Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

22. Nachgebloggt: Warum der Weinexperte Mario Scheuermann auf Blogs setzt

4 Minuten Lesedauer

Marioscheuermann1
Der Drink Tank-Blog hat sich beim Genussblog Award 2007 gegen andere populäre und etablierte Kochblogs durchsetzen können und die Wahl zum Pop Blog 2007 gewonnen. Das verwundert mich weniger, weil der Blogger, Journalist und Weinexperte Mario Scheuermann sich sehr gut in der digitalen Selbstvermarktung auskennt. Er publiziert in führenden Fachzeitschriften und Publikumsmagazinen und ist Autor zahlreicher Bücher. Für sein Buch "Die großen Weine des Jahrhunderts" erhielt er die Goldmedaille der Gastronomischen Akademie. Vom Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) wurde er mit der Trophy "Herkunft Deutschland" ausgezeichnet. Aktuell ist sein Werk "Wein und Zeit" erschienen. Hierbei hat Mario Scheuermann verstärkt auf Blogpromotion gesetzt. Aus diesem Grunde habe ich folgendes Interview mit ihm geführt.

>> Sie sind als Journalist und Buchautor bereits seit einigen Jahren der Öffentlichkeit bekannt. Warum haben Sie dennoch vor einigen Jahren Ihr Blog drink tank eröffnet?

Dazu wurde ich durch Gero von Randow und sein Weblog megawatt angeregt. Für mich persönlich habe ich immer Tagebücher bzw. Arbeitsjournale geführt vor allem über Reisen. Teilweise wurden die auch auf meinen regulären Website (best-of-wine.com, degustation.de etc.) veröffentlicht vor allem die Tagebücher meiner Bordeaux-Reisen waren damals bei den Lesern sehr beliebt. Ich war gerade dabei ein eigenes Tagebuch-Tool zu entwickeln, als mich Gero auf die Möglichkeiten des Bloggens hinwies. 

>> Mit Ihrem Blog verfolgen Sie einen klaren Businessfokus. Was sind Ihre Themen und wer sind Ihre Leser?

Es gibt mehrere Intentionen. Die eine ist ein journalistisches Arbeitsjournal öffentlich zugänglich zu machen, das den Lesern die Möglichkeit gibt bei Recherchen, Reflektionen, Ideenfindungen mitlesen zu können. Dann gibt es so etwas wie Blog-Kampagnen, bei denen ich ein bestimmtes Thema kritisch von Beginn an chrononologisch verfolge ind investigativ recherchiere. Dies aber von anfang an publik mache wie  z.B. den spektakulären Rungis-Konkurs vor zwei Jahren oder jetzt kürzlich diesen obskuren Weinfonds aus Berlin. Dies betrifft in erster Linie den Drink tank. Daneben versuche ich mit dem Planet Bordeaux ein Weblog als Marke zu etablieren, das sich über Werbung selbst finanziert und Gewinn abwirft. Das funktioniert letztlich wie ein Special Interest Magazin und  zwar mit Erfolg.

>> Vor kurzem ist Ihr Buch "Wein und Zeit“" erschienen. Sie haben dabei gezielt auf die Ansprache von Bloggern gesetzt? Was haben Sie genau unternommen und welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Art von Buchpromotion gesammelt?

Ich habe Bloggern aus dem Bereichen Essen & Trinken,  Lifestyle, Literatur und Philosophie angeboten, dass sie vom Verlag genauso behandelt werden wie die Feuilletons der Printmedien und ein Rezensionsexemplar erhalten können. Mein Bitte war nur, dass sie darüber schreiben sollten – egal wie. Kritisch, zustimmend, begeistert, lustig je nach gusto.

