Seit vergangener Woche hat auch Delta Airlines ein eigenes Corporate Blog eingerichtet und will sich auch mit dessen Hilfe neu positionieren. Drei Jahre nach den ersten negativen Erfahrungen mit der internationalen Bloggerwelt heißt es nun auf dem Blog offensiv:
"The Delta blog will take you under the wing and behind the scenes sharing stories on ideas, changes, our people, and their working lives. … You’ll also be hearing from Delta employees on some of the fun, quirky, and entertaining subtleties that make the spirit of this company and its people so unique."
Ich bin gespannt, wie sich das Airlines-Blog entwickelt.Vor einigen Jahren sahen die Delta Airlines-Manager die Bloggerwelt sicherlich noch mit völlig anderen Augen und verhielten sich aus Kommunikationssicht eher ungeschickt. Im Winter 2004 kam das Flugunternehmen durch die Entlassung einer bloggenden Stewardess in die negativen Schlagzeilen. Ellen Simonetti hatte Anfang 2004 ein privates Blog eröffnet, in dem die Stewardess sich selbst als "Königin der Lüfte" inszenierte. Die Delta-Airlines-Stewardess berichtete anonym aus ihrem Leben und schmückte ihre Beiträge gerne mit Fotos von ihrem Arbeitsplatz. Einmal ließ sie sich in ihrer Stewardessen-Uniform etwas freizügiger auf einer Sitzreihe thronend ablichten, was jedoch ihrem Arbeitgeber gar nicht gefiel. Denn anhand ihrer Uniform war eindeutig zu erkennen, für wen sie in Wirklichkeit arbeitete. Und so erhielt Simonetti kurz nach der Blog-Veröffentlichung der Fotos die fristlose Kündigung von Delta Airlines. Es genügte den Managern der Fluggesellschaft nicht, dass das "Tagebuch einer Stewardess" einen fiktionalen Charakter hatte und alle Orts- und Firmenangaben frei erfunden waren. Ihnen gingen die detailreichen Beschreibungen des Arbeitsalltags einer Stewardess schlicht zu weit.
Doch die Flugangestellte war sich keiner Schuld bewusst. Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Firmenrichtlinie oder Blog Policy, die das Führen eines solchen Blogs untersagt hätte, und sie erhielt deswegen auch nie eine Abmahnung. Deshalb fühlte sie sich ungerecht behandelt: "Wenn ich gewusst hätte, dass mich das meinen Job kostet, hätte ich es nicht gemacht. Und wenn sie mich gebeten hätten, das Blog abzuschalten, wäre ich dem natürlich nachgekommen. Aber diese Möglichkeit hat man mir nie gegeben. Es ist unfair, wegen einer nicht existierenden Blog-Policy gefeuert zu werden."
Das Missverständnis führte aber nicht nur zu ihrer Kündigung, sondern auch zu einer selbstironischen Namensänderung und einer ungeahnten Publicity: Simonetti bloggt seit ihrer Entlassung bis heute unter dem Titel "Tagebuch einer abgestürzten Stewardess" und setzte sich unter ihrem Realnamen intensiv mit dem Jobverlust auseinander. Die Blogosphäre registrierte den Fall damals und unterstützte die bloggende Stewardess mit zahlreichen Artikeln, die von den Medien weltweit aufgegriffen worden sind und sich dadurch negativ auf das Image von Delta Airlines auswirkten. Geschickt hat Simonetti die öffentliche Aufmerksamkeit für sich genutzt und im April 2005 ein Buch namens "Diary of a Dysfunctional Flight Attendant: The Queen of Sky Blog" publiziert.
>> FastenYourSeatbelts.at: Delta Airlines & Pegasus starten Corporate Blogs
>> Anders Denken: Wenn user generated content zum (Marken-)Albtraum wird
Klaus Eck
Delta: Bloggende Airline
Seit einigen Tagen gehört auch Delta Airlines zu den bloggenden Fluggesellschaften. Dass gerade Delta mit Under the wing ein Corporate Blog eröffnet, ist interessant, denn im Winter 2004 zeigte die amerikanische Fluggesellschaft noch we…
Diese Geschichte hatte ich bereits verdrängt.
Gut, dass Sie darüber schreiben. Die alte Story ist ein Lehrstück, das man durchaus bei Gelegenheit in Erinnerung rufen darf.
Ich frage mich aber derzeit, ob Firmen wie Delta mit einem Blog viel geholfen ist, oder ob man nicht besser die gesamte Website dialogoffener gestalten sollte.
Und noch etwas: Wie finde ich denn von der Firmenwebsite zum Blog? Ich finde den Link nicht, weder von der deutschen, noch von der amerikanischen Website kommend.