Angesichts der deutschen Diskussionen um Blogger & Journalisten, wirkt das Ergebnis einer US-Analyse bezeichnend. Während sich hierzulande Blogger und Journalisten über das bessere Schreiben und die Meinungshoheit zu streiten scheinen, wird in den USA ein Blick auf den medialen Einfluß von Blogs geworfen. Laut Brodeu und MarketWire erhalten 75 Prozent der US-Journalisten ihre Ideen via Blogs. Viele sehen in Blogs eine gute Quelle der Inspiration, halten sich aber selbst mit Kommentaren zurück. Immerhin 70 Prozent nutzen Blogs regelmäßig als Lektüre. Fast jeder Dritte (30 Prozent) der Journalisten gab an, selbst ein Blog zu betreiben. 21 Prozent verbringen sogar mehr als eine Stunde am Tag mit dem Blog-Lesen.Grundlage der Studie (PDF) waren insgesamt 177 Reporter und Redakteure.
Das zeigt zumindest für die Vereinigten Staaten, dass die PR längst nicht mehr Blogs ignorieren darf und sollte. Schließlich vergibt sie ansonsten dadurch eine große Chance darauf, ihre Inhalte auf die öffentliche Agenda zu setzen. Je präsenter Blogs in der Meinungsbildung sind, desto ernster sollten PR Professionals Blogger nehmen und sich geeigne Konzepte überlegen, mit denen sie Blogger direkt in ihre Arbeit einbeziehen können, ohne diese zu vergrätzen.
>> MarketingPilgrim: 75% of Journalists Get Story Ideas from Blogs
>> PR Blogger: Das Zusammenspiel von Blogs und Journalismus
Klaus Eck
Gehen wir einmal davon aus, dass das hier im Lande auch so ist. Nur keiner gibt es zu
BLOGGER
Dazu fällt mir ein Zitat von Ghandi ein:
Erst ignorieren sie Dich.
Dann lachen sie über Dich.
Dann bekämpfen sie Dich.
Dann gewinnst Du.
Die deutschen Blogs gehen meiner Meinung nach gerade von der Auslachphase in die Bekämpfungsphase über.
Gerhard Zirkel
Ich denke, was sich bereits geändert hat, ist, daß Blogs nicht mehr generell geächtet werden, sondern über Ihre Qualität diskutiert wird. Die Bekämpfungsphase geht also in die letzte Runde. Bis Ende 2008 sollte sich auch das erledigt haben. Wenn also dieser unsägliche Vergleich zum Journalismus aufhört. Spiel, Satz, Sieg 😉
Ach, das Ghandi-Zitat, hatte ich fast vergessen. Vielen Dank Herr Zirkel. Gibt es in Deutschland eigentlich wirklich gute politische Blogs, abgesehen von netzpolitik.org, das ja eher auf Info-Themen konzentriert ist?!
Genau von dieser Annahme bin ich in meiner Magisterarbeit (über http://www.politikblogs.wordpress.com verfügbar) über den Einfluss politischer Blogs auch ausgegangen: dass Informationen aus Blogs insbesondere deshalb auf eine breite Öffentlichkeit einwirken, weil sie von Journalistinnen und Journalisten genutzt werden.
Für meine Arbeit habe ich dafür auch auf die Mediastudie 2007 – http://www.newsaktuell.de/de/mediastudie/012007/mediastudie.htx – zurückgegriffen, die journalistische Blog-Nutzung auch in Deutschland bestätigt.
ach, ich kenn da so ein eBusiness-magazin, in dessen newsletter lese ich täglich die news aus den blogs vom vortag. manchmal 1:1 kopiert.
Ich glaube schon, dass sich immer mehr Journalisten von Blogs inspirieren lassen. Nicht vernachlässigen sollte man aber die Tatsache, dass die Quantität und Qualität der deutschsprachigen Blogs (noch) nicht an die aus den USA heran reicht. Wir veröffentlichen zum Beispiel Nachrichten zu Verbraucherthemen. Hierzulande gibt es in diesem Bereich leider relativ wenige Blogs. Und weil die Themen da meist Deutschland-spezifisch sind, helfen die englischsprachigen Blogs auch nicht weiter.
Kann das daran liegen, dass hier die Journalisten nicht ignoranter, sondern in Amerika die Blogs besser sind? Amerikanische Tech-Blogs sind für Nachrichtenmedien weit relevanter als die deutschen Blogs!
Bloggs sind nur noch eine Quelle mehr für den stetig anschwellenden Fluss von Informationen in die Bedeutungslosigkeit.
das ist ein echtes Thema: Inspiration aus Blogs meine ich. Journalisten sind immer auf der Suche nach Infos die noch nicht ausgelutscht sind. zB. in den Bereichen Tourismus, Mode, Consumer Goods, etc. und hier wird extrem stark via Blogs recherchiert weil das Medium wie kein anderes für Infos off the beaten track, für eben nicht bzw. noch nicht ausgelutschte Infos steht. Unternehmen die dies rechtzeitig erkennen haben einen entscheidenden Vorteil.
Natürlich lassen sich Journalisten von Blogs inspirieren, wovon auch sonst? Tagesaktuelles und Relevantes findet man im Internet eben auf professionellen Online-Ausgaben von Printmedien oder auf Blogs. Warum sollte man einem Journalisten verbieten, daran mitzuarbeiten, dass Information diejenigen erreicht, die etwas damit anfangen können?
Der Punkt, an dem hier die PR ins Spiel kommen sollte, liegt aber meiner Meinung nicht in direkter Konsequenz am Wegesrand – Blogs sind nun einmal private, teils persönliche Seiten, die ein (relativ) aufgeklärtes Publikum bedienen, das dem Thema PR, Konsum und Produkt reflektiert gegenübersteht und sich von plumper Reklame sicherlich in weit größerem Maße abgestoßen fühlt als ein Zeitungsleser, dessen abonnierte Zeitung schon auch mal ein Produkt bewirbt das ihm nicht zusagt – deswegen kündigt er nicht das Abo. Die wenigsten Blogs haben unvergraulbare Stammleser, dafür ist die Informationsredundanz ja auch viel zu hoch.
Geeignete Konzepte überlegen, um private Meinungsbildung (und auch -mache) mit Produkten zu verschränken, das ist ein hartes Brot, da muss schon ein kleiner Steve Jobs her, der die wundergläubige Blogosphäre kollektiv auf die richtige Konsumspur bringt.