Wie sich die Unternehmenskommunikation durch das Internet wandelt, habe ich bereits mit der ersten These skizziert, dass klassische Öffentlichkeiten überholt seien. Die sich wandelnden Öffentlichkeiten hängen eng mit zwei weiteren Aspekten zusammen: den Teilnehmer und deren Kommunikationskanälen.
2. These: Kommunikationskanäle sind im Fluss
Das Internet mit seinen vielfältigen Portalen, Foren und Netzwerken schafft nicht nur eine Reihe von neuen Öffentlichkeiten, in denen Themen aller Art diskutiert werden können, sondern ändert die bisherigen Machtverhältnisse: Es streut das Produktionsmittel zur Herstellung von Öffentlichkeit breit über alle Interessenten. Das Resultat: Für Unternehmen, Verbände und Institutionen wird es ebenso wie für Privatpersonen schwieriger, die sie betreffenden Informationen zu kontrollieren.
In der Google-Gesellschaft kann jeder Leser sein oder als Schreiber
aber auch Radio- und Filmproduzent, Grafiker und Künstler
kommunizieren. Eine einseitige Kommunikation Top-Down wird vom
kommenden Regelfall des Dialogs abgelöst. Dies hat zur Folge, dass die
bei bisher wenigen liegende Hoheit über Meinungen und Informationen schwindet
– zugunsten einer breiten Verteilung dieser Deutungsmacht auf viele
Schultern. Die neuen Öffentlichkeiten erhalten also auch neue Macht –
was keineswegs selbstverständlich ist.
Weblogs sind dabei nur ein Baustein des Wandels: Kommunikationswege
entstehen und vergehen. Und nur Unternehmen, die entsprechend wachsam
sind, können neue Öffentlichkeiten und Netzwerke beobachten und mit
Ihnen umgehen. Die Möglichkeit zur Kommunikation wird dabei zum Zwang:
Ihre vielfältigen Wege – mit den unterschiedlichsten Stakeholdern –
eröffnen für Unternehmen neue Chancen, die diese aber nutzen müssen: Das Internet wird zur Kommunikationsfalle,
aus der niemand entkommt. Man kann eben auch im Internet nicht nicht
kommunizieren. Und wer dies nicht selbst tut, überlässt das Terrain
Dritten, die die ureigenen Themen besetzen.
Die weiteren Thesen demnächst:
1. Klassische Öffentlichkeiten sind überholt.
3. Unternehmen ändern sich von innen heraus.
4. Neue Märkte bringen neue Werte.
5. Elektronische Gedächtnisse schaffen ewige Wahrheiten. Und Falsches.
6. Jedes Unternehmen benötigt sein kommunikatives Risikoprofil.
7. Sichtbar ist, wer vorne steht.
8. Risiken erkennen. Und ihnen mit dem Potenzial des Netzes begegnen.
Kai Lehmann, Herausgeber der Google-Gesellschaft, wbpr
heurika, die neuzeit ist da…
bisher haben wir kommuniziert, jetzt googlisieren wir!
a) auch die zweite these vermag mich nicht erkennen lassen was da jetzt soooo neu ist
b) google = gesellschaft ist eine perversion des hype-gedankens und wird in sich zusammenfallen wie die märkte in den jahren 2000-2002
man mag mich für verwegen halten, aber auch früher schien es mir doch so, dass nur der der kommuniziert, meinungen bildet. dafür brauchte ich früher nur ein podium. rein in partei und verein und losgequatscht.
internet verbreitert nur die basis, mehrt die zuhörer und kritiker. wo ist der unterschied? alles nur ein wenig größer und globaler… kein hype, simple evolution.
vermessen, dem menschen unterstellen zu wollen, dass er von der macht- zur funktionselite wechseln würde, blos weil er jetzt das internet hat.
Unternehmen in der Google-Gesellschaft
Unbedingt hier hinein gehören die Thesen von Kai Lehmann, Herausgeber der Google-Gesellschaft über die Herausforderungen für Unternehmen in der Google-Gesellschaft.
Der ersten These von der Überkommenheit der klassischen Öffentlichkeiten ist sich…
„Das Internet wird zur Kommunikationsfalle, aus der niemand entkommt. Man kann eben auch im Internet nicht nicht kommunizieren.“
ich gehe hier mit dem Wirtschaftsweisen ganz d’accord. Ich erinnere mich noch gut an die angebliche Revolution der Textstruktur durch den Hypertext. Mit der Googleisierung steht nun also die nächste Hybris an.
