Wie sollte es auch anders sein? Wenn fünf praxiserfahrene Vertreter aus PR und Journalismus öffentlich und vor kritischem (weil selbst betroffenem) Publikum reden, wer wird sich dann schon als schwarzes Schaf outen? Schon die Ankündigung des Panels "PR und Journalismus – (wie) geht das zusammen im selben Kopf?" wird auf die schwarzen Schafe wirken wie auf Dracula das Kreuz. Aber der Reihe nach…
Das Podium war hochgradig asymetrisch besetzt: Dreieinhalb Journalismus-Profis und anderthalb Vertreter der PR. Rechnet man das in Etats und Honorare um, ist die PR-Branche krass über-repräsentiert. Details zur Besetzung auf der Kongress-Seite des Jonet und in zahlreichen Blog-Postings mit dem vorher vereinbarten Tag ‚jonettag‘, Ansichten z.B. beim Jonet-Bilderpool auf flickr. Außerdem gibt es einen Reader zu dem Panel.
Wie seriöse PR funktioniert, das konnte Veronika Hucke (Leiterin Unternehmenskommunikation Philips) erklären. Angefragt, was sie täte, wenn ihr Vorstand von ihr verlangte, "ein paar Journalisten zu kaufen", wusste sie immerhin von betriebsinternen Möglichkeiten des kontrollierten Gegensteuerns zu berichten – wie gesagt, schwarze Schafe gehen nicht auf Podien.
Ähnliches bei Justin Westhoff,
der schon seit langem sowohl mit Journalismus als auch mit PR sein Geld
verdient. Dementsprechend viele Geschichten konnte er erzählen – vor
allem davon, was Auftraggeber so gerne hätten.
Überhaupt herrschte bei allen Einigkeit in der Analyse: PR und
Journalismus müssen sauber getrennt werden. Wo PR im Medien auftaucht,
muss der Konsument das auf den ersten Blick erkennen können. So weit,
so fast schon biblisch-apodiktisch (Euer ja sei ein ja, Euer nein sei
ein nein, alles andere ist vom Bösen – so ähnlich steht das da) – da
waren sich alle einig. Wo ist das Problem, wozu sitzt man dann
überhaupt auf dem Podium?
Weil nach der Diagnose die Therapie kommt. Wie man diese Forderung
wirksam durchsetzt, das wurde nicht mehr gemütlich beplaudert, da gab
es Lawei (‚Lärm‘ heißt das auf Hochdeutsch). Andreas Kunze
(Chefredakteur ‚Fintext‘) erzählte davon, dass er für eine Ausgabe
einer Zeitung vom Verlag sein Geld zurückverlangte, weil Teile darin
augenscheinlich gesponsert waren, statt redaktionell bearbeitet. Als
Peter Grabowski (netzwerk recherche)
danach in den Raum stellte, nur harte (also teure!) Sanktionen würden
die Verlage abhalten, PR in die redaktionellen Teile zu schmuggeln,
konnte Christoph Fischer (ehem. Ressortleiter Medizin bei "Bild") seine
Erregung nicht mehr im Zaum halten. Mühelos beschallte er den Raum, in
dem mehr als 120 Teilnehmer saßen, ohne Mikro.
Kurz zusammengefasst wandte er ein, jeglicher Form von einer
‚Gewährleistung‘ der Medien ihren Kunden (Käufern!) gegenüber stünde
die im Grundgesetz verbriefte Pressefreiheit entgegen.
Ein Resumee? Ist nicht – das Thema bleibt ein Dauerbrenner. Es
erfordert permanente Aufmerksamkeit, um wenigstens die schlimmsten
Auswüchse zu stoppen. Und die schlimmsten Auswüchse sind gerade nicht
die dümmsten; die bemerkt nämlich jeder.
Albrecht Ude
Die schwarzen Schafe der PR
Was mir in dem Beitrag zur Nachlese der Jonettage auf dem PR Blogger als auch im – durchaus durchblätternswerten – Reader fehlt, ist eine plausible Definition von PR.
PR wird demnach anscheinend immer mehr als ausschließlich bezahlte pseudo-redaktionell…
🙂 Konkress-Seite des Jonet
an krass gedacht und dem Freud’schen auf den Leim gegangen?
Wirklich ein schöner Fehlerteufel, den ich dank Deines Hinweise korrigieren kann *g*