Dies führte dazu dass wir innerhalb von zwei, drei Wochen Dutzende von Kommentaren von Bloggern und anderen Online-Redaktionen bekamen, die allesamt bei Google sehr gute Rankings haben. Das führte auch dazu, dass mehrere Top-Rezensenten von Amazon sich dem angeschlossen haben. Mit dieser Aktion habe ich im Bereich Literatur etwas nachvollziehen, was im vergangenen Jahr die südafrikanische Weinkellerei Stormhoek sehr erfolgreich praktiziert hat. Die haben auf eine ähnliche Art einen Wein über Weblogs lanciert und dies mit einem (in der aglo-amerikanischen Szene) aufsehenerregenden Erfolg.

Vier Wochen nach Beginn der Kampagne erhält man bei Google 142 Treffer,
wenn man nach dem Autor eingeschränkt auf den Titel meines Buches und
den Verlag sucht.  Sucht man nur nach dem Autor und dem  Titel erhält
man bereits auf den ersten fünf Treffer-Seiten neben Amazon, Wikipedia,
Perlentaucher, dem Verlag und den diversen Pages des Autors 15 Treffer
mit qualifizierten Kritiken aus 15 Weblogs wie riesling-blog,
literaturwelt.de, wohl-bekomms, nikos weinwelten, schreiberswein etc.
dazu Online-Publikationen wie read-me, Die Wein und Berliner
Literaturkritik. Dieses publizistische Echo wäre wohl auf keinem
anderen Weg zu erreichen..

>> Glauben Sie, dass andere Autoren ebenfalls von einem Weblog profitieren können? Welchen Ratschlag geben Sie anderen Autoren?

Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr solche Autorenblogs gäbe. Jeder Autor macht täglich das was ich „Fingerübungen“ nenne und warum die nicht via Weblog ins Internet stellen. Schriftsteller wie Ernst Jünger oder Karl Kraus währen heute sicher begeisterte Blogger genauso wie alle berühmten Kaffeehaus-Poeten. Sicher werden wir in Zukunft öfter solche Buch-Rallyes in der Blogger-Szene erleben. Voraussetzung scheint mir zu sein, dass es vom Autor ausgeht und nicht vom Verlag. Dazu braucht der Autor selbst aber ein einigermassen gut vernetztes eigenes Weblog.

>> Welche Fallstricke gibt es? Wie gehen Sie mit der Kritik in Kommentaren oder anderen Blogs um?

Wenn Kritik kommt ist das doch kein Fallstrick, zumindest solange sie irgendwie berechtigt und konstruktiv ist. Im Fall von Wein und Zeit waren das vor allem vier Punkte, der eine mehr philosophischer Natur, eine hat mehr mit meiner Biographie zu tun und bei den anderen ging es um eine historische Sichtweise. Das hat dann zu durchaus fruchtbaren Diskussion mit den Kritikern  geführt, die auch mir etwas gebracht haben.

>> Wie erklären Sie es sich, dass es im deutschsprachigen Raum eigentlich so wenige Buchautoren gibt, die Blogs zur Buchpromotion nutzen? Oder sind viele Buchblogger einfach nur unbekannt?

Ich glaube das hat etwas mit dem gängigen Literaturbetrieb zu tun. Die Meinungsmacher und Päpste der Literaturszene sehen es nicht gern, wenn Autoren andere und neue Wege gehen etwas am Literaturbetrieb vorbei zu promoten. Da läuft man schnell Gefahr von den einschlägigen Seilschaften als populistisch verdächtigt und denunziert zu werden.  Prominentestes Beispiel für diese Kungelei des Literaturbetriebs war der kürzlich verstorbene Walter Kempowski. Besprechungen und damit Autoren-Karrieren folgen dem immer gleichen Schema. Ein paar Leitwölfe geben vor, was Sache ist und dann rennen alle anderen hinterher.  Das sind alles ziemlich festgefahrene und zementierte Schienen.

>> Welche Aufgaben sollten die Verlage übernehmen?

