeit erregt. Im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Daimler-Blog fällt dann auch meist mein Name. Dabei haben wir ja viele Autoren, die dem Blog ein Gesicht geben.
Die Google-Zahl ist auf den ersten Blick sehr hoch, zumal ich vor dem Start des Blogs im Oktober 2007 im Netz quasi unauffindbar war. Die Anzahl der Suchergebisse verringert sich jedoch auf 1.860, wenn ich mittels Anführungszeichen exakt nach „Uwe Knaus“ suche. In Relation dazu liefert mir Google bei „Klaus Eck“ – ebenfalls in Anführungszeichen geschrieben – beachtliche 34.400 Treffer.
2. Unter den ersten Treffern heißt es, dass Sie "Oberblogger", "Blog-Macher" und "Leiter Corporate Blog" in der Abteilung Web Communications bei der Daimler AG sind und dass Sie mit Ihrem Daimler-Blog die Attraktivität und die Reputation Ihres Unternehmens verbessern wollen. Wie wirkt sich das für Sie aus, wenn jemand Sie kontaktiert? Wissen andere schon alles über Sie?
Das sind alles Titel, die mir von anderen verliehen wurden. Ich selbst sehe mich mehr in einer Rolle hinter den Kulissen: als Organisator oder als eine Art Hausmeister, der darüber wacht, dass da, wo Blog draufsteht, auch Blog drin ist. Die Süddeutsche Zeitung hat mich auch mal als „Vater“ bezeichnet. „Pate“ wäre hier passender, denn das Entstehen eines Corporate Blogs ist immer die Leistung eines Teams und nicht die eines Einzelnen. Der Pate ist ein Mit-Vater oder auch „Gevatter“, der dem Sprössling zur Seite gestellt wird und ihn auf seinem Weg begleitet. So sehe ich meine Aufgabe.
Wenn ich heute kontaktiert werde, weiß die Person auch nicht viel mehr von mir als vor meiner jetzigen Tätigkeit: Ich bin zuständig für das Daimler-Blog und war von Anfang an dabei. Über den „Blog-Macher“ Uwe Knaus hinaus spuckt Google kaum Informationen aus.
3. Was ist Ihr persönliches Reputationsziel? Wie wollen Sie als Person online wahrgenommen werden?
Was meinen Job angeht, möchte ich sauber und präzise wahrgenommen werden. Als Privatmensch möchte ich möglichst nicht online in Erscheinung treten. Beides funktioniert bisher ganz gut. Immer im Hinterkopf: Das Netz vergisst nichts.
4. Welche Reputationsziele haben Sie konkret mit Ihrem Daimler-Blog?
Unser Unternehmens-Blog wird in erster Linie betrieben, weil wir die Daimler AG ein Stück transparenter machen wollen. Das funktioniert bisher nachgewiesenermaßen ganz gut. Ein Grund dafür dürfte in der Authentizität liegen, die bei Blogs eine tragende Säule der Glaubwürdigkeit darstellt. Die Offenheit, mit der unsere Mitarbeiter hier bloggen dürfen, fällt positiv auf das Unternehmen zurück.
5. Sind Sie in Blogs oder an anderer Stelle online schon einmal persönlich angegriffen worden? Was raten Sie anderen in solchen Situationen und wie sind Sie damit gegebenenfalls umgegangen?
Ich hatte das Glück, bisher noch nicht öffentlich angegriffen worden zu sein. Zudem bin ich der Meinung, dass persönliche Dispute nicht unter den Augen anderer ausgetragen werden sollen. Man kann immer anderer Meinung sein, kann Kritik äußern. Sie sollte jedoch nicht ins Persönliche gehen, sondern immer konstruktiv sein. Da ich noch nie in einer solchen Situation war, habe ich auch keinen konkreten Rat parat. Das Vorgehen hängt sicherlich immer vom Einzelfall ab. Generell würde ich immer ein persönliches Gespräch vorziehen, bevor man in Kommentaren oder Posts aufeinander losgeht.
6. Wie schützen Sie eigentlich angesichts der neuen Online-Transparenz noch Ihre Privatsphäre?
Indem ich keine privaten Informationen ins Netz stelle. Eine kleine Ausnahme ist mein Profil auf XING: Hier sind zwei, drei private Infos, bei denen ich jedoch selbst entscheiden kann, wer sie sehen darf.
Uwe Knaus Online-Welt:
>> Daimler Blog: Einblicke in einen Konzern » Uwe Knaus (Moderator)
>> Uwe Knaus | brainGuide – DAS EXPERTENPORTAL – Deutschland
>> Uwe Knaus auf Twitter
Klaus Eck
Der Begriff Online Reputation Management suggeriert, die Reputation einer Person oder eines Unternehmens könne dauerhaft und aktiv gesteuert werden, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Dabei lautet das Credo der Kommunikation 2.0
„You can’t control the conversation anymore“.
Wie also definieren die Hauptpersonen (Protagonisten) der online Welt Aufgabe und Ziel des Reputations Managements in ihrem Unternehmen? Wieweit kann man im Netz tatsächlich Einfluß nehmen und gezielt managen?
Es gibt sehr gute Möglichkeiten, die eigene Reputation online zu pflegen und sie zu managen. Dazu muss man als Onliner aber auch selbst aktiv werden. Viele Menschen und Unternehmen haben gewisse Vorstellungen, wie sie online und offline wahrgenommen werden wollen. Nicht immer entspricht das digitale Abbild den eigenen Vorstellungen. Wer sich nicht selbst aktiv um das gezielte Online-Reputation-Management kümmert, überlässt vieles eher dem Zufall. Deshalb geht es immer erst darum, Ziele zu definieren. Ob das in jedem Falle eingelöst werden kann, hängt von der konkreten Fragestellung, der Personenmarke und dem Umfeld ab. Ich bin aber zuversichtlich, dass hierbei sehr viel möglich ist. Wer nichts tut, verliert unnmittelbar die Kontrolle über seinen digitalen Ruf und ist Spielball der vorhandenen Online-Kräfte.
Einer der ältesten PR Grundsätze überhaupt: Wer nicht aktiv und mit klaren Zielsetzungen kommuniziert wird leicht zum Spielball der Öffentlichkeit. Soweit so gut. Spannend wird die Diskussion doch bei der Frage wie man die Reputation des Unternehmens 2.0 ganz konkret bewerten und steuern kann gerade bei schwierigen Themen. Welche Rolle kann die zentrale Unternehmenskommunikation künftig im Dialog zwischen bloggenden „Evangelisten“ (z.B. Microsoft)und der Öffentlichkeit spielen? Was bewertet die jeweilige online Öffentlichkeit als authentische Kommunikation? Und wie muss sich die Unternehmenskultur verändern, damit authentische Kommunikation möglich wird (In vielen Unternehmen wird die Kommunikation immer noch gerne „zentral freigegeben“). Mich hätte deshalb gerade bei Daimler interessiert, wie der Blog intern bewertet wird. Noch im Oktober hat Marc Lampe Director IT bei Daimler den „Blog mehr als Experiment denn als feste Säule der Kommunikationsstrategie“ definiert. Bin gespannt auf die nächsten Interviews und hoffe konkretere Fragen und Beispiele.