Vocasting ist vielleicht the next big Thing. Was wirklich daran ist, das erfährt der Leser im nachfolgenden Interview sowie auf dem nächsten Nextperts Breakfast am 5. April 2006 in München. Dann wird der Medienberater Markus Niedermeier einen kleinen 5 – 10 minütigen Auftakt-Vortrag zum Thema "Medienbrüche sind heilbar" halten.
Der Partner der Visual Content Agentur RELEASE!. setzte als Autor und Creative Producer viele TV-, Film- und Netzprojekte in Deutschland und USA um.
>> Wie groß sind eigentlich die technischen Hürden, ein eigenes Videoblog zu betreiben?
Von technischen "Hürden" kann man eigentlich schon lange nicht mehr sprechen. Digitales Video ist seit Jahren ein Massenmarkt, auf dem jeder die für ihn oder sie geeignete Technik finden kann – je nach Anspruch, Professionalitätsgrad und Geldbeutel. Was jetzt neu hinzukommt und die Sache unheimlich vereinfacht, ist Software, die den gesamten Workflow bis hin zum Veröffentlichen im Web zusammenfasst. Bahnbrechend ist hierbei Apple mit seinem iLife 06 für ganze 79 €. Die darin enthaltenen Programme ermöglichen auch Anfängern jeden Arbeitschritt vom Videoschnitt bis hin zum Publizieren eines Blogs.
>> Wie stark wird sich das Videocasting oder Vodcasting in den kommenen Jahren verbreiten?
Videocasting sehe ich nicht isoliert als neuestes Trendthema, sondern als Ausdruck einer größeren Aufbruchsbewegung im Netz hin zu mehr audiovisuellen Inhalten. Gerade in den USA investieren Internet- und Medienunternehmen – Google, Yahoo, AOL, etc – wieder massiv in rich media content. Innerhalb dieser Entwicklung werden Vodcasts sicherlich zu einem festen Bestandteil der Online-Medien. Wenn jemand mit hoher Frequenz publizieren möchte – ob als Amateur, Kreativer, Journalist oder als PR-Profi eines Unternehmens – dann sind Vlogs und Vodcasts äußerst kosteneffektive Medien. Eines der prominentesten, professionellen Beispiele für diese Entwicklung dürfte zur Zeit wohl Kevin Sites mit seiner Hot Zone auf Yahoo.com sein.
>> Können sich die Laien in der Aufmerksamkeitsökonomie überhaupt gegen die
Profis durchsetzen?
Das Spannende gerade am Videocasting und der dahinterstehenden
Technologie ist es, dass es aufgrund der niedrigen Eintrittsbarriere –
wie Flash Animation vor einigen Jahren – eine neue Plattform für eine
ganze Generation von Kreativen bietet. Wenn man sich die erfolgreichen
Viral Videos im Netz anschaut, dann sind die wenigsten von "Profis"
erstellt. Das Netz ist auch im Sinne des aktiven Zugangs unendlich
demokratischer als die hierarchischen Strukturen im herkömmlichen
Medienbetrieb mit seinen Gatekeepers.
>> Wird Vodcasting ein Massenphänomen oder bleibt es ein Nischenthema?
Letztlich scheint es eine logische Konsequenz der Evolution des
Webs zu sein. Viel wird davon abhängen, wie sich die Mainstream
Medienunternehmen dazu verhalten und wohin sich die
Plattform-Technologien entwickeln. Als Onliner wollen wir Videocontent
haben; woher er kommt und auf welchen Plattformen wir ihn konsumieren,
bleibt wird immer mehr zur Nebensache. Pod- und Vodcasts sind dafür der
schlagende Beweis. Die großen iPods spielen ab dieser Generation immer
auch Video ab, ähnlich wird es bald mit allen Handies und
Spielekonsolen sein. Da entsteht ein gigantisches Contentvakuum, das
nicht nur mit Audio gefüllt werden wird. Vodcasting ist aus diesem
Kontext nicht wegzudenken, zumindest als Spielwiese, Incubator, PR- und
Werbeplattform.
>> Wie teuer ist es eigentlich, einen Vodcast aufzusetzen? Worauf muss man
dabei achten?
Die Kosten für Ausrüstung sind zu vernachlässigen. Die
Grundausstattung mit Computer, Videokamera und Breitbandzugang hat
heute fast jeder. Da ist man mit 1500 € alles in allem schon gut dabei.
Authoring Software wie iLife 06 gibt es wie gesagt für unter 100 Euro,
Hosting und Traffic kann man sehr günstig bis umsonst finden.
Nicht zu unterschätzen ist der Zeitaufwand, den wirklich guter
Videocontent erfordert, von der Konzeption bis hin zur Produktion.
Originelle Idee und Persönlichkeit sind hier aber auf jedenfall
wichtiger als "professionelle" Ausleuchtung. Als wichtigste Grundregel
gilt hier: "Guter Ton macht das Bild schärfer".
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