Bernd Pitz Bernd Pitz unterstützt seit 2007 mit seinem Beratungsbüro "Selbstverständlich - Rat & Tat für Medien und Marketing" (Fach-)Verlage und Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Online-Strategie. Schwerpunkte sind Online-Vermarktung, Social Media, Lead Generierung und Employer Branding. Der gelernte Journalist arbeitete über 15 Jahre als Redakteur, Chef vom Dienst, Abteilungsleiter Online und interner Berater bei der Augsburger Allgemeinen, Abendzeitung München und Europa-Fachpresse-Verlag (Süddeutscher Verlag). Er ist zertifizierter Lead Management Consultant (TÜV Hessen).

Springer: Die Nerven liegen blank

1 Minuten Lesedauer

Blanke Nerven, Buh-Rufe für den Vorstand, deftige Beleidigungen und Selbstzensur: "Springer kommt nicht zur Ruhe".

Die Sätze sitzen:

“Die 68er haben K.D, gezwungen, als Chefredakteur der Bildzeitung nach
Auffassung des Berliner Landgerichts “bewusst seinen wirtschaftlichen
Vorteil aus der Persönlichkeitsrechtsverletzung Anderer” zu ziehen. Die
68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage
abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten
Instinkte der Bild-Leser zu bedienen, gleichzeitig aber scheinheilig
auf der Papst-Welle mitzuschwimmen.”

Der Autor Alan Posener ist kein unbekannter Blogger, schreibt auch nicht für den Bild-Blog, sondern ist der Chefkommentator der Zeitung "Die Welt", die wie die Bild-Zeitung im Axel-Springer-Verlag erscheint. Posener hat sich auch schon früher mit Kritik an der Schwester Bild, die die seit Jahren Verluste schreibende Welt "finanziert", nicht zurückgehalten. Und Springer hat erstaunlicherweise auch Sätze wie diese bis zum heutigen Tag toleriert:

Im Kommentar auf Seite 2 schreibt Georg Gafron: "Die Menschen hier
fühlen sich ganz überwiegend der christlich-abendländischen Kultur
verbunden…" Was Bild darunter versteht, sieht man unter dem
Islam-Artikel, wo ein Bild-Leser-Gedicht neben der üblichen
Seite-1-Wichsvorlage abgedruckt ist:"Verloren in deinem heißen Schoß / Wird mein Liebesschwert ganz groß"

(Alan Posener auf debatte.welt.de am 28. September 2006 in "Warum kuscheln wir vor dem ISLAM?")

Doch diesmal ging der deftige Kommentator zu weit. Der Beitrag über den Bild-Chefredakteur ist nicht mehr online und ganz öffentlich lässt eine Verlagssprecherin ausrichten:

"Dies ist die Entgleisung eines einzelnen Mitarbeiters. Der Beitrag
von Alan Posener über Kai Diekmann ist ohne Wissen der Chefredaktion in
den Weblog von Alan Posener gestellt worden. Der Beitrag ist eine höchst unkollegiale Geste und entspricht nicht den Werten unserer Unternehmenskultur. Bei Axel Springer gilt Meinungspluralismus, aber nicht Selbstprofilierung durch die Verächtlichmachung von Kollegen."

War das jetzt eine Entgleisung, die durchaus auch eine fristlose Kündigung wert gewesen wäre? Oder ist das ein Einschnitt in die vom Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit? Diskutieren Sie mit.

>> Spiegel: STREIT BEI AXEL SPRINGER. "WamS"-Kommentarchef attackiert "Bild"-Chefredakteur
>> Turi2: Alan Posener: Wir sind Papst. – Dokumentation des Posener-Textes
>> Technorati-Ergebnisse zu Alan Posener

Bernd Pitz

Bernd Pitz Bernd Pitz unterstützt seit 2007 mit seinem Beratungsbüro "Selbstverständlich - Rat & Tat für Medien und Marketing" (Fach-)Verlage und Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Online-Strategie. Schwerpunkte sind Online-Vermarktung, Social Media, Lead Generierung und Employer Branding. Der gelernte Journalist arbeitete über 15 Jahre als Redakteur, Chef vom Dienst, Abteilungsleiter Online und interner Berater bei der Augsburger Allgemeinen, Abendzeitung München und Europa-Fachpresse-Verlag (Süddeutscher Verlag). Er ist zertifizierter Lead Management Consultant (TÜV Hessen).

20 Jahre PR-Blogger

Klaus Eck
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Klaus Eck
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5 Replies to “Springer: Die Nerven liegen blank”

  1. Die Diskussion und Aufregung in der Blogosphäre ist verständlich, dennoch sollte einmal genauer hingeschaut werden, wo das Problem liegt.
    Bloggen und klassischer Journalismus haben einfach nichts gemeinsam. Ein Blogger schreibt unredigiert und wenn integriert bei einem Online Auftritt einer Zeitung, dann an der Redaktionsleitung vorbei, der Redakteur nicht. Diese Experimente mit Blogs im Namen von Redaktionen bei mittlerweile fast allen Zeitungen (außer spiegel.de) fallen in einen Graubereich. Der gemeine Blogger kann unterscheiden, weiß das Posener im eigenen Namen, nicht unter WELT-Online Verantwortung, seine Texte verfasst. Andere Internetuser – und die Masse kennt sich nun mal noch nicht mit Blogs aus – können diesen Unterschied nicht erkennen und gehen bei einem Text von Posener von einer redaktionellen Arbeit der WELT aus. Und hier steckt die Krux: Aussagen wie „Die 68er zwingen ihn noch heute, täglich auf der Seite 1 eine Wichsvorlage abzudrucken, und überhaupt auf fast allen Seiten die niedrigsten Instinkte der Bild-Leser zu bedienen“ sind in einem Blog bestens aufgehoben und äußerst unterhaltsam. In einer seriösen redaktionellen Arbeit haben sie allerdings nichts zu suchen. Dort hat eine solche Aussage nichts zu suchen. Das ist die Schwierigkeit, Blogs und ihre mittlerweile vehement verteidigten Grundsätze haben einfach nix unter dem Namen einer Redaktion zu suchen. Broders Texte bei spiegel.de unterscheiden sich schließlich auch von den bei der Achse des Guten – und das ist auch gut so.

  2. Die Grenzen der Debatte?

    Gestern morgen erschien auf WELT DEBATTE für kurze Zeit ein Beitrag von Alan Posener, Kommentarchef der WELT am SONNTAG, der sich kritisch mit dem Chef-Redakteur der BILD-Zeitung, Kai Diekmann, auseinandersetzte. Gegen Mittag wurde der Artikel dann wiede

  3. @Georg Schneider:
    D.h. man sollte er BILD wegen fehelenden Niveaus den Status als einer vom GG geschützten PLattform der Freiheit des Wortes entziehen?
    Kann man drüber reden 😉

  4. @ OliverG
    Ich will es mal philosophisch beantworten: Das Wort bleibt nur so lange frei, wie es die Freiheit eines anderen nicht einschränkt…
    Der Bild das Wort entziehen ginge dabei nicht immer zu weit, doch wäre es, wie bei vielen anderen Beschränkungen der Meinungsfreiheit ein falscher Schritt.
    Der Unterschied zwischen Meinung und einem emotionalen Ausbruch ist bei vielen Kommentierungen nicht immer klar zu trennen. Dass es bei der Äußerung von Beleidigungen jedoch auch zu Verletzungen anderer Grundrechte kommt, sollt bei der Diskussion über die Meinungsfreiheit jedoch nicht leichtfertig übersehen werden.

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