Blogger-Regeln für Mitarbeiter eines Unternehmens sind wichtig. Doch was, wenn nicht der Mitarbeiter selbst bloggt, sondern dessen Partnerin? Kann ein Unternehmen auch (Halb-)Außenstehende seinen Regeln unterwerfen?
Der Spielehersteller Electronic Arts jedenfalls hat seit kurzem ein Problem: Die Ehefrau eines Mitarbeiters schrieb in ihrem privaten Blog ea_spouse einen längeren Beitrag über die Arbeitsbedingungen der Firma, deren Auswirkungen auf die Mitarbeiter und die Situation der Firma:
"The current mandatory hours are 9am to 10pm — seven days a week — with the occasional Saturday evening off for good behavior (at 6:30pm) … EA’s annual revenue is approximately $2.5 billion. This company is not strapped for cash; their labor practices are inexcusable.“
Früher hätte die Ehefrau dies ihren Freunden oder Nachbarn erzählt. Im Weblog gab es zu diesem Beitrag innerhalb einer Woche mehr als 2.600 Kommentare. Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass Weblogs für Unternehmen die Chance ungeahnter Publizität bieten – im Positiven wie im Negativen.
Doch sind Blogs wie ea_spouse eine Bedrohung? Vordergründig vielleicht. Doch auf mittlere Sicht nicht. Wurde auf der Global PR Blog Week 1.0 noch der Tod der PR postuliert, so sehe ich die Notwendigkeit guter PR dringender denn je. Dazu muss sich PR neu orientieren und beispielsweise weniger Gewicht auf klassische Pressearbeit legen. Doch die PR bekommt eine Menge neuer Aufgaben – hierzu gehören zum Beispiel ein verbessertes Issue Management oder bessere Strategien der Online-PR. Innerhalb vieler Organisationen benötigt PR mehr Kompetenz. Mit anderen Worten: Wenn es die Geschäftsführung von Electronic Arts schon selbst nicht merkt, dass man über Mitarbeiter nicht beliebig verfügen kann, so sollte zumindest die PR dem Einhalt zu gebieten suchen. PR wird nicht umsonst als Management-Funktion bezeichnet. Vielleicht ist es idealistisch, doch ich sehe PR auch in der Pflicht, für Werte einzutreten. Denn Fehlverhalten hat im Zweifel ein viele stärkere PR-Wirkung als tolle neue Produkte.
Dass PR hierfür oft (noch) nicht das entsprechende Standing hat, ist klar. Doch vielleicht helfen Blogs wie ea_spouse an dieser Stelle nach. Denn Sippenhaft kann es nicht geben, und deshalb kann man Blogger-Regeln, die für Mitarbeiter sinnvoll sind, nicht beliebig ausdehnen.