Je bekannter Blogs von Fans werden, desto eher müssen sie damit rechnen, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Manchmal wird den Unternehmen erst dann bewusst, dass es engagierte Kunden gibt, die sich für die Marke auch online einsetzen. Vor kurzem ist IKEA gegen den Betreiber des Blogs Ikeahacker.de vorgegangen und hat dafür gesorgt, dass Thomas Meyer sein Blog nach einigen Monaten wieder geschlossen hat. Damit will der 44-Jährige Mitarbeiter einer Wiesbadener Mediaagentur einen Rechtsstreit vermeiden. In seinem Blog hat er regelmäßig neue Ideen für die Nutzung und Umfunktionierung von IKEA-Produkten vorgestellt, die über die reine Bauanleitungen hinausgingen.
Gegenüber der Frankfurter Rundschau erklärte der IKEA-Pressesprecher Andreas Jantke das Vorgehens eines Unternehmens: "Wir hätten niemals dafür eine Genehmigung erteilt. Wir wollen nicht, dass unsere Marke beschädigt wird." Gleichzeitig scheint IKEA die digitalen Aktivitäten ihrer Kunden ein wenig eindämmen zu wollen. Oder wie sonst sollte man die nachfolgende Äußerung des Pressevertreters interpretieren? "Wenn wir das tolerieren würden, wie sollten wir dann mit Nachahmern umgehen?" Hierbei bezieht sich Janke vor allem auf die aus seiner Sicht begangenen Markenverletzungen. IKEA behält sich somit vor, gegen alle Websites vorzugehen, die den Namen, Schriftzug, Logo oder Presse-Bilder von Produkten verwenden und somit gegen das Markenrecht verstoßen. Letztlich sollten deshalb Blogger sehr vorsichtig mit dem Pressematerial von Unternehmen umgangen. Sie werden von den Unternehmen eben nicht als Pressevertreter betrachtet, die sie auch nicht sind.
Natürlich hat IKEA bei seinem Vorgehen völlig recht. Doch andererseits ist eines Recht zu haben und ein anderes, dieses auch in Anspruch zu nehmen. Schließlich profitierte IKEA von der digitalen Mundpropaganda eines Kunden, der zwar Markenrechte in Frage gestellt hat, aber doch für IKEA geworben hat. Zudem erweist sich die rechtlich sichere Position auf der Imageseite als eine fragwürdige. Zahlreiche Blogger haben das Thema aufgegriffen und im Sinne des David-gegen-Goliaths-Prinzips IKEA kritisiert.
Immerhin hat sich Pressesprecher Jantke bei dem Blogger Markus Trapp per E-Mail gemeldet und sein Vorgehen erläutert. Demnach spielten im Falle Ikeahacker Bedenken wegen sicherheitsgefährender Umfunktionieren von IKEA-Produkten eine wichtige Rolle. Vermutlich wollte das Unternehmen damit Haftungsrisiken klären.
Martin Oetting fragt in seinem Blog Connected Marketing zurecht: "Wie vernagelt (oder in diesem Fall: verschraubt) muss man im Hirn sein, um seinen Fans und Kunden den Austausch über die eigenen Produkte zu verbieten? Die auf diese Weise sicher den Absatz ankurbeln – was macht mehr Lust auf neue Möbel, als kreative innovative Ideen zu ihrer Nutzung?"
>> FR-Online: Möbelhaus duldet keinen inoffiziellen Markenkult
>> TextundBlog.de:Unkluge Ikea-Entscheidung: Ikeahacker geschlossen
>> TextundBlog.de: IKEA-Blog mit originellen Einrichtungsideen
>> BasicThinking: Ikea und Blog-Hackmack
>> Kriegs-recht.de: IKEA und die Hacker – Markenpflege vs. Markenrecht
>> Connectedmarketing:IKEA bekämpft seine Online-Fans
>> Spiegel: Ikea-Hacker basteln bunter (update)
Klaus Eck
Wirklich sehr kurzsichtig von Ikea. So produziert man seine eigene PR-Krise.
Nebenbei frage ich mich (als juristischer Laie), ob eine Privatperson in einem nicht kommerziellen Projekt (= privatem Blog) wirklich automatisch gegen das Markenrecht verstößt, wenn sie sich mit einer Marke bzw. Produkt beschäftigt. Nach dieser Logik müssten Verbrauchersites wie ciao längst dicht gemacht haben.
Gerade von IKEA hätte ich einen entspannteren Umgang mit kreativen FAN-Seiten erwartet! Bisher empfand ich Sympathie für dieses Unternehmen, das hat sich hiermit erledigt: Möbel kaufen heißt nun nicht mehr automatisch „auf zu IKEA!“
Erinnert mich an die Coke/Mentos Geschichte. Mentos war begeistert über die Filme, Coke war kurz davor die Leute mit Klagen zu überziehen.
Das was Meyer da machte, geben andere bewußt in Auftrag: http://blog.futurelab.de/archives/8-Kulturelles-Hacking.html
IKEA mit einem klassischen 1.0 Reflex.
Die Vorgehensweise von IKEA verwundert mich doch sehr. Was kann man sich als Unternehmen mehr wünschen, als Kunden die aus Eigeninitiative heraus PR für die Marke machen. Das mit der Haftung riecht stark nach fauler Ausrede!
Und zwar brauchen grosse Mobelketten neue Ideen zu der Nutzung ihrer Produkte.