Die Sache mit dem Schuster und den eigenen Schuhen

1 Minuten Lesedauer

Ein Sprichwort besagt sinngemäß, dass die Kinder eines Schuhmachers mit den schlechtesten Schuhen herumlaufen müssen. Nun ist der Wahrheitsgehalt von Spruchweisheiten oftmals ein zweifelhafter, aber wer gezielt nach den Internetangeboten von PR-Agenturen recherchiert, sieht oft Bemerkenswertes.
Natürlich haben die großen Netzwerke und führenden Agenturen ihre Hausaufgaben gemacht. Da werden beeindruckende mit Flash produzierte Intros aufgefahren, die die Kompetenz des Unternehmens herausstellen (sollen). Die Tücke liegt da eher im Detail, wenn ganze Webseiten in Flash programmiert sind, und Kontaktformulare abseits des Internet Explorers nicht so recht funktionieren.
Kurz und knapp kann der Besucher denn auch eine Botschaft an einen allgemeinen Account senden, wenn die Technik denn mitspielt.

Der Eindruck der sich potentiellen Kunden aufdrängen könnte, ist, dass
die berufsmäßigen Kommunikatoren nicht so recht kommunizieren wollen.
Und so wichtig die PR-Branche inzwischen auch Blogs als
Informationsmittel findet, so wenig wird auf Agenturseite gebloggt,
obwohl unsere Branche durchaus spannende Dinge zu erzählen hätte, ohne
gleich durch Ausplaudern die Kundschaft vor den Kopf zu stoßen. Eine
verpasste Chance, Kunden davon zu überzeugen, dass man die Sache, von
der in Präsentationen sicher die Rede ist, auch wirklich versteht.
Nun besteht unsere Branche aber naturgemäß nicht aus den Top 50,
sondern aus einer Unmenge kleinerer Agenturen bis hin zu
freiberuflichen PR-Beratern.

Um gegenüber internationalen Networks
bestehen zu können, sollten solche Unternehmen ihre Schnelligkeit und
Flexibilität ausspielen und sich besonders wirkungsvoll im Netz
präsentieren. Sie tun es bloß nicht! Da sind Seiten hoffnungslos
veraltet, werben aber zugleich mit Schlagworten wie Medienkonvergenz
und integrierter Kommunikation. Es fehlen wichtige Elemente, um
überhaupt vernünftig von Suchmaschinen gefunden zu werden und viele
Texte erwecken den Anschein, lieblos und flüchtig entstanden zu sein.

Besonders peinlich etwa das Versprechen, dank professioneller PR den
„Vetrieb“ (sic!) anzukurbeln. Durchaus möglich, dass dieses Unternehmen
professionell arbeitet, wenn es denn erst einmal einen Kunden gewonnen
hat. Überzeugend ist ein solcher Auftritt wohl kaum. Nicht, dass der
Kaiser nackt ist, aber zumindest das Schuhwerk des Schusters ist
heruntergekommen! Überraschend: Die Chance, sich gerade gegenüber den
bislang blogabstinenten Networks zu positionieren, hat sich bei den
kleineren Agenturen wohl noch nicht herumgesprochen. Schade…
Wenn Sie uns gern vom Gegenteil überzeugen wollen: Empfehlen Sie uns
doch bitte gutgemachte Blogs auf Agenturseite!

Stephan Lamprecht

6 Replies to “Die Sache mit dem Schuster und den eigenen Schuhen”

  1. Was der Koch selbst nicht isst schmeckt nicht

    Stefan Lamprecht auf PR Blogger über die mangelhaften Webseiten der PR-Kommunikationsprofis:
    Der Eindruck der sich potentiellen Kunden aufdrängen könnte, ist, dass die berufsmäßigen Kommunikatoren nicht so recht kommunizieren wollen. Und so wic…