Eigentlich sollten die nur gute Bücher machen. Diese sorgfältig lektorieren und handwerklich ansprechend umsetzen, so dass sie einen bleibenden Wert haben. Mehr können die meisten Verlage ja heute kaum machen; denn der Markt wird im Sachbuchbereich so und so von einigen wenigen Platzhirschen mit allen nur erdenklichen lauteren und unlauteren Mitteln und mit Wegwerfliteratur dominiert. Da werden einfach die Regale so zugemüllt, dass für die anderen kein Platz mehr bleibt. Und in der In der Belletristik habe ich den Eindruck, dass da seit langem ein bestimmtes Netzwerk vorgibt, was grosse Literatur ist und was nicht.  Deshalb bleibt leider so manch wichtige Stimmen ungehört.  Nehmen sie den Autor Paul Schuster aus Siebenbürgen. Sein Hauptwerk Fünf Liter Zuika kann nur in einem Miniverlag (Rimbaud) scheibchenweise erscheinen. Oder der Ungar Béla Hamvas. Sein grosser Roma Karnéval ist bis  heute nicht vollständig übersetzt, geschweige denn gedruckt. Dabei ist das einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts. Was ihm fehlt ist  die political correctness, die richtige geistige Ausrichtung.. Deshalb traut sich da ausser ein paar Internetfreaks niemand ran.

>> Welche Genußblogs gefallen Ihnen am besten?

Lassen wir mal die Weinblogs aussen vor. Die lese ich täglich komplett schon aus beruflichem Interesse. Wenn ich da einen herausheben wollte,  ist es Lars breidenbach mit seinem schreiberswein. Der ist zwar noch nicht lange aktiv, aber  wirklich grosse Klasse. Sonst lese ich neben allen professionellen Fachblogs gerne den frittenblog (leider schreibt Biggi nicht soviel), den Speisekartenblog, chili und ciabatta, myexperience4you, malathounis, seit kurzem auch gerne  winnegirl und natürlich slice. Dieser Pizzablog  aus New York ist ein absolutes MUSS.

>> PR Blogger: 21. Nachgebloggt: SAP: Community Evangelist Craig Cmehil
>> PR Blogger: 20. Nachgebloggt: Arthur D. Little: Die Chancen des Web 2.0
>> PR Blogger: 19. Nachgebloggt: Sten Franke zu Blog-Monitoring

Klaus Eck

Klaus Eck Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland. Er ist Social-Media-Pionier, Buchautor und Content-Marketing-Profi. Zu seinen Hauptaufgaben gehört die strategische Begleitung von Corporate-Influencer-Programmen. Seit Februar 2020 moderiert er regelmäßig das Corporate Influencer Breakfast und hat mehr als 80 Talks mit Gästen initiiert, in denen diese über ihre Erfahrungen mit Personal Branding, Corporate Influencern und CEO-Kommunikation berichten. Follow on LinkedIn

20 Jahre PR-Blogger

Klaus Eck
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Tools für den Arbeitsalltag

Klaus Eck
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4 Replies to “22. Nachgebloggt: Warum der Weinexperte Mario Scheuermann auf Blogs…”

  1. Wie die Zeit vergeht: Wein und Zeit

    Klaus Eck verffentlicht ein Interview mit Mario Scheuermanns ber dessen Buch Wein und Zeit – Von der Kultur des Geniessens vom Hampp-Verlag aus Stuttgart, das Bloggen, Autoren, Fallstricke, Verlage und Genublogs: 22…

  2. Nicht nur Award-Gewinner: Mario Scheuermann

    Wie kürzlich berichtet, wurde das Weinblog drink tank von Mario Scheuermann zum Pop Blog 2007 gewählt. Wohl nicht ganz von ungefähr: der Autor ist seit Jahren im web zu Hause, schreibt zwei beachtete Blogs (drink tank und planet bordea…

  3. Lieber Mario,
    es hat ein bisschen gedauert, bis ich dein „Flehen“ 🙂 erhört habe – aber nun soll es geschehen – das Frittenblog ist wieder da und wird ab sofort ne ganze Menge Lesestoff bieten. Versprochen!

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