Aberwitzig wird das Ganze allerdings, wenn man die Revolution von Morgen mit den Thesen von vorgestern begründen möchte. Waclavics These von der Unmöglichkeit der Nichtkommunikation war damals schon Blödsinn und wird auch durch ihre permanente Wiederholung nicht richtiger. Logische Propädeutik: Wenn nichtkommunizieren nicht möglich ist, also alles immerzu Kommunikation ist, dann ist die Kategorie „Kommunikation“ leer. Möglichkeitsbedingung um sinnvoll über Kommunikation zu sprechen, ist also gerade die Möglichkeit zur Nonkommunikation die Wacalavic bestreitet.
Mir geht es bei der Beschreibung der kommunikativen Umbrüche weniger um das Feststellen eines Hypes, sondern um die nüchterne Beschreibung eines gesellschaftlichen Wandels.
Und in der Tat geht es mir nicht darum, Google mit Gesellschaft gleichzusetzen. Das wir in einer (netzbasierten) Wissensgesellschaft leben, dürfte allgemein als anerkanntes Label für den Status unserer Gesellschaft gelten. Wenn nun aber das Netz zum Leitmedium avanciert, dann ist es doch nur rechtens, den zentralen Einstieg, eben Google, als überspitzte Metapher für den Wandel zur internetbasierten Wissensgesellschaft zu verwenden.
In diesen Beiträgen hier wird leider nicht deutlich, welche Rolle Suchmaschinen für das Netz, die Nutzer und damit auch für die Gesellschaft haben. Guckst Du hier: http://www.blog.google-gesellschaft.de.
Wer immerzu Weblogs propagiert als Allheilmittel oder jemand, der glaubt, dass Google der Segen der Welt wäre, den darf man gerne verdächtigen, Themen zu hypen.
Wer glaubt, dass das Internet eben „nur“ ein größeres Publikum erreicht und dies schneller als zu vor, der verschließt die Augen vor dem, was passiert.
Der von mir (nicht gehypte) kommentierte Wandel umfasst dabei dabei alle Aspekte des Internets. Er trennt nicht zwischen Google- und Hypertext-Impulsen. Und dieser Wandel ist letztlich nicht einfach zu trennen vom Wandel, der durch den (unvernetzten) Computer induziert wurde.
Dass Google dabei in vorderster Front genannt wird, liegt eben daran, dass Google und Suchmaschinen generell eine enorme Bedeutung für die Erschließung des Netzes haben.
Dabei habe ich weder von Macht- noch Funktionseliten gesprochen. Aber das wird mir hier sicher gerne jemand erklären.
Wer dem „gehypten“ Wandel skeptisch gegenüber steht, kann gerne im Blog zur Google-Gesellschaft reinschauen und an den Postings nachvollziehen, dass es einen konkreten Wandel gibt. Oder einfach die Google-Gesellschaft kaufen.
Vielleicht mal ein Wort zum Zitat von Paul Watzlawick. Jan Hoppe schreibt: „Waclavics These von der Unmöglichkeit der Nichtkommunikation war damals schon Blödsinn“.
Das stimmt so nicht. Man sollte aber wissen, worüber Watzlawick eigentlich geschrieben hat: Über Zwischen-„Menschliche Kommunikation“. Nicht mehr und nicht weniger. Und für die zwischenmenschliche Kommunikation ist sein Axiom unbestreitbar richtig.
Problematisch wird es dann, wenn das Zitat auf andere Kommunikationsprozesse (z.B. auf die von Unternehmen oder anderen Organisationen) übertragen wird. Ist es dann auch noch richtig?
@jhoewner
Ich muss zugegeben, dass wir das Watzlawick-Zitat nicht aus theoretischen Gründen ausgewählt haben, sondern weil wir dachten, es trifft den Punkt.
Aber ich glaube, dass es auch für Unternehmen auf eine gewisse Weise gilt. Denn wie bei der zwischenmenschlichen Kommunikation geht es doch um eine Situation des Gegenübers, besser: der gegenseitigen Sichtbarkeit. Und dies wird, so die These, mit dem Netz unumgänglich. Unternehmen stehen eben permanent im kommunikatven Rampenlicht ihrer Stakeholder. Sie können hier nicht wegtauchen, weil eben das auch immer gedeutet und kommentiert wird.
In diesem Sinne möchte ich Watzlawicks These für unsere Ideen verstehen – und ihm ansonsten kein Unrecht antun.