  2. Hallo,
    das ist ja nun ein altbekanntes Phänomen, dass bei PR-, Werbe- oder Multimedia-Agenturen die Pflege des eigenen Webauftritts oft zu wünschen lässt. Die Kunden gehen halt meist vor. Auch Bloggen ist mit einigem Zeitaufwand verbunden. Aber wenn man seinen Kunden ein Weblog als möglichen zusätzlichen Kommunikationskanal schmackhaft machen und mit Beratung und Unterstützung Geld verdienen will, sollte man schon selbst damit Erfahrung gesammelt haben. Nur theoretische Erkenntnisse werden – trotz allem Hype derzeit – skeptische Kunden nicht überzeugen. Von daher stimmt die Kritik schon. Aber was ist nun ein gutes Agentur-Weblog? Ganz unbescheiden verweise ich da mal auf http://www.20six.de/conoscopr. Mit etwas mehr Zeitaufwand könnte es sicher noch schöner sein, aber immerhin ein Anfang. Um Kunden das Prinzip zu verdeutlichen und ihnen einen schnellen Zugang zu weiterem Hintergrundmaterial zu bieten, reicht es auf jeden Fall aus.
    Viele Grüße
    Stefanie Berg (conosco)

  3. Damit hatte ich auch in meiner Zeit als „Eigenmarketer“ einer Werbeagentur zu kämpfen: Interne Projekte sind immer allen superwichtig. Aber sie kosten Geld. Und wenn’s dann um die Ressourcenplanung für die Umsetzung geht, gehen Kunden nunmal vor – denn die bringen schließlich Geld. Den Relaunch der eigenen Agentur-Website innerhalb des normalen Tagesgeschäfts fertigzubringen, ist meiner Erfahrung nach quasi unmöglich. Da müssen die Abende und Wochenenden herhalten. Nur zu dumm, dass nicht selten die Kreativen dort ebenfalls noch an Kundenprojekten arbeiten … Ob Werbe- oder PR-Agentur – Eigenmarketing ist nunmal eine nicht unkritische Geschichte.

  4. Dem letzten Post stimme ich zu: Auch ich habe mal versucht, für eine Agentur eine Eigendarstellung im Netz fertigzubekommen. Alptraum! Der zahlende Kunde hat immer und ständig Vorrang. Denn chronisch unterbesetzt zu sein, ist ja Teil des Geschäftsmodells der meisten Agenturen. Daher nehmen sie ja nur ein Drittel der Honorare, die Berater nehmen…
    Andererseits sehe ich eine Sache ganz knallhart: eine Agentur, die selber keinen Blog hat, aber sich als Blog-Kompetenz inszeniert, ist massiv unglaubwürdig. Wer nie gebloggt hat, weiß überhaupt nicht, was das heißt und wie es funktioniert.

  5. Außerdem: Das detaillierte Aufbereiten und Ausarbeiten von Leistungs-, Kompetenz- und Referenzbeschreibungen, sei es für Online- oder Print-Material, bringt oftmals an den Tag, dass man als Agentur die eigenen Hausaufgaben wie Definition von USP, Markenkern, Mission Statement etc. nicht so konsequent gemacht hat, wie man das seinen Kunden immer einbläut. Was natürlich ebenfalls am chronischen Zeit- und Ressourcenmangel liegt. Bevor also eine neue Agenturwebsite erstellt werden kann, muss erstmal die Vorarbeit gründlich bzw. überhaupt gemacht werden. Das dauert – und verzögert wiederum die Fertigstellung eines neuen Außenauftritts, der aber selbstverständlich kurzfristig fertig sein muss. Aber da sind ja noch die Kunden die Vorrang haben. Außerdem muss das alles ja erst einmal gründlich ausdiskutiert werden – und zwar mit möglichst vielen Mitarbeitern. Schließlich ist man ja eine Agentur. Und da haben bekanntlich alle Ahnung von Werbung, Marketing und PR. Das dauert dann zwar länger, muss aber sein 😉
    (Zugegeben: Leicht übertrieben ist diese Darstellung – aber nur leicht.)

  6. Die Strategie-Umsetzungs-Lcke

    Im aktuellen Newsletter von business-wissen.de bin ich auf einen interessanten Beitrag gestoen: „Strategie-Umsetzung: Schlecht geplant und halbherzig umgesetzt“. Es geht darin um die Frage, warum es bei der Umsetzung von festgelegten Strategie…

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